Der gruene Stein
über eine Abteilung Zivilgardisten, und noch später über eine Schwadron Reiterei des Königs. Die Stadt wird allmählich nervös. Die allgemein bekannte Nachricht über die geheimnisvollen Erscheinungen und die vielen Toten schüren die Unruhe. Ich persönlich jedoch bin mehr von Tanroses Bemerkung erschüttert, dass ich Makri begehren könnte, damit sie mich im Winter warm hält. Das war wirklich geschmacklos. Ich stürme in die nächste Taverne, um diese Geschmacklosigkeit mit reichlich Bier wegzuspülen.
In der Taverne fällt mir ein frisch gedrucktes Exemplar des Berühmten und Wahrheitsgetreuen Chronisten in die Hände. Eine Seite des einzelnen Blattes wird vollkommen von den Erscheinungen diverser magischer Kreaturen in Beschlag genommen, und die andere führt die überraschende Zahl von Toten an, die es in den letzten Tagen in der Stadt gegeben hat. Selbst nach Turais Maßstäben dezimiert sich die Zahl der Einwohner in einem alarmierenden Tempo.
Und wer ist dafür verantwortlich?, krakeelt das Blatt. Und wieso hat man nicht den Versuch gemacht, den widerspenstigen Tribun Thraxas zu verhaften?
Was? Ich schüttle den Kopf, weil ich kaum glauben kann, was ich hier lesen muss. Unwillkürlich schrumpfe ich auf meinem Sitz zusammen und hoffe, dass mich niemand erkennt, während ich eilig den Rest des Artikels überfliege.
Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Thraxas, ein so genannter Detektiv aus ZwölfSeen, über den wir auch schon früher einige Beschwerden gehört haben, bis zum Hals in diese Affäre verwickelt ist. Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass dieser Mann in nur drei Tagen an den Schauplätzen vieler unerklärter Morde aufgetaucht ist. Einige Wirte berichten zum Beispiel, dass Thraxas, ein mächtiger Kerl mit gewaltigem Appetit, ihre Tavernen nur Minuten, bevor sich eine Reihe gewalttätiger Morde ereignete, aufgesucht hat. Dann ist er rasch verschwunden, nachdem er die Leichen auf Wertsachen untersucht hat.
Darüber hinaus ist Thraxas, bekannterweise ein Kumpan verschiedener abtrünniger Zauberer, wiederholt vom Konsul und seinem Vizekonsul verhört worden, nachdem ein Versuch unternommen worden ist, Lisutaris, die Herrin des Himmels, zu erpressen. Zwar haben wir keine absolut sicheren Beweise dafür, dass Thraxas hinter diesem Versuch steckt, aber er hat angeblich versucht, verschiedene Dinge der Zauberin zu verkaufen. Darunter ein Tagebuch und Schmuckstücke. Berichte aus anderen Quellen legen nahe, dass die Wachen der Innungshochschule gezwungen waren, ihn hinauszuwerfen, nachdem er Professor Toarius wegen fünf Gurans bedroht hat.
Auch wenn nicht bewiesen werden kann, dass Thraxas für die geheimnisvollen Erscheinungen verantwortlich ist, welche die Stadt seit einer Weile in Unruhe versetzen, weiß man, dass er in den magischen Künsten dilettiert und möglicherweise sogar im Besitz einiger verheerender Orgk-Zauber ist. Immerhin spricht er fließend Orgkisch, und angeblich hat er verschiedene orgkische Kumpane. Erst kürzlich ist ans Licht gekommen, dass er einmal seinen Schild weggeworfen hat und vom Schlachtfeld desertiert ist. Ein Delikt, für das er in Kürze vor Gericht gestellt wird. Warum befindet sich dieser Mann immer noch in Freiheit? Und warum, das würden wir wirklich gern wissen, hat man ihm das Amt eines Tribunen überantwortet? Selbst in einer solch korrupten Stadt wie Turai sollte ein derartig verrufener Mann nicht in der Lage sein, sich einen lukrativen Regierungsposten zu erkaufen…
In diesem Stil geht es noch eine ganze Weile weiter. Ich bin am Boden zerstört. Zwar wurde ich schon früher im Chronisten verleumdet, aber noch nie so verheerend. Als ich lese, dass ich meinen Schild weggeworfen hätte, steigt eine Wut in mir hoch, wie ich sie schon lange nicht mehr gefühlt habe. Ich frage mich, warum ich Grobiax immer noch nicht umgebracht habe. Ich sollte ihn erledigen, dann dem Chronisten einen Besuch abstatten und den Verleger zusammenfalten. Verdammt noch mal, niemand kann so etwas über mich verbreiten, ohne ungestraft damit durchzukommen. Ich stürze mein Bier hinunter und stürme aus der Taverne. Mir ist danach, irgendjemandem etwas anzutun, und zwar schnellstens.
Makri fängt mich im Quintessenzweg ab. »Thraxas, ich habe dich schon gesucht.«
»Hast du den Artikel gelesen?«
»Alle haben ihn gelesen. Du kannst nicht zur Rächenden Axt zurück. Die Zivilgarde wartet dort auf dich und will dich verhaften. Sie haben einen Haftbefehl.«
»Die Garde? Zum
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