Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
gefesselt, konnte er die beiden roten Anzeigen sehen, dicht nebeneinander, wie zwei nachgeäffte, spöttische Augen, deren Nadeln jedes Mal sichtbar weiterrückten, wenn er schwächer wurde.
    Er wurde schwächer, und die Maschine wurde stärker.
    „Vielleicht hält man es irgendwie geheim?“ bemerkte Hurzbau plötzlich. Dann verkrampfte er sich, kam fast zu einer sitzenden Position hoch, jeder Muskel angespannt, so daß seine Haut sich dehnte, durch die Spannung eine gläserne Durchsichtigkeit bekam und seinen zerfallenden Körper mit roten Flecken überzog. Aus zusammengebissenen Zähnen kam Hurzbaus Flüstern leicht blechern durch das Intercom: „Wie kann in diesem kleinen Körper Platz für soviel Schmerz sein? Genug, um eine Lagerhalle zu füllen. Wie paßt er nur hinein?“ Denton stellte das Intercom ab.
    Er läutete nach der Schwester. Der alte Mann fiel zurück, entspannte sich. Ohne es zu wollen, warf Denton einen Blick auf die Nadel am Generatorgehäuse. Sie stieg. Er hörte, wie der Abschöpfer summte. Er rannte um die Kontrolltafel herum und nahm eine Neuabstimmung vor, um die aufwallende entropische Energie zu kompensieren. Wenn die Maschine eine große Menge Energie auf einmal aufnahm, reagierte sie mit einem hochfrequenten, vibrierenden Ton, schrillem Gelächter sehr ähnlich.
    Der Generator gluckste, der alte Mann wurde schwächer, die Nadeln sprangen höher. Hurzbaus Körper begann zu zucken, und bei jedem Aufbäumen zog sich Dentons Magen krampfhaft zusammen. Und er hatte gedacht, er sei an das Entsetzen des Todes gewöhnt.
     
    Denton schloß den Arm enger, den er wie zufällig über Donnas weiche Schultern gelegt hatte. Sie war eingeschlafen oder tat wenigstens so. Sein innerer Aufruhr strafte seine lässige Haltung Lügen. Innerlich brodelte er, als er an ihren jungenhaften, an einen graziösen Wasserstrahl gemahnenden Körper zurückdachte, der sich mit seinem im Bett herumwälzte. Sie reagierte schon auf die leichtesten Berührungen. Die Bilder von Donna wechselten sich ab mit Erinnerungen an Hurzbau, die Denton zu verdrängen suchte. Aber Hurzbau hatte sich in Agonie genauso herumgeworfen, wie sie sich in Ekstase gewunden hatte. Denton setzte sich abrupt auf, um sich eine Zigarette anzuzünden und einen Rauchvorhang zwischen sich und die Erinnerungen an den sterbenden alten Mann zu werfen.
    Er blickte auf Donna herab und bemerkte, wie sie ihn durch ihre zu Schlitzen zusammengepreßten Augen anblickte. Sie lächelte flüchtig und sah weg.
    „Wie spät ist es?“ fragte sie mit müder Stimme.
    „Ein Uhr.“
    „Wovon handelte dein Stück überhaupt?“
    „Willst du es lesen? Ich habe eine Kopie …“
    „Nein.“ Dann fügte sie hinzu: „Ich bin schon interessiert, aber lesen mag ich in der letzten Zeit überhaupt nicht mehr. Ich mußte ungeheuer viel lesen, bevor ich meine Pflichtassistentenstelle antreten konnte. Medizinische Lehrbücher haben mir den Appetit verdorben. Liveaufführungen mag ich lieber. Warum spielst du es mir nicht vor?“
    Er hob seine Hand melodramatisch über ihren Kopf, und mit einem exaltiert-visionären Blick, der sie zum Lachen brachte, hub er an: „Begraben will ich Caesar, nicht ihn preisen.“
    „Ah, ja. Das ist aus deinem Stück … Das hast du geschrieben, ja?“
    „Na ja, das ist eines, das ich vor Jahrhunderten geschrieben habe …“
    „Halte das Maul da drüben, ich muß meinen Schlaf haben! Ihr habt mit eurem Grunzen schon genug Krach gemacht, um das ganze Haus bis Dezember wachzuhalten!“ brüllte eine männliche Stimme aus dem nächsten Apartment.
    „Die Wände sind dünn“, flüsterte Denton entschuldigend. Aber Donna weinte. Sie saß aufrecht, einen Kopf größer als Denton, und ihr Körper schwankte vor und zurück.
    Er legte eine Hand auf ihr Bein, sie schubste sie weg und stand auf, wobei sie das Bettzeug wegstieß.
    „Hör mal“, sagte Denton verkrampft, „es tut mir leid wegen diesem Krakeeler nebenan. Laß uns irgendwo hingehen …“
    „Nein, ist schon in Ordnung. Ich gehe nach Hause. Ich hatte mein Vergnügen und so, und du bist ein guter Liebhaber, nur …“
    „Nur was ?“
    Sie war schon in ihr Kleid geschlüpft und zog die Schuhe an. Er fragte sich, was er getan haben mochte. Besser er stoppte sie jetzt, bevor sie ganz angezogen war oder sich gezwungen fühlte zu verschwinden, weil sie schon so weit gegangen war. Sie zog ihren Mantel an.
    „Was ist los?“ fragte er mit wachsender Beklemmung. „Was habe ich falsch

Weitere Kostenlose Bücher