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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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aufsuchte, wie in jeder Stunde vor Anbruch der Nacht. Neugierig folgte sie ihm, und sie erkannte, wie klein der Politruk gegen ihn war. Sie wünschte, Ornia hier neben sich im Jet sitzen zu haben, vermißte sie doch die Zärtlichkeit der Freundin. Einsam war sie in diesen Minuten, wo sich ihre Gefühle klärten und Wut und Empörung Unsicherheit wichen.
    Nichts konnte sie tun – wie es der Politruk gesagt hatte. Der Krieg ging weiter, auf allen Welten, im Raum, selbst in den Dunkelwolken. Unermüdlich durchkreuzten die Segler der Raumschergen das All und suchten neue Planeten, die über genügend Rohstoffe verfügten, um die Fabriken und Compagenten zu versorgen. Tausend oder dreitausend Jahre später flammten sie auf, wenn es dem Feind gelungen war, den Kurs zurückzurechnen und trotz der komplizierten Täuschungsmanöver die Basis zu ermitteln.
    Was mache ich hier, fragte sich Tlile. Wollte ich die Marathons retten? Vor diesem Krieg, der Zeitalter umfaßt und dessen Ende nicht abzusehen ist?
    Sie entdeckte die Stahlspinnen an den Flanken der Berge. Ihre Netze wuchsen und würden in einigen Tagen dicht genug sein, um die Kugeln wie einen Schwarm Fische einzufangen und zur Station zu schaffen.
    Unten verließ der Marathon den Wüstensand und donnerte in rasender Hast über den Kies und die Flechten, weiter noch, zum Fuß der Hänge, wo die Skelette seiner Ahnen golden und kupfern blitzten. In einem engen Kreis lief er nun und hob mit seiner platten, stählernen Schnauze einen Graben aus, daß Schutt und Fels nur so davonspritzte.
    Tlile ließ den Jet in der Luft stillstehen. Verwunderung prägte ihr Gesicht. Nicht ein Compagent hatte während der vergangenen vier Monate von einem derartigen Benehmen berichtet. Schneller kreiste der Marathon. Er schien zu wissen, daß ihm nur noch wenig Zeit bis zur Dunkelheit und zur Kälte blieb. Perlweiß leuchtete etwas auf. Eine Kugel, die aus einer Öffnung im Silberleib rollte und inmitten des rundum verlaufenden Grabens zur Ruhe kam.
    Und auch der Marathon erstarrte, von Schatten umspielt, in schmutziges Rot getaucht vom Glanz des Sonnenuntergangs. Schwer ließ er sich über die Kugel fallen, doch Tlile war sicher, daß er sie nicht zerdrückte, sondern sie nur wärmen wollte wie eine Vogelmutter ihr Ei. Dort ruhte er jetzt, und es bestand kein Zweifel, daß er noch in dieser Nacht erstarren und sterben und gleichzeitig mit der Wärme seines dahinsiechenden Leibes das Ei beschützen würde.
    Mit einem Ruck riß Tlile den Jet herum, achtete nicht auf das Ächzen und Knirschen des Materials, das von diesem Manöver überbeansprucht wurde, und schob den Geschwindigkeitsregler bis hinauf zur höchsten Skaleneinteilung. Einem Blitz gleich brauste der Jet in die beginnende Nacht hinein.
    Zurück blieb der Marathon, der das Schweigen genoß.
    Finster war es und spät, als der Politruk wieder über die Lautlose Welle mit ihr sprach und die Ortungsinstrumente anzeigten, daß sich schräg unter ihr die Station befand.
    „Es ist gut, daß Sie vernünftig geworden sind, Tlile“, sag te der Politruk.
    „Ich bin eine Närrin“, entgegnete Tlile.
    Alle Maschinen schaltete sie aus, bis auf den Reaktor, der weiter und weiter Energie erzeugte und sehr rasch heiß wurde während des Sturzes durch die Nacht. Tlile war übel, und sie empfand Angst.
    „Sie sind sehr tapfer“, bemerkte der Politruk.
    „Sehr“, flüsterte Tlile.
     
    AM BERGE
     
    … liegt der Marathon darnieder. Stumpf ist seine Silberhaut geworden und fast unsichtbar in der Nacht. So liegt er also da, noch im Sterben rastlos, geschäftig mit den Beinen mahlend, die niemals wieder den eisernen Leib durch den Tag tragen werden. Und auch wenn jetzt klamm der Frost an seinen Eingeweiden nagt und Schnee aus Gas und Wasserdampf ihn gemächlich mit Flocken bedeckt, ist sein Sterben von langer Dauer und wird erst am Morgen beendet sein. Unter ihm, geschützt vor Kälte und dem Sturm, der des Nachts um die Gipfel pfeift, bedeckt von der Mächtigkeit seines Ahnen, reift der Marathon heran und wird sich eines Tages aus dem Staub erheben, noch klein, doch zum Wachsen bereit, und mit dröhnenden Schritten die Dünen erklimmen.
     

 
Peter Schattschneider & Alfred W. Drist
Unternehmen Glaspalast
     
1
     
    In den Glasfronten der Wohnsilos und Bürogebäude spiegelte sich der Nachmittag tausendfach, als nähme er kein Ende. Trist hing der Himmel an den Dächern – so niedrig, daß man ihn greifen mochte.
    Wer aber mochte? Niemanden

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