Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete

Titel: Der grosse Johnson_ Die Enzyklopadie der Weine, Weinbaugebiete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Johnson
Vom Netzwerk:
Eigenregie bereiten. Dabei handelt es sich oft um wenig bekannte Etiketten, denn weder Gut noch Region können sich aufwendige Werbung leisten. Echte Schnäppchen sind hier noch unschwer zu finden.
    Fronsac und Canon-Fronsac
    Die Stadt Libourne liegt dort, wo das Nebenflüsschen Isle in die Dordogne mündet. Sie hat Pomerol als »Hausgarten«, St-Emilion als Nachbar im Osten und knapp zwei Kilometer westlich ein weiteres, überraschend unterschiedliches kleines Anbaugebiet.
    Fronsac an der Dordogne liegt am Fuß eines Wirrwarrs steiler Hügel und einer Miniaturbergkette von bis zu 90 Meter Höhe. Mehrere Châteaux waren ganz offensichtlich als Landsitze und nicht als Gutshöfe gedacht. Der Boden besteht aus Kalk. Man findet fast nur rote Rebsorten. Es sind die üblichen Bordeaux-Trauben, wobei die weiche, saftige Malbec von jeher etwas stärker vertreten ist als andernorts. Trotzdem herrscht die Merlot mit 78 Prozent Anteil an der Rebfläche vor. Wein aus Fronsac hat reichlich Farbe und Alkohol und fand daher in früheren Zeiten als vin médécin für Weichlinge hohen Standes Verwendung.
    Fronsac stand einst in höherem Ansehen als Pomerol. Im 18.Jahrhundert wurden seine Weine sogar bei Hofe getrunken.
    Später aber bekam Pomerol Oberwasser. Erst seit zwei Jahrzehnten beginnt sich Fronsac wieder nach oben zu kämpfen – und konnte in den letzten 15 Jahren dank beträchtlicher Investitionen tatsächlich einen Imagewandel herbeiführen.
    Die Anbaufläche beläuft sich auf 1130 Hektar. Über zwei Drittel der Hügel, genauer gesagt die tiefer gelegenen Areale, gehören zur AC Fronsac, der Rest, wo der Boden flachgründiger wird und mehr Kalk enthält, ist Teil der AC Canon-Fronsac. Die Weine können köstlich, kraftvoll und würzig ausfallen; fünf Jahre Lagerung tun ihnen auf jeden Fall gut. In ihrer Härte ähneln sie eher einem Graves oder St-Emilion als einem Pomerol. Ihr Stil ändert sich derzeit, da man sie dem Trend vom rechten Ufer entsprechend fetter, schwerer und eichengefärbter bereitet, was bisweilen auf Kosten der Säure und Finesse geht.
    GARAGENWEINE
    Anfang der 1990er-Jahre trat ein neues Phänomen auf: der vin de garage. Garagenweine werden auf handwerkliche Weise in winzigen Mengen bereitet. Wegen des geringen Betriebsumfangs ist fanatische Detailverliebtheit mit geringsten Erträgen, radikaler Selektion, Entrappen per Hand usw. möglich. Dabei entsteht – zumindest theoretisch – außergewöhnliche Qualität.
    Oft wird Le Pin in Pomerol als erster Garagenwein von Bordeaux bezeichnet.
    Nun ist Le Pin zwar ein kleiner Betrieb mit rudimentärer Kellerei, aber dennoch ein richtiges, halbwegs homogenes Gut.
    Als Prototyp des Garagenweins kann man dagegen den Valandraud aus St-Emilion bezeichnen, der, wie sein Schöpfer gern einräumt, von Reben auf mittelmäßigem Terroir stammt. Extreme Konzentration und eine mächtige Dosis neuer Eiche verhalfen dem Gewächs zu Anerkennung und trieben die Preise in atemberaubende Höhen.
    Ein Trend war geboren: Immer mehr Winzer sonderten ein Teilstück ihrer Rebfläche ab oder kauften eine unwichtige kleine Parzelle, um wie die garagistes zu ernten und zu vinifizieren. Die horrenden Preise rechtfertigte man mit winzigen Mengen. 2000 gab es mindestens 60 vins de garage, weshalb das Konzept etwas an Reiz verlor. Außerdem widersprach es dem ehernen Grundsatz von Bordeaux: Außergewöhnliches Terroir gebiert außergewöhnlichen Wein.
    Garagenweine sind eine Spezialität des rechten Ufers. Güter im Médoc und in Graves stehen dem Ganzen ablehnend gegenüber. Letzten Endes entscheidet der Verbraucher, ob die Weine ihren Preis wert sind.

    Fronsac und Canon-Fronsac: führende Châteaux
    Château Barrabaque **
    Canon-Fronsac. Besitzer: Bernard Noel. 9 ha.
    Angenehme, runde, ausgewogene Weine und eine Cuvée Prestige mit mehr Eiche.
    Château Canon-de-Brem * – **
    Canon-Fronsac. Besitzer: Jean Halley. 4,5 ha. www.chateau-dauphine.com
    Fließt seit 2006 in den Château de la Dauphine ein.
    Château de Carles ** – ***
    Saillans. Besitzerin: Constance Droulers. 20 ha.
    Geschmeidige, genussreiche Weine. Die beste Frucht wird allerdings für den strahlenderen, aufregenderen Château Haut Carles verwendet.
    Château Cassagne-Haut-Canon * – **
    St-Michel de Fronsac. Besitzer: Jean-Jacques Dubois. 13 ha.
    Weiche, eichengetönte, reife Kreszenzen, allerdings mit zu wenig Kraft. Die Spezial-Cuvée heißt La Truffière.
    Château Chadenne *
    St Aignan. Besitzer: Philippe Jean. 5

Weitere Kostenlose Bücher