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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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fand ich das hier.«
    Sie gab ihrem Sohn ein Stück Papier, das von Petronela in schlechtem Vizantinisch beschrieben war.
     
    Mein lieber Marko!
    Verzeih mir, daß ich Dich verlasse, aber ein so langes Warten ertrage ich nicht. Für ein Leben in Skudra eigne ich mich sowieso nicht besonders gut, und Du wirst auf lange Sicht mit einer Frau von hier glücklicher sein.
    Lebewohl! Petronela
     
    Marko las den Zettel zweimal durch, zerknüllte ihn und warf ihn mit solcher Kraft in eine Ecke des Vorraums, daß er die halbe Strecke zurückflog. Er sagte: »Chet ist auch fort?«
    »Ja. Mir fiel ein, daß Komnenus Fuhrwerke um die Zeit der Mittagspause abfahren. Ich eilte die Zlatkovistraße hinunter zu Komnenus Stall und sah, wie er eben die Paxors einspannte, um nach Chef zu fahren.
    Keine Spur von Petronela und Mongamri, und so fragte ich Komnenu, ober er sie gesehen hatte. Er sagte ja. Sie wären eben mit dem Wagen, der nach Thiné geht, losgefahren, vor einer Stunde. Sie hätten sehr fröhlich gewirkt, gelacht, sich an den Händen gehalten. Komnenu meinte, sie wollten nach Thiné, um dort einen geschickteren Anwalt als Rigas Lavarevi zu finden.«
    Marko hob den zerknüllten Zettel auf, glättete ihn und las ihn noch einmal, als könne er die Worte durch wiederholtes Lesen dazu bringen, ihren Sinn zu ändern. Die Mitteilung blieb sich gleich und damit auch der brennende geistige Schmerz, der seinen Kopf füllte. Schließlich sagte er: »Was soll ich machen, Mutter?«
    »Warte bis heute abend.« Sie senkte die Stimme und warf einen Blick auf die offene Tür, die in das Büro des Gefängniswärters führte. »Iß dann den Kuchen, und tu, was du für das Beste hältst.«
    »Danke, und komm bald wieder.«
    »Ich werde dich schneller wiedersehen, als du glaubst. Auf Wiedersehen, und bleib stark. Dein Vater hatte weit weniger Köpfchen als du, aber er hatte einen starken Charakter.«
    Olga Prokopiu wickelte ihren Regenmantel fester um sich und stapfte hinaus. Sie wirkte zu klein für die schwere Kleidung und die großen Bauernstiefel, doch sehr lebendig für ihr Alter.
    Marko kehrte mit dem Zettel und dem zerquetschten Kuchen in seine Zelle zurück. Er legte den Kuchen in eine Ecke und setzte sich in die gegenüberliegende. Er starrte den Kuchen an und biß sich auf die Lippen. Er schlug sich mit der Faust in die Handfläche, sprang auf, lief auf und ab und setzte sich wieder hin. Er preßte die Fingerknöchel an den Kopf und bearbeitete seine Knie mit den Fäusten. Seine Lippen zuckten, und seine gewaltigen, haarigen Hände ballten und öffneten sich.
    Schließlich konnte er sich nicht mehr beherrschen und sprang mit einem heiseren Laut auf, der zwischen einem Schrei und einem Bellen lag. Er glotzte auf den Kuchen, war halb versucht, ihn zu zertreten, etwas zu tun, was die vulkanischen Energien lösen konnte, die in ihm aufstiegen. Er war noch so bei Sinnen, daß ihm einfiel, er könnte später Lust auf ihn haben, und außerdem war er ein Geschenk seiner Mutter. An seiner Stelle nahm er den Hocker und schmetterte ihn mit solcher Kraft gegen die Gitterstäbe, daß das Bein, an dem er ihn hielt, abbrach.
    »Was soll denn das?« rief Ristoli Vasu und kam gerannt. »Marko, was machen Sie denn? Lassen Sie das sofort!«
    Marko nahm die Reste des Hockers auf und schlug sie gegen das Gitter, bis nur noch Bruchstücke übrig waren. Dann sprang er auf den Splittern herum und zertrampelte sie mit seinen Stiefeln.
    »Sie bekommen heute abend nichts zu essen!« schrie der Wärter.
    Marko brüllte zurück, rüttelte an der Gittertür, trat gegen die Wände, und schlug sich mit den Fäusten gegen Kopf und Rumpf.
    »Das ist würdelos!« rief Ristoli Vasu. »Marko, Sie führen sich wie ein wütendes Kind auf.«
    Als diese Worte durch den roten Dunst seines Zorns drangen, ließ der Anfall nach, und Marko warf sich weinend auf die Pritsche. Das war ebenfalls unvizantinisch, aber ihm war es gleich.
    Auch das verging. Marko setzte sich auf den Boden, da er keinen Hocker mehr hatte. Er starrte stumpf vor sich hin, und sein Verstand malte sich die gräßlichen Dinge aus, die er Chet Mongamri und auch Petronela antun wollte. Die Dinge, die er Petronela antun wollte, waren freilich nicht gar so gräßlich. Irgendwie liebte er sie noch.
    Er konnte nicht begreifen, wie so etwas geschehen konnte. Er hatte in seiner typischen Einfalt nicht bemerkt, daß Petronela mehr und mehr mit ihrem Leben in Skudra unzufrieden war und daß zwischen ihr und Mongamri

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