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Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Erste Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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freigeben will.
    Bezeichnend hiefür ist ein Zug, welcher sich unlängst zutrug. Der König eines großen deutschen Staates hatte über seine eigenen Porzellanwerkstätten in ernster Kunst ergraute Männer gesetzt, daß sie die Formen der Gefäße überwachten und den unreinen Geschmack austrieben und fernhielten. Allein eine überroyalistische Zeitung tadelte des Königs Maßregel und bemerkte ziemlich unbotmäßig, daß sich die vornehme Welt wohl keinen Geschmack vorschreiben ließe und den Rokokostil, welchen sie einmal zu ihrem Zeichen erhoben, aufrechtzuhalten wissen werde. Diese Palastrevolution gelang denn auch insofern, als die Pairs des Landes nicht des Königs rein geformte Blumengeschirre kauften, sondern sich anderwärts mit solchen versahen, welche einem aufrechtstehenden gefrorenen Waschlappen gleichen, und die Wächter des Geschmackes bewachten trauernd des Königs Ladenhüter.
    Neben Hans Schäufelein, dem fleißigen Schüler Albrecht Dürers, ging unter den Holzschneidern ein kleines Männchen in einem Mäntelchen von Katzenpelz und einer ebensolchen Zipfelkappe. Dies war Hieronymus Rösch, ein großer Katzenfreund, in dessen stiller Arbeitsstube überall spinnende Katzen saßen, am Fenster, auf Bänken und auf dem Tische.
    Auf das dunkle Katzenmännchen folgte eine lichte Erscheinung, die Silberschmiede, in himmelblauem und rosenrotem Gewand mit weißem Überwurf, die Klarheit und das kunstweckende Wesen ihres Metalles verkündend, während die Gold schmiede, ganz rot gekleidet in schwarzdamastenem Mantel und reich mit Gold gestickt, den tiefern Glanz ihres Stoffes zur Schau trugen. Silberne Bildtafeln und goldgetriebene Schalen wurden ihnen vorangetragen; die plastische Kunst lächelte hier aus silberner Wiege, und die neugeborene Kupferstecherkunst hatte hier ihren metallischen Ursprung, wunderlich getrennt von dem Holzschnitt, welcher mit der schwärzlichen Buchdruckerei ging.
    Mit Holz und Kupfer nur hatten es die nun auftretenden Kupfertreiber und Ornamentschneider zu tun, dafür waren sie aber schon ganz Künstler und unbezweifelte Bildwerker. Sebastian Lindenast arbeitete seine kupfernen Gefäße und Schalen so schön und kostbar, daß ihm der Kaiser das Vorrecht verlieh, sie zu vergolden, welches sonst niemand durfte. Obgleich dergleichen für heute nicht mehr ziemte, so kann es doch keine sinnigere Beschränkung und Befreiung von derselben geben als diese, wo ein kunstreicher treuer Mann vom obersten Haupte der Nation, des Reiches die Befugnis erhielt, sein geringes Metall der edlen Form wegen, die er ihm zu geben wußte, mit Goldglanz zu umgeben und es so zum Golde zu erheben.
    Neben dieser um dieses Umstandes willen so lieblichen und wohltuenden Gestalt des Lindenast (wie deutsch und grün wehend war schon dieser Name!) ging Veit Stoß, der Mann von wunderlichster Mischung. Dieser schnitzte aus Holz so holde Marienbilder und Engel und bekleidete sie so lieblich mit Farben, güldenem Haar und Edelsteinen, daß damalige Dichter begeistert seine Werke besangen. Dazu war er ein mäßiger und stiller Mann, der keinen Wein trank und fleißig seines Werkes oblag, die frommen Wunderbilder für die Altäre zutage fördernd. Welch reines Gemüt mußte dieser Künstler in sich tragen. Aber er machte eifrigst falsche Wertpapiere, um sein Gut zu erhöhen, und als er ertappt ward, durchstach man ihm beide Wangen öffentlich mit glühendem Eisen. Aber weit entfernt, von solcher Schmach gebrochen zu werden, erreichte er in aller Gemächlichkeit ein Alter von fünfundneunzig Jahren und schnitt nebenbei schöne und lehrreiche Reliefkarten von Landschaften mit Städten, Gebirgen und Flüssen; auch malte er und stach in Kupfer.
    Noch ein sinnreicher Arbeiter in Kupfer war Hans Frei, Dürers Schwiegervater, welcher reizende und mutwillige Frauenfiguren in Kupfer trieb, die aus den Brüsten und aus dem Kopfputze Wasser springen ließen; zugleich spielte er trefflich die Harfe und war in Musik und Poesie wohlerfahren. Seine schöne böse Tochter Agnes aber, in welcher sich Liebreiz und Unerträglichkeit unablässig vermählten, brachte den schönheitbedürftigen und sanftmütigen Altrecht unter den Boden.
    Doch als ein ganzer und klassischer Genoß trat nun, unter dem schlichten Namen der Gelb-und Rotgießer, Peter Vischer einher mit seinen fünf Söhnen, die Hantierer in glänzendem Erze. Er sah aus mit seinem kräftig gelockten Bart, seiner runden Filzmütze und seinem Schmiedefell wie der wackere Hephästos

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