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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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setzte sich auf die Couch und konnte den Blick nicht von seinem Gesicht abwenden, so zerfurcht und alt und zerbrechlich war es. Überhaupt war es das faszinierendste Gesicht, das sie je gesehen hatte.
    Er rückte, auf der Tischplatte sitzend, näher zu ihr hin. „Wundern Sie sich nicht, warum der Präsident einer großen Firma Einstellungsgespräche mit Kellnerinnen führt?“
    „Ja“, sagte sie lächelnd. „Ich bin daraufgefaßt, daß ich schreiend zur Tür hinauslaufen muß.“
    „Ich besitze sechs Restaurants, die mit dem Weltraum zu tun haben, und kümmere mich persönlich um sie. Der enttäuschte Astronaut in mir.“
    „Wie sieht Namala aus?“
    „Für Sie – harte Arbeit. Zu viele Männer.“
    „Ich bin ein braves Mädchen und stehe überraschenderweise auf eigenen Füßen.“
    „Manchmal werden Sie guten Rat benötigen. Madame Lilly, die mein Lokal in Namala leitet, hat eine große Schürze, hinter der man sich bei Bedarf verstecken kann.“
    „Ich brauche niemals Hilfe“, erwiderte Diana herausfordernd.
    „Eine unkluge Anschauung.“
    Sie unterhielten sich. Er erfuhr alles, was er wissen mußte, und sie erfuhr alles, was sie wissen mußte. Er bot ihr den Posten an. Sie nahm an. Es gab nichts mehr zu sagen, aber sie wollte nicht gleich hinausgehen.
    Er beobachtete ihr Schweigen, bis sie die Finger bewegte und mit einem Ring spielte. „Aha, jetzt habe ich Sie schließlich doch dabei erwischt, daß Sie nicht lächeln.“
    „Ich bin hungrig und möchte Sie zum Mittagessen einladen“, sagte sie mit einem Kloß im Hals.
    Er lächelte mit tausend Falten.
    „Hätte Ihre Frau etwas dagegen?“ fragte sie daraufhin steif.
    „Ich bin Witwer.“
    „Dann könnten wir ins Calchas gehen. Ich habe dort gearbeitet. Es ist wunderschön, und mir fehlt deren Küche.“
    Bei zu reichlichem Weingenuß brachte sie ihn dazu, von sich selbst zu reden. Er war der Rebell in seiner Familie. Sein Vater wollte ihn dazu bringen, das Restaurant-Geschäft zu übernehmen, während er Techniker werden wollte. Er hatte ein SF-Fanzine namens Black Hole herausgegeben, das es auf vierzehn Ausgaben brachte, aber als er sich mit seiner Illustratorin, einer Weißen, verlobte, wollte die Familie nichts mehr von ihm wissen. In der Schule war er nicht gut genug, daß er ein Stipendium bekommen hätte, und so endete er als verheirateter städtischer Bürokrat mit drei hübschen Mischlingskindern, der nachts zu schreiben versuchte.
    Schließlich starb sein Vater, seine Brüder bauten das Geschäft aus und brachten das Familienvermögen an den Rand des Abgrunds. Er schloß mit seiner Mutter einen Vertrag über die Fortführung des Familienunternehmens. Er war tüchtig. Später gelang ihm der Durchbruch, als er entdeckte, wie man in einer Welt von Macdonald’s, Johnson’s und Colonel’s Eßkultur an den Mann bringen konnte.
    Diana gefiel das alles. Mr. Ling bestand darauf (er glaubte, er müsse die Rechnung bezahlen), eine Riesenzeche zu machen, und sie hatte den schönsten Kampf ihres Lebens, als sie ihm die Rechnung abnahm. Um sich zu revanchieren, kaufte er ihr eine schöne Reisetasche. Sie seufzte und sagte, daß sie nichts zum Hineintun habe, also kaufte er ihr Kleider. Sie seufzte und teilte ihm mit, daß sie keine Unterkunft habe, wohin sie die Kleider mitnehmen könne, daß sie noch kein Hotelzimmer gebucht habe, also gab er ihr den Schlüssel zu seiner Wohnung.
    Sie kochte Mr. Ling in seiner Küche eine leckere Mahlzeit – nach vielen Anrufen in seinem Büro, um herauszufinden, was er gern aß und wann er heimkommen würde. Sie verbrachten die ganze Zeit beim Essen und den drei Schnäpsen nach dem Essen, indem sie sich über die Geschichte Jerusalems unterhielten. Sie kam darauf, daß er einen hintergründigen Sinn für Humor hatte. Er redete ihr ein, es habe einen chinesischen Ritterorden gegeben, der in den Kreuzzügen dabeigewesen sei.
    „Lachen Sie nicht so krampfhaft!“ beschwerte sie sich. „Sie haben Glück, daß ich für das Abendessen keine Zitronenschaumtorte gemacht habe, sonst würden Sie die jetzt mitten hinein in die Beißerchen bekommen.“
    Um zehn Uhr war Schlafenszeit. Er entschuldigte sich mit Anstand und begleitete sie bis zum Gästezimmer, wo er ihr den Arm um die Schulter legte und ihr für den wunderschönen Abend dankte, ehe er sie verließ.
    Diana schmollte. Sie wartete, bis unter seiner Tür das Licht ausging, und dann trat sie, nur mit einer Kerzenflamme bekleidet, in sein Zimmer. „Ich bin

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