Der große Galaktiker
schon erreicht?« keuchte Bartlett schließlich. »Hätten wir ein bißchen Verstand, würden wir in den Abgrund springen, dann hätten wir es wenigstens hinter uns.«
»Wir können uns jederzeit in eine der Schluchten fallen lassen«, erinnerte ihn Thomas. »Aber jetzt machen wir uns erst einmal weiter auf den Weg.«
Er erhob sich mühsam. Mit zittrigen Beinen tat er ein paar Schritte, dann schien er plötzlich zu erstarren und warf sich flach auf den Boden. Grob packte er ein Bein des anderen und zerrte daran. »Schnell, lassen Sie sich fallen«, krächzte er. »Ungefähr achthundert Meter von hier weidet eine Herde Grasfresser. Sie sind unsere einzige Hoffnung.«
Bartlett kroch hastig an seine Seite. Hinter einem Felsbrocken versteckt, spähten sie vorsichtig nach den Tieren auf der Grasfläche. Sie befanden sich etwas unterhalb ihres gegenwärtigen Standorts. Links davon, kaum hundert Meter von ihnen entfernt, ragte der Ausläufer eines Waldes wie ein Keil in die grasbewachsene Ebene, an deren entferntem Ende sich die ungefähr hundert Kopf starke Herde befand.
»Sie fressen sich in dieser Richtung durch!« bemerkte Thomas. »Dabei werden sie ganz in der Nähe des Waldausläufers vorbeiziehen.«
»Und was. werden Sie dann tun? Ihnen entgegenlaufen und Salz auf die Schwänze streuen?« fragte Bartlett mit schwachem Spott. »Glauben Sie mir doch, Thomas, wir haben keine …«
Der schien ihn gar nicht zu hören. »Als erstes müssen wir ungesehen zu dem herausragenden Stückchen Wald kommen«, erklärte er. »Das gelingt uns ohne weiteres, wenn wir uns am Rand der Schlucht halten und dann hinter den Bäumen in Deckung bleiben. Als nächstes müssen Sie mir Ihr Messer leihen.«
»Okay«, gab der Jüngere müde nach. »Wenn Sie nicht hören wollen, müssen Sie eben aus eigener Erfahrung klug werden. Aber warum wollen Sie denn nicht einsehen, daß wir uns diesen Biestern nicht einmal auf einen halben Kilometer nähern können.«
»Ich habe auch gar nicht die Absicht«, erwiderte Thomas. »Wenn Sie etwas mehr Vertrauen in das Leben hätten, wüßten Sie, daß das Problem, Tiere durch List zu töten, schon oft gelöst wurde. Es ist erstaunlich, wie sich diese Methoden auf den verschiedenen Welten und unter den unterschiedlichsten Bedingungen ähneln. Man könnte fast an eine gleichlaufende Evolution glauben, tatsächlich handelt es sich jedoch lediglich um ähnliche Probleme, die eben auch ähnliche Lösungen hervorbringen. Passen Sie nur auf.«
»Nur zu gern«, fügte sich Bartlett. »Ich sterbe lieber auf jede andere Weise als durch Verhungern. Ein Stück gekochter Grasfresser ist zwar eine recht zähe Mahlzeit, aber ich könnte mir im Moment nichts Begehrenswerteres vorstellen. Vergessen Sie jedoch nicht, daß die Blutsaugergrybs den Grasfresserherden folgen. Sie schleichen sich nachts nahe an sie heran und töten sie am Morgen, wenn sie steifgefroren sind. Schon jetzt, mit der nahen Dunkelheit, dürfte sich zumindest ein Gryb da draußen herumtreiben. Sicher dauert es nicht mehr lange, bis er uns wittert, und dann …«
»Wir kommen auf den Gryb zurück, wenn er auf uns zukommt«, unterbrach Thomas ihn. »Ich bedauere es, daß ich diesen Mond nicht schon früher besucht habe, als ich noch jung war. Dann gäbe es diese Probleme längst nicht mehr. Aber jetzt auf zum Wald.«
Thomas’ äußere Ruhe war nur Tarnung für seine innere Erregung. Bis sie das Waldstück erreicht hatten, bebte sein Körper fast sichtbar vor Gier nach Nahrung. Seine Finger zitterten, als er Bartletts Messer nahm und am Stammende eines mächtigen braunen Baumes zu graben begann.
»Es ist doch die Wurzel«, versicherte er sich, »die so zäh und elastisch wie bester Stahl ist und nicht bricht, wenn man sie zu einem Kreis biegt, nicht wahr? Auf der Erde nennt man sie Eurood und verwendet sie in der Industrie.«
»Stimmt!« brummte Bartlett. »Wollen Sie einen Bogen machen? Als Sehne könnten Sie Gras verwenden, es ist sehr kräftig, man macht sogar Stricke daraus.«
»Nein«, wehrte Thomas ab. »Ich habe nicht die Absicht, einen Bogen anzufertigen, obwohl ich damit recht gut umgehen kann. Aber erinnere ich mich, daß Sie sagten, es sei unmöglich, näher als einen halben Kilometer an die Tiere heranzukommen.«
Er zerrte eine der Wurzeln heraus; sie war ungefähr zweieinhalb Zentimeter stark, und schnitt sie in etwa siebzig Zentimeter Länge ab. Dann spitzte er sie an beiden Enden zu. Das war bedeutend schwieriger, als er
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