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Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918

Titel: Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Münkler
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Kriegsschiffe vom 25 . April 1915 bis zum 9 . Januar 1916 hinzog und ungleich mehr Opfer forderte. Zwar gelang es den britischen Truppen, an der Südspitze der Halbinsel bei Kap Helles Fuß zu fassen, während sich zehn Kilometer nördlich davon Soldaten des
Australian and New Zealand Army Corps
( ANZAC ) eingruben. An den gleich hinter der Küste ansteigenden zerklüfteten Hängen rannten sich aber alle Angriffe fest. Mehr als einen schmalen Streifen konnten sie nicht erobern; überall gelang es den Türken, die Landungszonen abzuriegeln und einen Durchbruch zu verhindern. Damit begann auch hier ein Stellungskrieg, wobei die Türken ihre Schützengräben möglichst nah an die der Briten, Neuseeländer und Australier heranschoben, um damit den Beschuss durch die britischen Schiffe unmöglich zu machen. Tatsächlich stellten diese das Feuer ein, sobald die Gefahr bestand, dass sie die eigenen Leute treffen könnten. Ohnehin hatte die Feuerkraft der Schiffsartillerie stark abgenommen, seitdem die großen Schlachtschiffe abgezogen worden waren. Nachdem deutsche U-Boote die
Triumph
und die
Majestic
versenkt hatten, begriff Churchill, welch hervorragende Ziele sie den inzwischen herangeführten deutschen U-Booten boten, [570] und beorderte die großen Schiffe in ihre Ausgangshäfen zurück.
    Das Gallipoli-Unternehmen, das wesentlich von britischen sowie australischen und neuseeländischen Truppen durchgeführt wurde, stand in der strategischen Tradition großer Seemächte: Man suchte sich den vermeintlich schwächsten Punkt des Gegners aus und griff dort mit Kriegsschiffen und Landungstruppen an. Über den Erfolg entschied das Zusammenwirken der beiden Teilstreitkräfte. Das Bild zeigt einen von britischer Marineinfanterie eroberten Landungsabschnitt; der Strand ist mit Gefallenen sowie zerstörtem Kriegsmaterial bedeckt.
    Damit war das Vorhaben, mit schweren Kriegsschiffen durch die Dardanellen und den Bosporus zum Schwarzen Meer vorzustoßen, zunächst gescheitert. Die angelandete Infanterie dagegen saß an den Strandabschnitten von Gallipoli fest. Im Sommer 1915 litt sie unter Insekten und im beginnenden Herbst unter Regenfällen. Anfang August hatten die Briten an der Suvlabucht eine zweite Landung unternommen, die in einem weiteren Desaster endete. [571] Bis Anfang Januar 1916 wurde an allen drei Landungsplätzen weitergekämpft, dann entschlossen sich die Alliierten, ihre Truppen zu evakuieren. Die Türken ließen sie abziehen, ohne nachzusetzen. Zu beklagen waren auf ihrer Seite etwa dreihunderttausend Mann an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten, die Alliierten hatten mehr als zweihundertsechzigtausend Mann verloren. [572] Davon waren freilich nur etwa achtzigtausend Mann dem Feind zum Opfer gefallen; die übrigen waren Krankheiten erlegen, die sich unter den miserablen Versorgungs- und Hygienebedingungen schnell ausgebreitet hatten. Was in der Erinnerung der Briten bis heute Flandern und die Somme sind, wurde für Australier und Neuseeländer die Halbinsel Gallipoli.
     
    Nach dem Fehlschlag an den Dardanellen konzentrierten sich die Briten wieder auf die Front in Frankreich. Es war klargeworden, dass die spezifischen Fähigkeiten, über die Großbritannien als Seemacht verfügte, auf kürzere Sicht nicht zum Erfolg führen würden und man die Entscheidung in Nordfrankreich und Flandern suchen musste. An ein zweites Landungsunternehmen an einer anderen Stelle war vorerst nicht zu denken; stattdessen musste man neue Divisionen aufstellen und in den Kampf schicken. Winston Churchill, der das Gallipoli-Unternehmen vorangetrieben hatte, musste zurücktreten. [573] Was aber sollte man mit den Truppen anfangen, die im östlichen Mittelmeer konzentriert waren? Nach einigem Hin und Her entschied man, sie bei Saloniki an Land zu setzen, damit sie von dort aus der schwer bedrängten serbischen Armee zu Hilfe kommen konnten. Dementsprechend wurden die Truppen ohne die Einwilligung, ja sogar gegen den dezidierten Widerspruch Griechenlands angelandet.

    Im Prinzip war das ein ähnlicher Fall wie die deutsche Invasion in Belgien, bei der man das Territorium zunächst ebenfalls nur für den Durchmarsch und als Versorgungsbasis hatte nutzen wollen. Dass die Verletzung der griechischen Neutralität keine vergleichbare öffentliche Resonanz fand wie die deutsche Invasion Belgiens, lag unter anderem daran, dass die Griechen den alliierten Truppen keinen Widerstand leisteten. Die griechische Regierung war in der Frage der

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