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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Ansichtskarte, auf der sie sich wünschte, er wäre bei ihr. Die Karte wurde ihm nach New Hampshire nachgesandt, wohin ihn seine Mutter an den Ohren gezogen hatte und ihn die ganze Zeit über anschrie, daß er sich, wenn er sein Ingenieurstudium nicht fortsetzte, am Berliner Konservatorium einschreiben lassen müsse. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb immatrikulierte er neuerlich am MIT und plante die ganze Zeit hindurch den perfekten Mord.
    Er benötigte zwei Monate, um seine Mutter am Boden zu zerstören. Er digitalisierte eine heimliche Aufzeichnung eines ihrer Wutanfälle. Langsam fügte er Harmonien hinzu. Er zerdrückte die Worte, bis ihr Gesicht vom reinen Gefühl nicht mehr zu unterscheiden war. Hier verstärkte er die Wut, dort fügte er herzerweichende Untertöne hinzu. In dramatischen Augenblicken erklangen Geigen. Weinende Kinder füllten das Schweigen. Er ließ das Band auf Platte pressen und verkaufte die Pressung an eine Firma, die die Platte auf den 32. Platz der Hitparade hochtrieb.
    Charlie rechnete sich aus, daß die Vernichtung seines Vaters ein wenig länger dauern würde. Sein Vater war hart. Er mußte den richtigen Zeitpunkt abwarten und in einem unerwarteten Augenblick mit erdrückender Macht losschlagen.
     
3
     
    Diana Grove war ein netter Name. Damit konnte sie überall hingehen und alles mögliche tun. Meistens fuhr sie nach Texas und Arizona, denn die Hauptbeschäftigung des Fälschers John war die Schaffung neuer Identitäten für Mexikaner. Als ihr Gesicht zu gut bekannt wurde, gab er sie frei, und sie wurde Kellnerin.
    Das Zusammenleben mit älteren Mädchen lehrte Diana, das Verhalten von Erwachsenen nachzuahmen. Sie lernte zu flirten. Sie war eine muntere Sommerblume für die Bienen, und es kümmerte sie wenig, ob die Männer, die sie anzog, jung oder alt, hübsch oder verheiratet waren – aber nie ging sie mit demselben Mann zweimal aus. Sie hatte eine vollkommene Ausrede, wenn ein Bewunderer um ein zweites Rendezvous bat.
    „Das ist leider der Tag, an dem ich mich mit Larry treffe.“
    „Und wie wäre es mit Samstag?“
    „Am Samstag gehe ich immer mit Georg aus.“
    Wenn zu viele Leute an ihr Interesse zeigten, wechselte sie den Posten oder die Freundinnen, mit denen sie zusammenwohnte. Schließlich zog sie die Küste hinauf, wobei sie sich immer die teuersten und beliebtesten Restaurants aussuchte. In Coos Bay, Oregon, stieß sie einmal ein Betrunkener herum, und das erschreckte sie so, daß sie gleich am nächsten Tag nach San Francisco flog.
    Daß sie keine Stellung hatte, spielte keine Rolle. Am Flughafen kaufte sie sich eine Zeitung und antwortete auf eine Stellenanzeige, in der eine außergewöhnlich attraktive und erfahrene Kellnerin für einen Posten auf Namala im Pazifik gesucht wurde. Diana war seit langem eine begeisterte Anhängerin der Weltraumfahrt und wußte genau, daß Namala eine der Äquatorstationen war, von denen aus die Weltraumstation versorgt wurde.
    Die Sekretärin der Ling-Enterprises lächelte, und Diana lächelte zurück. Die Tatsache, daß die Sekretärin saß und sie stand, half ihr, die Nervosität zu überwinden. So konnte sie sich einreden, daß sie sich gerade ein Trinkgeld von fünf Dollars verdiente.
    Aus dem Lautsprecher neben der Fernsehkamera drang eine sanfte Stimme. „Schicken Sie sie herein. Sie wird erwartet.“
    Diana lächelte sofort in die Kamera. Präsident Ling selbst war der Sprecher. Das war sehr verdächtig. Denn Präsidenten von Restaurantketten führten keine Einstellungsgespräche mit Kellnerinnen . Sie fühlte sich schwach und, was schlimmer war, fünfzehn Jahre alt.
    Als sie um Mr. Lings Tür herumspähte, stellte sich heraus, daß er ein uralter Chinese war. Sein Büro war zeitgenössisch amerikanisch eingerichtet, mit Ausnahme der Bilder – ein Kampf zwischen Erdmenschen und Tierwesen in einem Dschungel unter einer roten Sonne das eine, eine trostlose Landschaft auf einem Sternhaufen irgendwo in der Milchstraße das andere. Die Furcht verließ sie.
    „Sie sind ebenfalls weltraumbesessen“, sagte sie erleichtert mit zurückgewonnener Haltung.
    „Es ist eine wohltuende Krankheit.“
    „Erinnern Sie sich an die erste Mondlandung?“
    Er lachte. „Ich bin so alt, daß ich mich noch an die Zeit erinnere, da man eine Mondlandung für unmöglich hielt.“
    „Besitzen Sie ein Restaurant auf dem Mond?“
    „Nein, aber wenn eines gebaut wird, werde ich es betreiben.“
    Sie mochte ihn bereits. Sie war seine Sklavin. Sie

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