Der große Ölkrieg
winzigen Grundstücken und Straßen voller Löcher, die Gefangene des Mannes, den sie liebte, entschlossen, ihre Gefühle zu verbergen – und statt dessen weinte sie zusammen mit der Mutter. Beide Eltern überschütteten sie mit Zuneigung.
Es war unheimlich, wieder mit Kindern in die Schule zu gehen, die sich, seit sie zwölf waren, nicht mehr verändert hatten, da sie seitdem nichts mehr erlebt hatten. Die Jungen kicherten, wenn sie „Titten“ sagten, und die Mädchen waren alle Jungfrauen, die glaubten, SKW sei ein Bestandteil der Hautcreme zur Reinhaltung der Poren.
In ihren Gedanken flüchtete Diana zu Byron zurück und unterdrückte alle Beweise, die ihr zeigen mochten, daß sie verlassen worden war.
Er war auf der Brust behaart wie Samson. Er war ein heldischer Engel, der Stiegen zu den Sternen für Menschen erbaute, die noch zu unzivilisiert waren, als daß sie es verstanden hätten. Seine Finger waren reine Lust, seine Augen von höchster Schönheit.
In ihrer Verlassenheit fing sie an, ihm einen Brief zu schreiben. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn aufgeben würde, aber die Poesie ihrer Liebe tat ihr auf der Zunge weh. „Liebster Byron, mir träumte, daß von dir nichts übrig sei als Zehennägel, und ich erwachte nackt in meinem Bett (und schön, wie du nur zu gut weißt) und stellte mir süße Liebkosungen vor …“ Sie setzte den Brief immer wieder auf und versteckte ihn unter dem ledernen Löschkissen auf ihrem Schreibtisch.
Eines Tages, als sie von einem Milcheinkauf zurückkam, jagte sie ihr Vater wütend die Stiegen hinauf und wütete gegen den verworfenen McDougall und gegen die dreckige pornographische Phantasie seiner Tochter. Er drängte sie in ihrem Zimmer in eine Ecke und zerknüllte den Brief in der Faust.
Ihre Karateausbildung lehrte sie, eine Verteidigungsstellung einzunehmen. Statt dessen krümmte sie sich zusammen, und als sein Arm vorstieß, um sie zu schlagen, gewannen ihre Reflexe die Oberhand. Ein exakt abgezirkelter Fuß fuhr ihm gegen den Ellbogen und brach ihn. Sie schaute nicht zurück. Sie holte ihre Papiere für Diana Grove aus dem Versteck, sprang durch das Fenster auf das Verandadach und von dort auf den Boden hinab und lief davon, ohne Schutz vor der Winterkälte.
Ein Mann und eine Frau lasen sie auf der Autobahn auf, halb zu Tode gefroren, wie sie mit dem Daumen autostoppte. Sie hüllten sie in eine Autodecke und schalteten die Heizung ein. Sie erzählte ihnen, daß sie vorhatte, zu ihrer Mutter nach New Hampshire zu gelangen. Erst nachdem sie dieses „New Hampshire“ ausgesprochen hatte, fiel ihr ein, daß Byron dort wohnte.
Die zwei waren aktive Christen; zwar erteilten sie ihr unaufhörliche Ratschläge über Gott und die Suche nach Jesus, doch waren sie auch praktisch denkende Leute. Sie bestanden darauf, sie mit nach Hause zu nehmen, sie zu füttern, und von Freunden Winterkleidung für sie zu erbitten. Sie wollten ihr unbedingt den Bus bezahlen, und als sie protestierte, lächelten sie bloß und erklärten ihr, sie könne es ihnen zurückzahlen, indem sie eines Tages anderen helfen würde.
Im Bus legte sie sich eine ätzende Strafpredigt zurecht, mit der sie Byron gleichsam niederknüppeln würde.
1. Du bist ein Ungeheuer!
2. Du hast mich verführt, und nicht genug damit, daß du mich zurückgestoßen hast, mußtest du rücksichtslos das ganze wunderschöne Leben zerstören, das ich mir aufgebaut hatte.
3. Und sobald du mein Leben zerstört hattest, warst du noch immer nicht zufrieden; du mußtest mich der Obhut eines Sadisten übergeben, nur damit du dich unbelastet entfernen konntest.
4. Es ist nicht meine Schuld, daß ich so tun mußte, als sei ich älter als in Wirklichkeit. Die Regierung ist dumm. Man erlaubte mir nicht zu arbeiten, und man kümmerte sich nicht um mich.
Ich werde ihn erwürgen. Es wäre besser für ihn, wenn er mir etwas Geld gäbe. Es wäre besser für ihn, wenn er mir einen Posten auf dem Mond verschaffte.
In der Hälfte der Strecke nach New Hampshire wurde ihr klar, daß sie keinen Pfennig bei sich hatte und daß sie Byron keine Geschichte erzählen konnte, die er ihr abnehmen würde. Bei einer der stundenlangen Ruhepausen ging sie zu einer Ziegelmauer hin und stieß mit dem Kopf so lange dagegen, bis eine Gesichtshälfte blutig und geschwollen war. Als einige mitfühlende Passagiere sie ausfragen wollten, was ihr zugestoßen sei, verscheuchte sie sie, indem sie zu ihnen von den Freuden des
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