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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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der Zug abfährt.«
    »Wein?« sagte Pierce. »Himmel, ‘ne Kiste Wein! Können wir Agar in einer Kiste in den Packwagen schmuggeln?«
    Burgess schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn es so weitergeht wie heute. Heute hat dieser Neffe – McPherson heißt er, ist wie alle Schotten übereifrig und will seine Stelle nicht gleich verlieren –, also heute hat dieser McPherson jede Kiste und jedes Paket, das groß genug war, daß sich einer drin verstecken kann, aufmachen lassen. Hat mächtigen Wirbel gemacht, kann ich Ihnen sagen. Der ist ganz schön pedantisch. Neue Besen kehren gut, wissen Sie.«
    »Da haben wir wohl keine Chance, daß der mal wegguckt und Agar reinwitschen kann?«
    »Weggucken? Der guckt nie weg! Der sucht alles ab wie ‘ne ausgehungerte Ratte. Und wenn alles verladen ist, klettert er rein, stochert in jeder Ecke rum, ob sich auch ja niemand versteckt hat. Dann klettert er wieder raus und schließt ab.«
    Pierce zog seine Uhr aus der Westentasche. Es war jetzt zehn Uhr abends. Bis zur Abfahrt des Zuges nach Folkestone am nächsten Morgen blieben ihnen noch zehn Stunden. Auch wenn Pierce ein Dutzend Einfälle gehabt hätte, wie man Agar an dem wachsamen Schotten vorbeischmuggeln konnte, so wußte er doch, daß es keinen Trick gab, den man so schnell in Szene setzen konnte.
    Agar sah ihn trübsinnig an. Er mußte das gleiche gedacht haben. »Sollen wir die Sache um einen Monat verschieben?« fragte er.
    »Nein«, sagte Pierce. Sofort wandte er sich dem nächsten Problem zu. »Was ist mit dem Schloß, das sie an der Schiebetür angebracht haben? Kann man es irgendwie von innen öffnen?«
    Burgess schüttelte den Kopf. »Es ist ein Vorhängeschloß – wird außen an einem Riegel angebracht.«
    Pierce wanderte noch immer auf und ab. »Könnte man es denn an einem der Bahnhöfe öffnen – in Redhill etwa – und dann an einem der nächsten wieder schließen, vielleicht in Tonbridge?«
    »Wäre riskant«, sagte Burgess. »Ist ein schweres Schloß, groß wie Ihre Faust. Es könnte auffallen.«
    Pierce setzte sein ruheloses Umhergehen fort. Lange Zeit waren seine Schritte auf dem Teppich und das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims die einzigen Geräusche im Raum.
    Agar und Burgess beobachteten ihn. Schließlich sagte Pierce:
    »Wie wird der Packwagen denn belüftet, wenn die Schiebetür abgeschlossen ist?«
    Burgess sagte mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck:
    »Oh, Luft gibt’s genug. Dieser Packwagen ist ziemlich grob zusammengezimmert, und wenn der Zug schnell fährt, pfeift der Wind durch alle Ritzen und Spalten, pfeift so, daß einem die Ohren weh tun.«
    »Ich meine etwas anderes«, sagte Pierce. »Gibt es irgendeine Vorrichtung, mit der der Wagen belüftet wird?«
    »An sich hat so ‘n Wagen seine Lüftungsklappen im Dach …«
    »Wie sehen die aus?« fragte Pierce.
    »Na, wie Lüftungsklappen. Aber bei meinem Wagen haben sie keine Scharniere. Ich hab mir schon oft gewünscht, es wären richtige, ich meine solche mit Scharnieren und allem Drum und Dran, vor allem dann, wenn’s regnet – wenn’s regnet, steht bei mir das blanke Wasser im Wagen, ich kann Ihnen sagen …«
    »Ich möchte genauer wissen, wie sie aussehen«, unterbrach ihn Pierce. »Schnell, die Zeit ist knapp.«
    »Na, an sich wie ‘ne Luftklappe, die man mit einer Stange von innen auf und zu machen kann. An sich hat jeder Waggon zwei davon, so daß man die eine in Fahrtrichtung und die andere gegen die Fahrtrichtung öffnen kann. Bei manchen Wagen sind die Klappen aber auch so angebracht, daß sie beide nur in die eine Richtung zu öffnen sind, aber das macht immer Ärger beim Rangieren, denn da müssen sie die Wagen dann immer so anhängen, daß die Klappen nach hinten geöffnet sind, und …«
    »Und der Packwagen hat zwei Lüftungsklappen?«
    »Ja, genau«, sagte Burgess, »nur daß es eben keine richtigen sind, weil man sie nicht zumachen kann, eben weil sie keine Scharniere haben. Und wenn’s regnet, werde ich immer klatschnaß …«
    »Geht es durch die Klappen direkt ins Wageninnere?«
    »Ja«, sagte Burgess. »Aber die sind nicht breiter als ‘ne Hand. Wenn Sie also glauben …«
    »Tu ich gar nicht«, unterbrach ihn Pierce. »Also, Sie sagen, an Ihrem Wagen sind zwei solche Klappen angebracht. Wo genau?«
    »Auf dem Dach, wie ich schon sagte, in der Mitte, und …«
    »Wo im Verhältnis zur Wagenlänge?« fragte Pierce. Sein ständiges Umhergehen und sein gereiztes Verhalten brachten den aufgeregten Burgess, der

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