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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Kugel, kristallene, mikroskopisch kleine Boten, die komplexe Baupläne befördern und sich einschleusen werden in unentwickelte, runde Schaltzentralen.
    Über die Wüste donnernd, so preßt der Marathon die letzten Tropfen der zähen, dicken Flüssigkeit durch den hohlen Kanal im Innern des Bolzens. Dann ist die Arbeit getan, und er wirft sich herum, einen kurzen Staubsturm auslösend, und hetzt zurück in Richtung der Berge.
    Wie von einer Last befreit bewegt er sich jetzt. Schnell und schimmernd, ein siegreicher Läufer auf den letzten Metern der langen Strecke eilt er dahin. Schattenhaft nur sind seine stampfenden Beine zu erkennen.
    Dröhnen erfüllt die Wüste.
    Wenn der Marathon läuft.
     
    DIE EINZIGE FLUCHT, EIN STURZ IN DIE TIEFE
     
    Mit flammenden Brennern bohrte sich der Jet in den Himmel, der jetzt vollkommen grau war und sich bald ganz verfinstern würde.
    „Kommen Sie zurück“, meldete sich der Politruk über die Lautlose Welle in Tliles Kopf zu Wort.
    „Nein“, erwiderte sie fest und drückte den Autopiloten aus, um die Nase des Jets noch höher zu reißen und zu steigen wie eine Raumfähre beim Sprung in den Orbit.
    „Sie sind sehr ehrlich.“
    „Ich lüge oft.“ Tlile behielt die Monitoren im Auge und sah den kleinen Klecks am Rande der Ortungserfassung langsam größer werden. Station und Baugelände, das jetzt überdacht war mit einer flexiblen Kuppel, in der eine atembare Sauerstoffatmosphäre herrschte, beides lag schon hinter ihr, und der Verfolger war zu träge, um ihre Geschwindigkeit zu erreichen.
    „Ich weiß nicht, was Sie sich davon versprechen, Tlile“, fuhr der Politruk fort. Sein Gähnen war ein Wispern in ihren Gedanken. „Es ist sinnlos. Wenn Sie nicht zurückkehren, sterben Sie dort draußen an Luftmangel. Wenn Sie zurückkehren, werden Sie inhaftiert und im Eisherzen eines Seglers zu Ihrem Militärgericht gebracht, wenn ich nicht schon vorher den Befehl zu Ihrer Bestrafung gebe. Nichts können Sie erreichen, Tlile, und es ist schade um ihre Arbeitskraft. Der Krieg geht weiter.“
    „Ohne mich.“
    „Sie sind sehr mutig.“
    „Ich habe Angst“, gab Tlile zurück. „Sie werden die Marathons töten.“
    „Wir werden den Krieg gewinnen.“
    „Noch einige Jahre Forschungsarbeit“, erklärte Tlile nachdenklich, „und wir könnten Ihnen eine Methode liefern, Metall aus den Perlweißkugeln zu gewinnen, ohne den Fortbestand der Marathons zu gefährden.“
    „Raketen müssen wir bauen. Compagenten zum Schutz des Systems. Zweihundertachtzig Jahre mußten wir tatenlos warten. Jetzt sind wir nicht mehr eingefroren.“ Der Politruk wirkte jetzt ungeduldig.
    „Sie sind ein Gespenst“, sagte Tlile. „Wir alle sind Gespenster. Wann wurden Sie geboren, Politruk? Vor fünfhundert Jahren? Oder vor tausend? Wie viele Jahre schon haben Sie im Eisherzen verbracht? Myrion Cri ist Ihnen jetzt genauso fremd wie die Alterde, also wofür kämpfen Sie dann noch? Für wen führen Sie Krieg?“
    „Der Krieg“, erwiderte der Politruk, „ist keine Sache von wenigen Jahren. Fragen Sie die Raumschergen, die wissen Bescheid.“
    Andere Stimmen erklangen.
    „Es war vor zwölfhundert Jahren, und alle lagen wir schlafend im Eis, seit zehn Generationen schon, die auf Myrion Cri geboren wurden und gestorben sind. Pleja hieß der Zielstern, und er war in der Hand des Feindes …“
    „Mein längster Flug dauerte neunhundert Jahre und noch einmal die gleiche Zeit zurück. Aber mein Haar ist noch tiefschwarz, und nicht eine Falte ziert mein Gesicht. An Runzeln denke ich noch lange nicht.“
    „Gespenster“, flüsterte Tlile und beendete das Steigen des Jets, der einschwenkte und hoch über die Wüste dahinflog.
    „Kommen Sie zurück, Tlile“, forderte der Politruk sie erneut auf.
    „Nein“, erklärte Tlile.
    „Dann gehören Sie nicht mehr zu uns.“
    „Zu wem gehöre ich dann?“ Tliles Blicke huschten über die Kontrollen.
    „Sie sind der Feind, Tlile. Sie gehören jetzt zu ihm. Sie haben uns verraten. Der Krieg geht weiter.“
    Die Stimmen wurden leiser und verschwanden dann ganz aus ihrem Kopf. Überschallschnell war der Jet, und es dauerte nicht lange, bis sie auf den Bildschirmen das vergrößerte Abbild des Marathons sah. Die Bleichknochenberge waren nicht mehr fern. Anmutig und zugleich mächtig galoppierte der Marathon über das öde Land.
    Tlile verringerte die Geschwindigkeit des Jets und sank tiefer. Sie betrachtete den Silberleib des Marathons, der die Nähe der Berge

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