Der gruene Stein
Ein Bier wäre auch nicht schlecht. Lisutaris hat mir zwar einen Wein geopfert, aber diese vornehmen Elfenjahrgänge können einen echten Mann nicht befriedigen.
Vor der Taverne stoße ich schon wieder auf Moxalan. Er ist in ein Gespräch mit Parax, dem Schuhmacher, vertieft.
»Gab es wieder ein Blutbad?«, erkundigt sich Parax. Was für eine merkwürdige Frage.
Ich zucke mit den Schultern.
»Viele Tote?«
»Das ist Geschäftsgeheimnis. Außerdem, was geht es dich an?«
»Wir machen uns Sorgen um dich«, erwidert Parax.
Dass sich der alte Parax um mich sorgt, höre ich zum ersten Mal. Und ich frage mich zudem, was der Sohn des Buchmachers hier eigentlich dauernd will. Er muss seine Aufzeichnungen über Architektur doch längst haben. Wahrscheinlich ist er wiedergekommen, um Makri zu treffen, der arme Narr.
Plötzlich ertönen wilde Schreie aus der Kaschemme, und ich stürze hinein. Das blanke Chaos erwartet mich. Makri hat eine Axt in der Hand und will hinausstürmen, während Ghurd und Tanrose versuchen, sie zurückzuhalten. Tische sind umgestürzt und die Mittagssäufer ducken sich ängstlich in die Ecken. Soweit ich sehen kann, hat es einen heftigen Kampf gegeben. Makri ist ein wahrer Derwisch, was den Schwertkampf angeht, aber Ghurd ist ein ausgesprochen kräftiger Barbar. Es ist ihm gelungen, sie aufzuhalten. Natürlich will Makri ihren Arbeitgeber nicht umbringen, und windet sich in seinem Griff. Sie sieht ihn böse an.
»Ghurd, ich warne dich. Lass mich sofort los.«
Trotz ihres zierlichen Körpers und Ghurds ungeheurer Kraft wäre Makri ohne weiteres in der Lage, ihn in einem Kampf zu schlagen, wenn sie wütend genug wäre, ihre ganze Geschicklichkeit einzusetzen. Das weiß Ghurd. Aber er lässt sie trotzdem nicht los. Ich trete vor und versuche, die beiden zu trennen.
»Was zum Teufel ist hier los?«
»Sie will alle Mitglieder der Innungshochschule umbringen«, erklärt Tanrose.
Ich blinzle verständnislos.
»Wie bitte?«
»Du hast sie doch verstanden«, faucht Makri und befreit sich aus Ghurds Griff. Sie stürmt zur Tür. Ich hetze hinter ihr her.
»Makri, komm zurück! Es ist doch nur eine Prüfung. Nimm es nicht so verdammt persönlich!«
»Es geht nicht um die Prüfung«, knurrt Makri und verschwindet durch die Tür.
Ich wende mich an Ghurd. Vielleicht kann er mir die Sache erläutern.
»Sie ist wegen angeblichen Diebstahls von der Hochschule geflogen«, sagt der.
Ich stürze auf die Straße. Unter diesen Umständen wird Makri alle abschlachten. Diese Frau und ihr Temperament sollen verflucht sein! Dafür habe ich im Moment wirklich keine Zeit! Ich hole sie an der Ecke ein, als sie gerade einen Bettler in den Boden stampft, der sich ausgerechnet diesen unseligen Moment ausgesucht hat, um sie anzusprechen.
»Makri, wie wäre es, wenn du mir sagst, was eigentlich passiert ist, statt über den Quintessenzweg zu laufen und mit deiner Axt herumzufuchteln?«
Makri bleibt stehen. Diesen mörderischen Blick habe ich das letzte Mal in ihren Augen gesehen, als ich sie wegen ihrer spitzen Ohren beschimpft habe.
»Aus dem Gemeinschaftsraum der Studenten ist Geld verschwunden. Professor Toarius behauptet, ich hätte es genommen. Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich werde ihn umbringen.«
»Was soll das heißen, er hat gesagt, du hättest es gestohlen? Gab es eine Untersuchung?«
»Das behauptet er jedenfalls. Geh mir aus dem Weg!«
»Hör auf mir zu sagen, dass ich dir aus dem Weg gehen soll! Glaubst du nicht, es wäre besser, wenn jemand diese Sache untersucht, als wenn du einfach hingehst und den Professor abmetzelst? Man wird dich verhaften und aufhängen.«
»Nein, wird man nicht. Ich werde jeden umbringen, der das versucht, und dann die Stadt verlassen.«
»Zugegeben, das wäre ein Alternative.«
Ein Hund schnüffelt an Makris Knöcheln. Sie versetzt ihm einen Tritt, und er sucht jaulend das Weite. So wie Makri ihre Axt schwingt, kann der Köter von Glück sagen, dass er noch seinen Kopf auf dem Hals hat.
Trotz der Tatsache, dass Makri barbarisch, aufreibend und unvernünftig ist, von ihrem Viertel Orgk-Blut ganz zu schweigen, ist sie eine der sehr wenigen Freunde, die ich in dieser Stadt habe. Und auch wenn ich das niemals öffentlich zugeben würde, hat sie mir bei meinen letzten Fällen sehr geholfen. Vermutlich würde ich es bedauern, wenn man sie hängen würde.
»Erzähl mir, was passiert ist.«
Makri verzieht ihr Gesicht. Nicht augenblicklich denjenigen zu massakrieren, der
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