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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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verdeutlicht, betrifft Sir John Alderston und seine Kiste Madeira.
    Captain John Alderston wurde nach der Schlacht von Waterloo, im Jahre 1815, in den Adelsstand erhoben und zählte in den folgenden Jahren zu den besonders wohlhabenden Bürgern Londons. Er war schon bei der Gründung der South Eastern Railway einer der Mitgesellschafter.
    Daneben hielt er erhebliche Anteile an Kohlengruben in Newcastle. Den überlieferten Berichten zufolge war er ein wohlbeleibter, bärbeißiger Mann, der sein Leben lang ein militärisches Gehabe zur Schau trug und knappe Befehle herauszubellen pflegte, eine Angewohnheit, die mit den Jahren bei zunehmender Leibesfülle immer lächerlicher gewirkt haben dürfte.
    Alderstons einziges Laster, das ebenfalls aus seiner Militärzeit stammte, war seine Leidenschaft fürs Kartenspiel.
    Besonders exzentrisch war dabei, daß er sich standhaft weigerte, um Geld zu spielen. Er zog den Einsatz persönlicher Wertgegenstände vor. Auf diese Weise konnte er offenbar das Kartenspiel als standesgemäßen Zeitvertreib betrachten, statt als Laster. Die Geschichte seiner Kiste Madeira, die bei dem
    großen Eisenbahnraub von 1855 eine so entscheidende Rolle spielt, kam erst im Jahre 1914 ans Licht, rund vierzig Jahre nach Alderstons Ableben. Seine Familie hatte nämlich eine autorisierte Biographie in Auftrag gegeben. Geschrieben hatte sie ein Autor namens William Shawn. Die entscheidende Passage lautet wie folgt: »Sir John besaß zu allen Zeiten ein hochentwickeltes Gewissen, das ihm nur einmal persönliche Pein bereitete.
    Ein Familienmitglied erinnert sich, daß er eines Abends tief betrübt vom Kartenspiel nach Hause gekommen sei.
    Nach der Ursache für seine Niedergeschlagenheit befragt, gab er zur Antwort: ›Ich kann es nicht über mich bringen.‹ Auf weiteres Befragen kam heraus, daß Sir John mit einigen Geschäftspartnern Karten gespielt hatte, mit Männern, die ebenfalls an der Eisenbahngesellschaft beteiligt waren. Im Verlauf des Spiels hatte Sir John eine Kiste Madeira verloren, einen zwölfjährigen Wein, von dem er sich nur höchst ungern trennte. Er hatte aber versprochen, ihn dem Gewinner mit dem Zug nach Folkestone zuzustellen, einem Mann, der in jener Stadt an der Küste wohnte und dort die Geschäfte der Gesellschaft leitete, an der Endstation der Linie also.
    Sir John war drei Tage lang höchst erregt und nicht zu beruhigen. Er verdammte den Herrn, der gewonnen hatte, und verdächtigte ihn offen, beim Kartenspiel gemogelt zu haben. Mit jedem neuen Tag äußerte Sir John sich überzeugter, der Mann habe betrogen, obwohl sich für diese Vermutung nicht der leistete Anhaltspunkt fand.
    Schließlich wies Sir John seinen Kammerdiener an, die Kiste Wein zum Zuge zu bringen. Das Kolli wurde nach umständlichem Hin und Her und nach Ausfüllen verschiedener Formulare verladen. Der Wein war gegen Verlust oder Beschädigung während der Fahrt versichert.
    Bei der Ankunft des Zuges in Folkestone fand man die Kiste leer. Man ging davon aus, die kostbaren Weine seien geraubt worden, was unter den Angestellten der Eisenbahngesellschaft erhebliche Unruhe auslöste. Der Wachmann des Packwagens wurde entlassen, und man änderte auch die Prozedur beim Beladen und Entladen der Packwagen. Sir John beglich seine Wettschuld mit der Versicherungssumme.
    Viele Jahre später bekannte er seiner Familie, er habe eine leere Kiste zum Zug bringen lassen, weil er es nicht habe über sich bringen können, sich von seinem kostbaren Madeira zu trennen. Doch hätten ihn schwere Schuldgefühle gequält, besonders wegen des entlassenen Wachmanns, dem er von da an über viele Jahre hin anonym eine Rente gezahlt habe. Die gezahlte Summe überstieg am Ende bei weitem den Wert des Weines.
    Dem um den Madeira Betrogenen gegenüber plagten Sir John jedoch bis zuletzt keinerlei Gewissensbisse. Im Gegenteil, noch in den letzten Tagen seines irdischen Daseins soll er im Fieberwahn oft gesagt haben: ›Dieser elende Banks ist kein Ehrenmann, und ich will verdammt sein, wenn er meinen Madeira kriegt, hört ihr?‹ Mr. Banks war damals bereits seit einigen Jahren tot. Viele von Sir Johns engsten Geschäftsfreunden sollen ihn im Verdacht gehabt haben, bei dem mysteriösen Verschwinden des Weins eine Hand im Spiel gehabt zu haben, aber niemand wagte es, ihn offen zu beschuldigen. Statt dessen traf die Bahngesellschaft neue Sicherheitsvorkehrungen (zum Teil auf Betreiben der Versicherungsgesellschaft).
    Und als wenig später auf der

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