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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sagte: »Gott helfe mir, ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen. Darauf muß ich erst mal noch einen trinken.« Er hielt Pierce sein Glas hin.
    »Sie haben schon genug«, sagte Pierce. »Sie haben noch einiges zu tun. Gehen Sie nach Hause und holen Sie Ihren besten Anzug, wirklich den besten, den Sie haben, und kommen Sie dann wieder her, aber schnell.«
    Agar seufzte.
    »Gehen Sie schon«, sagte Pierce. »Und vertrauen Sie mir.«
    Nachdem Agar gegangen war, ließ Pierce seinen Kutscher Barlow holen.
    »Haben Sie irgendein Seil im Haus?« fragte Pierce.
    »Ein Seil, Sir? Meinen Sie ein Hanfseil?«
    »Genau das. Haben wir eines im Haus?«
    »Nein, Sir. Würde Ihnen auch ein langer Lederriemen genügen?«
    »Nein«, erwiderte Pierce. Er überlegte einen Augenblick.
    »Spannen Sie das Pferd vor den offenen Wagen und halten Sie sich bereit. Es gibt Arbeit. Wir müssen heute nacht ein paar Dinge besorgen.«
    Barlow nickte und ging. Pierce kehrte ins Eßzimmer zurück, wo Miriam noch geduldig saß und ruhig wartete.
    »Gibt es Ärger?« fragte sie.
    »Nichts, was sich nicht noch zurechtrücken ließe«, erwiderte Pierce. »Hast du ein schwarzes Kleid? Ich denke an ein sehr einfaches Kleid, wie auch ein Dienstmädchen es tragen könnte.«
    »Ich glaube schon, ja.«
    »Gut«, sagte er. »Leg es heraus, du wirst es morgen früh tragen.«
    »Wozu denn bloß?«
    Pierce lächelte. »Um einem Toten deine Ehrfurcht zu bezeigen«, sagte er.

Falscher Alarm
    Am Morgen des 22. Mai, als der schottische Wachmann McPherson auf dem Bahnsteig des London Bridge-Bahnhofs seinen Dienst antrat, bot sich ihm ein höchst unerwarteter Anblick. Neben dem Packwagen des Zuges nach Folkestone stand eine Frau in Schwarz – dem Aussehen nach ein Dienstmädchen, aber durchaus hübsch. Das arme Kind weinte bitterlich.
    Der Anlaß ihrer Trauer war unschwer zu erkennen, denn neben dem Mädchen, auf einem offenen Karren, stand ein einfacher Holzsarg. Es war ein schlichter, schmuckloser Sarg mit mehreren Luftlöchern in den Seitenwänden. Auf dem Sargdeckel war so etwas wie ein Miniaturglockentürmchen angebracht, in dem eine kleine Glocke hing. An dem Klöppel der kleinen Glocke war eine Schnur befestigt, die durch ein Loch in das Innere des Sarges führte.
    Obwohl unerwartet, war dieser Anblick für McPherson jedoch keineswegs überraschend – so ausgestattete Särge waren in jenen Tagen keine Seltenheit. Als McPherson sich dem Sarg näherte, verwunderte es ihn auch nicht, daß aus den Luftlöchern der Geruch eines verwesenden Leichnams drang, was darauf schließen ließ, daß der Tote schon einige Zeit im Sarg lag. Und auch das war nur zu verständlich.
    Im 19. Jahrhundert schreckte in England wie in den Vereinigten Staaten viele Menschen die Vorstellung, sie könnten lebendig begraben werden. Diese bizarre Idee hat in der Literatur der Zeit, zum Beispiel bei Edgar Allan Poe, ihre Spuren hinterlassen. Die Furcht, lebendig begraben zu werden, wurde von Angehörigen aller Klassen und Stände geteilt. Es handelte sich dabei jedoch nicht nur um eine neurotische Zwangsvorstellung. Im Gegenteil, genügend Anhaltspunkte deuteten darauf hin, daß es tatsächlich geschehen konnte, daß Menschen lebendig begraben wurden. Es war durchaus richtig, anzunehmen, daß nur glückliche Umstände ein so gespenstisches Geschehen zu vereiteln vermochten. 1853 ereignete sich ein Fall in Wales, der breite Publizität fand. Es ging dabei um einen ertrunkenen zehnjährigen Knaben: »Als der Sarg schon in dem offenen Grab lag und die Erde in die Grube geschaufelt wurde, war plötzlich ein entsetzliches Geräusch zu hören. Der Knabe trat und schlug offenkundig gegen die Wände des Sarges.
    Die Totengräber unterbrachen ihre Arbeit und ließen den Sarg öffnen, worauf der Knabe herausgekrochen kam und nach seinen Eltern rief. Doch eben diesen Knaben hatte man vor vielen Stunden für tot erklärt. Der Arzt hatte gesagt, die Atmung sei zum Stillstand gekommen und auch der Puls sei nicht mehr spürbar. Die Haut des Junges sei kalt und grau gewesen. Als die Mutter ihren Sohn aus dem Grab steigen sah, fiel sie in Ohnmacht und kam erst nach längerer Zeit wieder zu sich.«
    In den meisten Fällen dieser Art ging es um Opfer, die entweder scheinbar ertrunken oder durch einen elektrischen Schlag getötet worden waren, doch gab es auch andere Vorkommnisse, die dazu führen konnten, daß jemand in einen »todesähnlichen oder leblosen Zustand« verfiel.
    Tatsächlich bestand keineswegs

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