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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Spraque de Camp
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über seine Mütze herab, so daß sie sein Gesicht fast ganz verhüllte, und lenkte das Pferd zur Straße nach Thiné.
    Marko kannte die Straßen der Gegend gut und war während eines Ferienjahrs vor zwei Jahren in Thiné gewesen. Er hatte damals ganz Vizantia bereist. Er war in den Häfen Chef und Stambu gewesen, in den großen Stupawäldern der Halbinsel Borsja und hatte schließlich Thiné besucht, an dessen Universität er einst studiert hatte.
    In Chef hatte er Woshon Seum kennengelernt, den Vertreter eines anglonischen Handelshauses. Da war er natürlich auch mit dessen Tochter Petronela zusammengetroffen. Sie verliebten sich und heirateten, und Marko nahm sie mit nach Skudra. Seine Mutter und seine Bekannten konnten ihre Bestürzung nur schlecht verhehlen. Er war nie sehr wohlgelitten gewesen, und die Tatsache, daß er eine Fremde geheiratet hatte, schlug für viele Einheimische dem Faß den Boden aus.
    Als Marko auf den Stadtrand Skudras zutrabte, blickte er sich um. Alles lag stumm und dunkel im tropfenden Regen. Er drehte sich um und sah auf die Straße nach Norden hinaus. Diese Straße war nicht gut gepflegt, und die rasch wachsenden Pilze wurden nur von Hufen und Rädern am Überhandnehmen gehindert. Die unermüdlichen Pflanzen wurden vom Verkehr immer wieder zu einem glitschigen Brei zermalmt. Trotz der Stollen an den Hufeisen kam das Pferd an leichten Abhängen ins Rutschen. An steileren mußte Marko absteigen und es führen; dann wünschte er, er hätte Gelegenheit gehabt, sich einen Paxor zu stehlen, dieses pflanzenfressende Reptil, groß wie ein Elefant, das die Menschen auf Kforri domestiziert hatten und als schweres Zugtier einsetzten.
    Der Regen ließ nach. Marko trabte weiter. Nasse Büschel und Zweige der Pflanzen, die die Straße überwölbten, streiften sein Gesicht. Ein tätiger Vulkan warf einen dunklen, roten Schein zum Saum der Regenwolken und zur eigenen Rauchfahne hinauf. Die Wolken rissen auf, und Marko konnte für Augenblicke Gallio sehen, den nächsten und hellsten der drei kleinen Monde, wie er an den Sternen vorüberzog.
     

 
3.
     
    Am ersten Napoin oder Napoleon, zehn Tage nach seiner Abreise aus Skudra, trabte Marko Prokopiu nach Thiné hinein. Auf dem Weg hatte er einiges erlebt. So war er in den Bergen von Zetskan von einem Transor, dem größten der Raubsaurier des Planeten, verfolgt worden. Er hatte mehrere Nächte im Freien verbringen müssen, aber das war er gewöhnt, da er von seinem Vater, der ein großer Jäger war, oft mitgenommen worden war.
    In der Nähe von Skiathos war er von drei verwegenen Räubern überfallen worden, die ihm einen Pfeil durch den Mantel schossen. Er riß das Pferd des Richters herum, zog sein Kriegsbeil, und dann lag der Bogenschütze mit gespaltenem Schädel zwischen den Pilzen, während seine Kumpane die Flucht ergriffen. Marko kam so zu einem guten Stahlbogen, einem Bogenfutteral aus Eidechsenhaut und einem Köcher voller Pfeile.
    All das war zwar aufregend gewesen, hatte aber mit dem Zweck seiner Reise nichts zu tun. Als er Thiné erreichte, eine Stadt, die ganz aus Marmor erbaut war – auf Kforri ein so häufiges Material, wie gutes Holz selten war –, suchte er sich eine Unterkunft. Dann verbrachte er einen Tag damit, die Stadt nach Mongamri und Petronela abzusuchen.
    Er fragte ohne Erfolg in allen Gasthöfen nach ihnen und durchstreifte Parks und Geschäfte. Er trieb sich auf dem Hauptplatz herum, wo sich die Karawanen versammelten, die durch die Saar nach Niok und den Städten Arabistans ziehen wollten. Er fragte den Mann, der die Karawanen abfertigte, ob irgend jemand, auf den die Beschreibung Mongamris und Petronelas paßte, mit der letzten Karawane gereist war.
    Der Mann versicherte ihm, daß er niemand dergleichen gesehen hatte. Außerdem wollte die letzte Karawane, die vor zwei Tagen losgezogen war, nach Asham in Arabistan, das weit von Niok entfernt lag. Seit zehn Tagen war keine Karawane nach Niok abgereist, doch in vier Tagen würde sich eine auf den Weg dorthin machen.
    Marko war überzeugt, daß sich seine Beute noch in Thiné befand. Die beiden glaubten ihn im Gefängnis in Skudra und würden nicht in Eile sein. Wenn er nicht während der nächsten drei Tage auf sie stoßen würde, müßte er sie sicher abfangen können, wenn sich die Karawane nach Niok auf dem Hauptplatz versammelte. Er wollte sie so früh wie möglich überraschen, bevor die Nachricht von seiner Flucht aus dem Gefängnis Thiné erreichte und er mit

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