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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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mit.«
    »Du hast eine Toga?«
    »Ja. Sie stammt noch von meinem Dienst im Palast. Sie liegt unter dem Bett. Und besorg mir eine Maske. Du findest welche auf dem Markt.«
    »Deine Verkleidung wird aber nicht so gut sein wie mein Leibwächterkostüm«, stellt Makri befriedigt fest. »Wo kann ich dich finden?«
    »Ich werde mich in den Viehställen am Hafen verstecken. Da gibt es ein Lagerhaus, in dem Pferde auf ihre Verschiffung warten. Es steht gerade für ein oder zwei Tage leer.«
    Makri willigt ein, mir morgen die Toga dorthin zu bringen. Ich stehle mich über den Quintessenzweg davon und biege in die erste Seitengasse ein, an die ich komme. Aufgrund meiner exzellenten Kenntnis der Gassen und Pfade von ZwölfSeen sollte es mir eigentlich gelingen, unbemerkt von der Zivilgarde den Hafen zu erreichen. Ein Glück, dass ich Tanrose besucht habe. Ohne ihr Essen würde ich die Nacht niemals überstehen.

18. KAPITEL
    Ich verbringe eine nicht einmal besonders ungemütliche Nacht auf einem Heuhaufen in einem Lagerhaus und bleibe auch dort, während die Sonne langsam höher klettert. In dem Lagerhaus befinden sich eine ganze Reihe Boxen und Tröge. Es wird als Stall für das Vieh genutzt, das per Schiff in die Stadt gebracht wird. Glücklicherweise wartet der Besitzer immer noch auf die Ankunft seiner importierten Pferde, also bin ich ganz allein hier. Abgesehen von dem starken Viehgeruch kann das Lagerhaus durchaus mit der Rächenden Axt mithalten, was Bequemlichkeit angeht. Ich finde Brot und Dörrfleisch in einem leeren Büro, was mich am Leben erhält. Alle paar Stunden schaut ein Wachmann herein, und ich tauche in den Heuhaufen ab. Ansonsten bleibe ich ungestört. Ich bin ziemlich sicher, dass die Zivilgarde mich hier nicht sucht, aber ich rechne damit, dass Harm oder Georgius mich hier aufspüren können. Doch es kommt niemand, und ich lümmele den ganzen Tag im Heu herum, kaue Dörrfleisch und denke über den Fall nach.
    Es ist der erste ruhige Tag, den ich seit langer Zeit erlebe. Nach neun oder zehn Stunden im Heu haben sich meine Gedanken geklärt, und ich fühle mich erholt. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, ein Pferd zu sein. Am frühen Abend marschiert Makri in das Lagerhaus und pfeift leise. Ich tauche aus dem Heuhaufen auf und begrüße sie. »Hast du meine Toga mitgebracht?«
    »Toga, Sandalen und eine Maske. Und Bier.« Makri packt ihren Beutel aus. Für das Bier bin ich ihr wirklich sehr dankbar. Ich trinke eines, während ich die Toga auspacke. Sie könnte sauberer sein, aber es wird auch so gehen.
    »Sie ist nicht einfach zu tragen, weißt du. Man muss sie richtig anlegen. Bei einer plötzlichen Bewegung könnte sie einem herunterrutschen. Deshalb sieht man Senatoren auch nie rennen. Es ist einfach zu gefährlich. Was für eine Maske hast du mir mitgebracht?«
    Makri hat eine billige Maske auf dem Markt erstanden. Es ist eine komische Darstellung von Vizekonsul Zitzerius’ Gesicht.
    »Das war die einzige, die sie noch hatten.«
    Makri fragt mich, warum ich das Medaillon nicht von ihr zu Lisutaris bringen lasse. Ich erinnere sie daran, dass es sie bereits einmal beinah in den Wahnsinn getrieben hätte.
    »Und du wärst sicher verlockt, noch einmal hineinzusehen.«
    »Stimmt«, gibt Makri zu. »Es war ein gutes Gefühl, Oberste Befehlshaberin der Armeen zu sein.«
    »Was hast du denn mit deinem Haar gemacht?«, frage ich, als mir plötzlich auffällt, dass ihre ohnehin schon gewaltige Mähne noch fülliger aussieht.
    »Ich habe sie mit einer Lotion aus Feenblättern gewaschen.«
    »Was?«
    »Das verkaufen sie auf dem Markt. Sie erhöht das Volumen. Und pflegt auch. He, ich will auf Lisutaris’ Ball nicht wie eine Landstreicherin auftauchen. Es wird dort von Senatorenfrauen nur so wimmeln. Ich muss jetzt gehen.«
    »Um dich zu schminken?«
    »Vielleicht.«
    Während des Zaubererkonvents ist Makri Copro begegnet, dem besten Kosmetiker und Haarstylisten der Stadt. Später war sie zwar gezwungen, ihn umzubringen, weil er sich als recht tödlicher Feind entpuppte, aber trotzdem hat er seine Wirkung auf sie nicht verfehlt. Nachdem Makri früher das Getue der Frauen aus der Oberschicht verächtlich abtat, kann man sie nun dabei überraschen, wie sie sich die Nägel lackiert.
    »Wie sieht’s denn da draußen aus?«
    »Es ist die reine Hölle«, erwidert Makri. »Einhörner, Zentauren, fliegende Fische, Tod und Trugbilder. Die Stadt ist ein einziges Chaos. Ich wünschte wirklich, ich könnte mir einen

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