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Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Erste Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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selber. Sein freundliches großes Auge verkündete, daß es ihm gelang, aus reinlichem Erz sich ein unvergängliches Denkmal zu setzen, reich in der Arbeit vieler Jahre und beschienen von der fernen Sonne griechischer Welt. Noch heute steht sein Grabmal des heiligen Sebaldus, ein schlank edler Aufbau von romantischer Phantasie und klassischer Anmut, der reiche Wohnsitz einer Schar edler mannigfaltiger Bildwerke, die in lichtem Raume den silbernen Sarg des Heiligen hüten. Er wohnte mit seinen fünf Söhnen samt deren Weibern und Kindern in einem Hause, an einer Werkstatt und konnte so mit seiner Familie einem geheiligten Baume verglichen werden, in dessen Ästen die köstlichen Früchte von Erz reiften, die in alle Länder hin sich verbreiteten. Die Wiege eines Helden, Staatsmannes oder Dichters müßte einmal in solcher Werkstatt stehen, wo unter leidenschaftlich bewegter Arbeit die ehernen Gestalten und eine Welt ebenmäßiger Zieraten aus einem Kerne sich bilden und das lang ausdauernde Schaffen einem lebendigen Epos gleicht.
    Zu den edelsten und vertrauenswertesten Gestalten einer wohlbestehenden Stadt gehören die kundigen Baumeister. Sie stehen unter allen Künstlern dem Rat am nächsten und sind dem Bürgerkinde stets eine werte Erscheinung, welche ihm Einsicht, Maß und Zierde bedeutet, Rat und Tat für das öffentliche Ganze wie für das Bedürfnis des einzelnen. Sie sind am innigsten mit Land und Boden verbunden; denn sie bauen das Unbewegliche und müssen daher kundig sein in Fels und Wald wie am rauschenden Wasser. Ganz in diesem Sinne erschien in dem Zuge mit den Maurer-und Zimmermeistern besonders der eine der beiden Behaims, Hans, von dem die Nachrichten sagen, er sei angesehen gewesen bei Rat und Gemeinde, freundlich und gütigen Bescheids gegen jedermann wie gegen die geringsten seiner Arbeitsleute. Wenn man an die zierbegabten und gewaltigen Bauwerke jener Glanzzeit denkt, so muß man dieses Mannes vorzüglich zugleich gedenken. Wir aber, die wir nach menschlicher Schwachheit immer lieber das auffallende und seltsame Gute als das in gereihter sicherer Ordnung Erwachsene betrachten, sehen jetzt mit Vorliebe jenen großen dickstarken Mann heranschreiten, den Zimmermann Georg Weber, zu dessen grauem Kleide es einer Unzahl von Ellen handfesten Tuches bedurfte. Dieser war ein rechter Wäldervertilger; denn mit seinen Werkleuten, die er alle so groß und stark aussuchte, wie er selber war, mit dieser Riesenschaft werkte er so mächtig in Bäumen und Balken und zugleich so sinnreich und künstlich, daß er seinesgleichen nicht fand. Aber er war auch ein trotziger Volksmann und machte im Bauernkrieg den Bauern Geschütze aus grünen Waldbäumen, aus welchen sie ganz emsig auf die Adeligen schossen. Er sollte desnahen zu Dinkelsbühl geköpft werden. Allein der Rat von Nürnberg löste ihn wegen seiner Kunst und Nutzbarkeit aus und machte ihn zum Stadtzimmermeister; denn er baute nicht nur schönes und festes Sparren-und Balkenwerk, sondern auch Mühl-und Hebemaschinen und gewaltige lasttragende Wagen und fand für jedes Hindernis, eine jede Gewichtmasse einen Anschlag unter seiner starken Hirnschale. Das merkwürdigste war nun, daß er weder lesen noch schreiben konnte und bei aller dieser trotzigen Stärke doch so genau, maßtreffend, sorgfältig und fast zart in seinem Werke war, wie es nur die mit frommer Kindesunschuld gepaarte Kraft des Volkes sein kann.
    Endlich erschien, eröffnet von zwei »Lehrbuben«, die eigentliche Zunft der Maler und Bildhauer; wie bei allen anderen Zünften folgten auch hier nach den Lehrlingen die Träger der Zunftzeichen und nach diesen zwei Gesellen der Maler Hans Spring in Klee, Dürers Schüler und Hausgenoß und kunstreich im Malen auf Pergament, in zierlich goldschimmernden und azurblauen Arabesken und Figuren, dann der Bildhauer Peter Flötner, ein geistvoller handsicherer Gesell und Künstler. Einzeln ging jetzt ein schöner Edelknabe mit dem Wappen, das in himmelblauem Felde drei silberne Schildchen zeigt und von Maximilian dem großen Meister für die ganze geehrte Künstlerschaft gegeben worden ist. Der Sinn dieses Wappens dürfte sich am einfachsten in den Begriff von Tafeln oder Schilderei auflösen. Hätten die Maler selbst es bestimmen dürfen, so würden sie wahrscheinlich in hergebrachtem Sinne eine Trophäe der bekannten Malergerätschaften gewählt haben; der wappenkundige und poetische Kaiser aber wußte das einfache Besondere in die einfachste allgemeine

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