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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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länger leeres Stroh dresche. Das ist doch kein Kinderspiel, was wir da morgen vorhaben. Sehen Sie das denn nicht ein?« Agar hob die Hände. »Schluß damit, sage ich. Ich sage, lieber nächsten Monat.«
    Pierce blieb einen Augenblick stumm. »Ich habe ein Jahr gewartet«, sagte er schließlich. »Und morgen werden wir es machen.«
    »Sie jabbern doch nur«, sagte Agar. »Das ist doch alles Heckmeck.«
    »Es ist zu schaffen«, beharrte Pierce.
    »Zu schaffen?« rief Agar wütend. » Wi e denn zu schaffen? Hören Sie, ich weiß, Sie sind ‘ne Mords-Morsch, aber ich bin auch kein Schneck. Sie können mich nicht für dumm verkaufen. Die Sache steht unter einem schlechten Stern. Es ist wirklich verdammt traurig, daß dieser Wein gediftelt worden ist, aber so ist es nun mal, und wir können es nicht ändern.«
    Agars Gesicht war rot angelaufen. Er war völlig außer sich und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum.
    Pierce dagegen blieb beinahe unnatürlich ruhig. Seine Augen ruhten fest auf Agar. »Es gibt einen Weg«, sagte Pierce.
    »Gott sei mein Zeuge: Wie denn?« sagte Agar. Er folgte Pierce mit den Augen, als dieser zu einem Büfett ging und zwei Gläser mit Brandy füllte. »Von dem Zeug können Sie gar nicht so viel in mich reingießen, daß mir dadurch der Blick getrübt wird«, sagte er. »Jetzt hören Sie mir mal zu.«
    Agar hob eine Hand und zählte die Punkte an den Fingern ab, die er zu monieren hatte. »Ich soll im Packwagen mitfahren, sagen Sie. Ich komme aber nicht rein – da steht so ein wilder Schotte an der Schiebetür und paßt auf wie ein Luchs. Das haben Sie selbst gehört. Aber schön, ich will fair sein: Ich traue Ihnen zu, daß Sie mich reinschmuggeln. Weiter.« Agar tippte den zweiten Finger an. »So, jetzt bin ich also im Packwagen. Der Schotte schließt von außen ab. Ich habe keine Möglichkeit, an das Schloß heranzukommen. Also selbst wenn ich die Geldschränke ausräume, kann ich nicht die Tür öffnen und die Sore rauswerfen. Ich bin sozusagen hinter Schloß und Riegel, und das bis Folkestone.«
    »Wenn ich Ihnen nicht öffne«, sagte Pierce und gab Agar ein Glas Brandy.
    Agar leerte das Glas mit einem Zug. »Ja, verstehe, und ich weiß auch schon, wie Sie das machen. Sie steigen aufs Dach eines der Wagen und trippeln leichtfüßig über die anderen Wagen rüber, lassen sich wie ein zweiter Mr. Coolidge an der Seite des Packwagens runter und öffnen das Schloß und die Schiebetür. Bevor Sie das schaffen, komme ich in den Himmel und lerne den lieben Gott persönlich kennen, ich schwör’s Ihnen.«
    Pierce sagte: »Ich kenne Mr. Coolidge.«
    Agar kniff die Augen zusammen: »Allen Ernstes?«
    »Ich habe ihn letztes Jahr auf dem Kontinent kennengelernt. Ich bin mit ihm in der Schweiz gewesen und habe ein paar Bergtouren mit ihm gemacht. Wir haben zusammen drei Gipfel bestiegen, und was er weiß, weiß ich jetzt auch.«
    Agar war sprachlos. Er starrte ungläubig Pierce an. Das Bergsteigen war eine erst drei oder vier Jahre alte Sportart, doch wurde viel darüber geredet und geschrieben. Die erfolgreichsten seiner britischen Anhänger, wie etwa Coolidge, waren rasch berühmt geworden.
    »Allen Ernstes?« fragte Agar noch einmal.
    »Ich habe die Seile und die Ausrüstung oben in der Kammer«, sagte Pierce. »Es stimmt.«
    »Ich brauche noch einen Brandy«, sagte Agar und hielt Pierce sein leeres Glas hin. Pierce schenkte sofort nach, und Agar goß den Inhalt sofort herunter.
    »Also schön«, sagte er. »Gehen wir also davon aus, daß Sie tatsächlich das Schloß aufkriegen können, während Sie an einem Seil baumeln, daß Sie tatsächlich die Schiebetür aufkriegen und dann wieder abschließen können, ohne daß jemand es merkt. Aber wie soll ich denn bloß an dem Schotten mit den Luchsaugen vorbeikommen? Das müssen Sie mir erst mal erklären.«
    »Es gibt einen Weg«, sagte Pierce. »Er ist für Sie nicht sehr angenehm, aber es ist ein Weg.«
    Agar schien nicht überzeugt. »Sagen wir mal, Sie stecken mich in irgendeine Kiste. Er läßt sie bestimmt öffnen, um nachzusehen, und da liege ich dann. Und was dann?«
    »Ich möchte ja gerade, daß er die Kiste öffnet und Sie sieht«, sagte Pierce.
    »Wie, Sie möchten das?«
    »So ist es, und es wird alles hübsch glatt verlaufen, wenn Sie ein bißchen duften.«
    »Duften?«
    »Ja, nach einem toten Hund oder einer toten Katze«, sagte Pierce. »Das Biest muß freilich schon ein paar Tage tot sein. Glauben Sie, Sie schaffen das?«
    Agar

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