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Der große Sprung

Der große Sprung

Titel: Der große Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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wieder nicht. Sein Paul Rogers war daraus verschwunden und ein anderer hatte seine Stelle eingenommen – einer, den er nicht verstand. Da zog Comyn seine Hand zurück, und sein Herz pochte voll Angst.
    Die weißen Flammen loderten zur glühenden Grottendecke. Die Pilger warteten auf den Simsen. Und die Augen, die die Menschheit vergessen hatten, blickten beunruhigt in die Comyns. Und dann, als öffne sich eine lange verschlossene Tür, kehrte Erinnerung zurück, doch ihr folgte Erschrecken.
    »Nicht jetzt!« Die Worte klangen steif und unbeholfen, doch drängend. Rogers hob die Hände, als wollte er Comyn zurückschieben. »Keine Zeit! Nicht jetzt!«
    Vickrey, auch er stand nun auf dem Simsvorsprung, und Kessel – der korpulent und über seine Jahre hinaus alt gewesen war, war nun schlank und zeitlos und völlig verändert – hatten Comyn schon wieder vergessen, denn von ihnen wollte er ja nichts. Sie hatten sich dem wundersamen Feuer zugewandt, das keine Hitze ausstrahlte, und blickten hinunter in die Tiefe, aus der es kam. Die Menschen auf den Simsen standen unbewegt, weiße Schatten gegen den Fels, und ihre Augen leuchteten. Comyn schrie jetzt laut. Er hatte es nicht beabsichtigt, er hatte Vickrey versprochen, daß er es nicht tun würde. Doch nun, da Paul hier an diesem Ort vor ihm stand, kamen die Worte wie von selbst.
    »Paul, komm mit mir! Komm zurück!«
    Paul schüttelte den Kopf. Er schien sich über Comyn Sorgen zu machen und wiederum auch ungehalten über die unverzeihliche Einmischung zu sein.
    »Nicht jetzt, Arch! Hier bleibt dir keine Zeit, es in Ruhe zu überlegen. Wir können jetzt nicht darüber sprechen.« Er drückte beide Hände gegen Comyns Brust und schob ihn zurück. »Ich kenne dich. Du kannst nicht gegen sie ankämpfen. Manche können es, doch du nicht. Und du solltest dir Zeit nehmen, darüber nachzudenken. Geh jetzt! Beeil dich!«
    Comyn stemmte sich gegen ihn. Das Feuer züngelte und waberte rings um den Simsvorsprung und in der Luft über seinem Kopf. Es war hypnotisch, bezaubernd schön und einladend wie Wasser für einen Schwimmer. Er richtete den Blick fest auf Paul, um sich nicht ablenken zu lassen. Es machte ihn krank, daß Paul hier war: primitiv und nackt wie die anderen, mit Geist und Herz in diesem stillen Wahnsinn verloren. Es machte ihn wütend, und er brüllte:
    »Ich bin den weiten Weg von der Erde hierhergekommen, um dich zu suchen! Und da ich dich nun gefunden habe, werde ich dich nicht hier zurücklassen!«
    »Willst du mich umbringen, Arch?«
    Das brachte Comyn zur Besinnung. »Würdest du sterben – wie Ballantyne? Ich dachte, Vickrey sagte …«
    Paul schaute in den Abgrund und redete jetzt so schnell, daß Comyn ihn kaum verstand.
    »Nicht auf die gleiche Weise. Ballantyne wartete die Vollendung nicht ab. Ich bin nun ganz, aber ich würde auf eine andere, eine schlimmere Weise sterben – Arch, ich kann es dir in der Eile nicht erklären. Geh jetzt, ehe es dich erfaßt wie uns.«
    »Kommst du mit?«
    »Nein.«
    »Dann bleibe ich auch.« Vielleicht ist noch so viel Menschliches in ihm, daß er sich erinnert, dachte Comyn. Vielleicht bringe ich ihn so dazu, mitzukommen!
    »Schau!« forderte Paul ihn auf.
    Er deutete in den Abgrund und zog Comyn näher an den Rand. Das lautlose weiße Feuer wirbelte um ihn, schlug über ihm zusammen, und er starrte in diese weiße blendende Herrlichkeit. Und plötzlich schien der Boden unter seinen Füßen weggezogen zu werden, und ein schreckliches Schwindelgefühl erfaßte ihn.
    Die Simse, die er für massiven Fels gehalten hatte, waren nur dünne gewölbte Schalen über einem Hohlraum, der sich unter der Grotte erstreckte wie die Masse eines Eisbergs unter seiner sichtbaren Spitze – der sich in einem Lichtdunst in geheime unsichtbare Weiten ausdehnte. Ein gewaltiges Gewölbe transuranischen Feuers war es, und es brannte, als wäre eine unbekannte Sonne hier gefangen, festgehalten von dem schützenden Fels. Und es brannte hier in alle Ewigkeit zu seiner eigenen Erbauung und ergötzte sich an seinen lodernden Flammen, seinen leckenden Zungen und wabernden Wänden weißen blendenden Scheines. Etwas tief in Comyn erwachte. Er beugte sich vor. Alle Furcht fiel von ihm ab und mit ihr vieles, das ihn gequält und bewegt hatte. Das Feuer loderte, floß und wiegte sich in den Tiefen seiner eigenen Welt. Nicht alles konnte er aufnehmen, aber es war wunderschön, und es tat gut, ihm zusehen zu dürfen.
    Doch plötzlich schrie er auf und

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