Der große Ölkrieg
dazu, sie wieder zu öffnen.
Der Junge mit dem Messer schloß die Augen wie in Erwartung einer tiefen Befriedigung.
Eine verwischte Bewegung …
Dann schrie der Junge mit dem Messer gellend auf, sein Kopf fuhr zurück, sein Mund klaffte weit auf, sein Rücken krümmte sich, er erstarrte, gellte: „Scheiße! Wer …“
Er fiel um, und Donna sprang leichtfüßig zur Seite, um den anderen zu stellen. Denton fühlte, wie sich der Griff an seinem Nacken löste, als der Junge hinter ihm losrannte, um seinem Freund zu helfen, der vor ihr auf dem Boden lag. Donna ließ ihren Stiefel mit der Ferse voran direkt nach vorn schießen und traf den dritten übel an der Kehle. Sie war groß, und durch ihre langen Beine hielt sie sich in einer günstigen Position, als die anderen beiden versuchten, mit ihren Messern näher zu kommen. Die ersten zwei lagen auf dem Pflaster wie zwei Liebende; der Junge, der Denton mit dem Messer bedroht hatte, gab keinen Laut mehr von sich. Seine Augen blickten starr und ohne zu blinzeln nach oben. Der andere hockte auf Händen und Knien und hustete Blut auf seinen lang hingestreckten Gefährten, eine Hand preßte er auf seine zermalmte Luftröhre, in seinem starren Gesicht zeigte sich Staunen und Faszination, als würde er zum erstenmal in seinem Leben wirklich Schmerz spüren, ihn als neue Welt entdecken.
Den nächsten stoppte Donna mit einem Fußtritt in die Rippen, wirbelte herum, kam, ohne ihren Schwung zu verlieren, auf dem Fuß auf und ließ die Bewegung in ihrem Arm auslaufen, mit dem sie ihm das Messer aus der Hand schlug. Es fiel scheppernd auf das Pflaster und rollte vor den Jungen mit der zerschmetterten Kehle.
Denton atmete in schweren Stößen, immer noch unfähig, etwas zu tun; er war sicher, nur gegen einen Bildschirm zu rennen, falls er versuchen sollte einzugreifen. Ohne eine Waffe drehte sich der letzte Schläger um und floh.
Der andere Junge umklammerte immer noch seine Kehle, zuckte auf seinem Hintern hin und her und stöhnte. Donna betrachtete ihn einen Moment und sagte dann leise und beherrscht: „Ich glaube, ich sollte wieder gutmachen, was ich eben getan habe. Ich habe immer etwas Erste-Hilfe-Material in der Tasche. Wenn ich es finden kann …“
Sie kniete vor dem Jungen, der sich noch immer zusammenkrampfte und betrachtete mit unnormaler Ruhe die Stelle zwischen seinen Beinen, die sie getroffen hatte.
Denton nahm einen tiefen Atemzug und erholte sich langsam von seiner Lähmung; ein Schauspieler zwischen zwei Aufzügen.
Er legte seine Hand auf Donnas Schulter und fühlte, wie sie sich unter seiner Berührung versteifte. „Wo warst du hin, als sie mich angegriffen haben?“ fragte er.
„Ich hatte mich in einer Türöffnung versteckt. Ich dachte, sie seien hinter mir her. Als ich sah, daß sie dich umringten, ging ich zum anderen Ende der kleinen Gasse und kam hinter ihnen heraus.“
Sie wandte sich dem Jungen zu. „Warum?“ fragte sie.
Der Junge antwortete durch zusammengebissene Zähne: „Hurzbau …“
Der Name machte Denton klar, wo er den Anführer der Bande schon einmal gesehen hatte: im Park. Der Junge, der nach seinem Vater und dem Generator gefragt hatte. Er trat auf den anderen Schläger zu und fragte: „Hurzbau was ?“
„Hurzbaus Vater liegt im Krankenhaus. Unter dem Generator. Er hat uns angestiftet. Er ist unser Anführer. Er hat gesagt, Sie sind ein Vampir und bringen seinen Vater um. Er hat Sie beobachtet, ist Ihnen gefolgt …“
Donna schrie kurz auf, und der Schrei wurde zu einem Seufzer, als Denton hörte, wie sie auf dem Betonpflaster aufschlug, noch bevor er sich ganz herumgedreht hatte. Das schwarze Heft eines Messers ragte aus ihrer Seite hervor; der Junge, der jetzt aufrecht stand, immer noch Blut spuckte, wankte, kurz davor, wieder zusammenzubrechen, hatte es von hinten in sie hineingestoßen. Denton erkannte Hurzbaus Sohn und fragte sich: Warum sie und nicht ich?
Der Junge sank zusammen wie ein schlaffer Sack, Blut glitt zwischen seiner Haut und der durchsichtigen Jacke entlang, durch den Kunststoff schimmerte es in einem künstlichen Orange.
Denton fühlte deutlich Schmerzen in seiner eigenen Seite, als er schluchzend zu Donna lief. Sie atmete noch, war aber bewußtlos. Das Messer war bis zum Griff eingedrungen. Er befürchtete, daß zuviel Blut austreten würde, wenn er es herauszog.
„Hier. Rufen Sie einen Krankenwagen.“ Der Junge, der vorhin geredet hatte, stand jetzt aufrecht, eine Hand immer noch auf seiner Kehle,
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