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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Pferde, Hunde und Gewehre als auch wegen der besondern Art, das alles zu handhaben, sodass ich mich wohl rühmen kann, in Forst, Wiese und Feld meines Namens Gedächtnis hinlänglich gestiftet zu haben. Ich will mich nun zwar nicht auf Einzelheiten von meinen Pferd- und Hundeställen oder meiner Gewehrkammer einlassen, wie Stall-, Jagd- und Hunde-Junker sonst wohl zu tun pflegen; aber eines meiner Lieblingshunde muss ich doch noch Erwähnung tun.
    Das Tierchen war ein Windspiel. Mein Lebelang hatte oder sah ich kein besseres. Es wurde alt in meinem Dienste und war minder wegen seiner Gestalt als wegen seiner außerordentlichen Schnelligkeit merkwürdig. Mit diesem Hunde jagte ich beständig jahraus, jahrein. Hätten die Herren ihn gesehen, so würden sie ihn gewiss bewundert und sich gar nicht verwundert haben, dass ich ihn so lieb hatte und so oft mit ihm jagte. Er lief so schnell, so oft und so lange in meinem Dienste, dass er sich die Beine ganz bis dicht unterm Leibe weglief und ich ihn in seiner letzten Lebenszeit nur noch als Dachshund gebrauchen konnte, in welcher Qualität er mir denn ebenfalls noch manch liebes Jahr diente.
    Früher noch als Windspiel – beiläufig zu melden, es war eine Hündin – setzte sie einst hinter einem Hasen her, der mir ganz ungewöhnlich dick vorkam. Es tat mir leid um meine arme Hündin, denn sie war mit Jungen trächtig und wollte doch noch ebenso schnell laufen als sonst. Nur in sehr weiter Entfernung konnte ich zu Pferde nachfolgen. Auf einmal hörte ich ein Gekläffe wie von einer ganzen Koppel Hunde, allein so schwach und zart, dass ich nicht wusste, was ich daraus machen sollte. Wie ich näher kam, sah ich mein himmelblaues Wunder. Die Häsin hatte im Laufen gesetzt und meine Hündin geworfen; und zwar jene gerade ebenso viel junge Hasen als diese junge Hunde. Instinktmäßig hatten jene die Flucht genommen, die Hündchen aber hatten nicht nur die Häschen gejagt, sondern auch gefangen. Dadurch gelangte ich am Ende der Jagd auf einmal zu sechs Hasen und Hunden, obgleich ich doch nur mit einem einzigen angefangen hatte.
    Ich gedenke dieser wunderbaren Hündin mit demselben Vergnügen wie eines vortrefflichen litauischen Pferdes, welches nicht mit Geld zu bezahlen war. Dies bekam ich durch einen Zufall, welcher mir Gelegenheit gab, meine Reitkunst zu meinem nicht geringen Ruhme zu zeigen. Ich war nämlich einst auf dem prächtigen Landsitze des Grafen Przobofsky in Litauen und blieb im Staatszimmer bei den Damen zum Tee, indessen die Herren hinunter in den Hof gingen, um ein junges Pferd von Geblüte zu besehen, welches soeben aus dem Gestüt angelangt war. Plötzlich hörten wir wie einen Notschrei. Ich eilte die Treppe hinab in den Hof. Bestürzt und verwirrt standen die mutigsten Reiter da um das unbändige Tier. Angst und Besorgnis schwebte auf allen Gesichtern, als ich mit einem einzigen Sprunge auf seinem Rücken saß und das Pferd durch diese Überraschung nicht nur in Schrecken setzte, sondern es auch durch Anwendung meiner besten Reiterkünste gänzlich zu Ruhe und Gehorsam brachte. Um dies den Damen noch besser zu zeigen und ihnen alle unnötige Besorgnis zu ersparen, zwang ich den Gaul, durch eins der offenen Fenster des Teezimmers mit mir hineinzusetzen. Hier ritt ich nun verschiedene Male, bald Schritt, bald Trott, bald Galopp herum, setzte endlich sogar auf den Teetisch und machte da im Kleinen überaus artig die ganze Schule durch, worüber sich denn die Damen ganz ausnehmend ergötzten. Mein Ross machte alles so bewundernswürdig geschickt, dass es weder Kannen noch Tassen zerbrach. Dies setzte mich bei den Damen und dem Herrn Grafen so hoch in Gunst, dass er mit seiner gewöhnlichen Höflichkeit mich bat, das junge Pferd zum Geschenke von ihm anzunehmen und auf selbigem in dem Feldzuge gegen die Türken, welcher in Kurzem unter Anführung des Grafen Münnich eröffnet werden sollte, auf Sieg und Eroberung auszureiten.
    Wir zogen, wie es scheint, unter anderem auch in der Absicht zu Felde, um die Ehre der russischen Waffen, welche in dem Feldzuge unter Zar Peter am Pruth ein wenig gelitten hatte, wiederherzustellen. Dieses gelang uns auch vollkommen durch verschiedene zwar mühselige, aber doch rühmliche Feldzüge unter Anführung des großen Feldherrn, dessen ich vorhin erwähnte.
    Einst, als wir die Türken in Oczakow hineintrieben,

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