Der große Ölkrieg
gekommen, um Ihnen einen Gutenachtkuß zu geben.“ Es ist leicht, sich für zwanzig auszugeben, wenn man nackt ist.
Sein Lächeln im Kerzenschein war bedauernd. „Göttin Diana, für solche Eskapaden bin ich viel zu alt.“
„Dann sind wir quitt. Ich bin für solche Eskapaden viel zu jung.“ Sie blies die Kerze aus und schlüpfte zu ihm unter die Decke. „Sterben Sie noch nicht an einem Herzanfall. Ich muß die Stelle auf dem Mond haben.“ Sie schmiegte sich an ihn und entschied, daß sie gerne mit Männern schlief. Es war der Schlaf der Unschuld.
Am nächsten Tag flog sie in einem Riesenflugzeug über den Ozean zum Äquator.
4
Die von Raketen mit Nachschub versorgte Mondstation bestand aus einer unglaublichen Traube verschiedenster Formen im Mare Imbrium, der in letzter Zeit ein ganzes Spinnennetz von Antennen gewachsen war. Der Antennenwald diente zum Auffangen der Mikrowellen von einem kleinen Fünfundzwanzig-Megawatt-Sonnenkraftwerk, das in einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde zusammengebaut und von dort zur Position von Lagrange 1, 58000 Kilometer über dem Mond, hochgeschleppt worden war. Jeder neue Anbau war Teil eines auf ein Ganzes hinauslaufenden Planes. Der einzige Zweck der Station bestand in der Errichtung einer elektromagnetischen Schienenlandebahn, die den Zugang zum Mond verbilligen sollte. Draußen im Weltraum kamen Raketen, die von der Erde mit Treibstoff versorgt werden mußten, nicht gerade billig.
Als Byron McDougall den Auftrag übernahm, die erste Mondstation zu bauen, stand ihm dafür ein Viertel des ursprünglich für diesen Zweck bereitgestellten Geldes zur Verfügung. Er war ein Soldat aus einer Soldatenfamilie. Er dachte wie ein Soldat, der noch immer weiterkämpfen konnte, selbst wenn er schon vom Nachschub abgeschnitten war.
McDougalls Station hatte Schächte ohne Aufzüge. Er baute mit Gußbasalt anstatt mit Aluminium. Die importierten Maschinen bestanden zu achtzig Prozent aus Mondmetallen und Mondgläsern. Alle Nahrungsmittel wurden an Ort und Stelle produziert. Der Mondtag wurde für energieintensive Aufgaben wie die Metallerzeugung verwendet. Die Mondnacht wurde für arbeitsintensive Aufgaben wie die Planung und den Maschineneinsatz herangezogen.
Von seinem winzigen Büro aus rief Byron Louise an. „Liebling, hast du irgendwo eine Flasche Champagner versteckt?“ Er wußte, daß sie keinen hatte.
„Champagner? Du bist verrückt. Ich habe bloß einen Liter von Ralphs vergorenem Rübensaft.“
„Das ist schlimm. Wie können wir damit feiern? Irgendwelche Streitereien in letzter Minute mit dem SKW?“
„Nein. Die Leitung sollte termingerecht da sein.“
„Gut.“
„Dein Sohn hat dich zu erreichen versucht. Wir werden die Verbindung in fünfzehn Minuten geschafft haben. Willst du den Anruf dort oder hier entgegennehmen?“
„Ich sprinte schon zum Kontrollraum hinauf.“
Byron schaltete listig lächelnd ab. Er holte eine halbe Flasche versteckt gehaltenen Champagner hervor, alles, was er in der Rakete mitschmuggeln konnte, gerade genug, damit sie den Sieg auskosten konnten.
Es war kein wirklicher Sieg: Der Bezug von Energie vom SKW, damit sie nachts nicht nach Energie zu hungern brauchten, war bloß ein weiterer Meilenstein, aber immerhin einer, den zu feiern sich lohnte.
Vielleicht würde es nie einen endgültigen Sieg geben. Manchmal verzweifelte Byron. In zwei Jahren war es vielleicht trotz aller Anstrengungen und trotz der hineingesteckten Milliarden eine Geisterstadt. Die Unterstützung im Kongreß verstärkte sich und nahm dann wieder ab. Seit Jahren schon war sie immer geringer geworden, obwohl feststand, daß sich alle Investitionen rentieren würden.
Er schlich aus dem Büro, flog den Schacht hinauf, fing sich ab und sprang, die Flasche hoch in der Hand, langsam in den Kontrollraum.
„Wer hat starke Daumen?“
„Woher hast du das?!“ Louise neigte von Natur aus zu Gefühlsausbrüchen.
„Ein Koffer mit doppeltem Boden.“
Einer der Männer an den Konsolenschirmen wandte sich Byron mit einem Lächeln zu.
„Das SKW ist unter Spannung und hält sich bei der Überprüfung hervorragend. Bald können wir den ersten Energiestrahl herunterbringen.“
„Ist dein Sohn genauso hübsch wie du?“ fragte Louise verträumt.
„Weshalb interessiert dich das?“
„Braithwaite hat mir gesagt, daß er hier heraufkommt, um an der Bahn zu arbeiten, sobald er mit dem MIT fertig ist.“
„Nein, ich sehe viel besser aus als mein Sohn. Ab und zu
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