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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Flüssigkeit: Kuriya. In dieser Flüssigkeit kann ein guter Zauberer Bilder aus der Vergangenheit und der Gegenwart beschwören. Ich selbst habe sie auch schon benutzt, allerdings mit erheblicher Mühe. Heutzutage habe ich Probleme, mich entsprechend zu konzentrieren. Lisutaris dagegen wedelt einfach mit der Hand über das Becken, und augenblicklich formt sich ein Bild.
    »Eine andere Taverne«, murmelt die Zauberin. »Die Mehrjungfrau. Kennt Ihr sie?«
    »Allerdings. Das sind schlechte Neuigkeiten. Die Mehrjungfrau wird von der Bruderschaft geführt.«
    »Und?«
    »Ein Schmuckstück von dieser Organisation zurückzuholen ist erheblich schwieriger, als es einem einfachen Taschendieb abzunehmen. Trotzdem besteht noch die Chance, dass sie nicht wissen, was sie da eigentlich haben. Wenn das Juwel nur aufgrund eines Streits zwischen Dieben bei ihnen gelandet ist und nicht, weil es wegen seines großen Werts dorthin geschafft wurde, vermag ich es vielleicht noch zurückzuholen. Das erfordert womöglich eine größere Summe, aber wenn ich so tue, als wäre es ein altes Familienerbstück, welches der Besitzer unbedingt wiederhaben will, haben sie keinen Grund, mir nicht zu glauben. Ich kenne Donax, den örtlichen Unterhäuptling der Bruderschaft. Er lässt sich vielleicht breitschlagen, mir das Schmuckstück zurückzuverkaufen. Weil er weiß, dass ich diese Angelegenheit nicht den Behörden melden werde.«
    Lisutaris ruft eine andere Dienstbotin und beauftragt sie, mir einen Beutel mit Fünfzig-Guran-Stücken zu bringen.
    »Holt es zurück. Ganz gleich, was es kostet.«
    Ich bemerke, dass einige Arbeiter im Garten dabei sind, ein großes Zelt zu errichten.
    »Vorbereitungen für den Maskenball?«
    Lisutaris nickt. »Ich muss das Medaillon vor dem Ball wiederhaben. Ich bin sicher, dass der Konsul mich danach fragen wird. Hat Makri ihre Einladung bekommen?«
    »Was?«
    »Ihre Einladung«, wiederholt Lisutaris.
    »Ihr habt Makri eingeladen?«
    »Ja. Immerhin hat sie als Leibwächterin auf dem Konvent der Zauberer exzellente Dienste geleistet. Ich fand, dass sie eine zusätzliche Belohnung verdient hat. Außerdem habe ich ihr versprochen, sie dem Professor für Mathematik an der Kaiserlichen Universität vorzustellen.«
    »Warum denn das? Nichts kann die Universität dazu bringen, Makri als Studentin einzustellen.«
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmt mir Lisutaris zu. »Aber sie dürfte den Ball trotzdem genießen.«
    Ich starre auf das große Zelt. Die Arbeiter haben es bereits aufgerichtet. Sie sind sehr effektiv, etwas, was man in ZwölfSeen nicht häufig zu Gesicht bekommt, und sie tragen Tische, Stühle und Kerzenleuchter hinein. Die Dienerin kommt mit einem Beutel Goldmünzen zurück. Eine andere Dienerin bringt mich zu der Kutsche, die mir Lisutaris zur Verfügung gestellt hat.
    Die Sache mit dem Medaillon entwickelt sich allmählich zu einer recht ernsten Angelegenheit. Ich werde sehr gerissen sein müssen, es zurückzuholen. Aber darüber denke ich nicht nach. Mich beschäftigt vollkommen die maßlose Ungerechtigkeit, dass Makri, eine barbarische Gladiatorin, die kaum mit Gabel und Löffel umgehen kann, auf Lisutaris’ elegante Party eingeladen worden ist. Natürlich ist von einer Einladung an mich nicht im Geringsten die Rede. Kümmert Euch nicht um Thraxas. Er wird sich schon in der Stadt herumtreiben, Verbrecher bekämpfen und sich der Gefahr aussetzen, um Euch aus der Patsche zu helfen. Er wird klaglos sechs Stunden in einer Zelle der Zivilgarde verbringen und Euren guten Namen schützen. Das bedeutet noch lange nicht, dass Ihr ihn zu Eurem Ball einladen müsst. Er gibt sich vollkommen damit zufrieden, zusammen mit dem Rest der verarmten, werktätigen Bevölkerung in der Rächenden Axt herumzusitzen. Diese blöde Lisutaris! Ich konnte die Frau noch nie leiden!
    Südlich des Flusses wird mein Kutscher sichtlich nervös. Sein Dienst bei Lisutaris führt ihn gewöhnlich nicht in diese Gegend. Wir fahren durch die sengende Hitze, und er scheint eine Ewigkeit zu brauchen, bis er sich durch den dichten Verkehr zum Hafen vorarbeiten kann. Nachdem er mich endlich in ZwölfSeen abgesetzt hat, gibt er den Pferden die Peitsche und fährt, so schnell er kann, davon. Er ist offenbar höchst erfreut, diesen Ort verlassen zu können.
    »Danke für die Fahrt«, knurre ich und betrete die Rächende Axt. Ganz gleich, wie dringend die Sache ist, ich kann der Mehrjungfrau keinen Besuch abstatten, bevor ich nicht etwas im Magen habe.

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