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Der grüne Stern

Der grüne Stern

Titel: Der grüne Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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kurz. »Ihr seid hier, denke ich, um Geschäfte zu besprechen; gut denn, was für Geschäfte sind es? Dieser Schmuck und Tand ist die Vorauszahlung für einen Dienst; nun, was für ein Dienst ist es? Zur Sache, Mann!«
    Er verneigte sich tief.
    »Wie Ihr wünscht, schöne Dame! Seit langem sind die Beziehungen zwischen dem Reich meines Gebieters und der Stadt Phaolon gespannt. Sie haben sich nun so sehr verschlechtert, daß ein Punkt erreicht ist, wo freundschaftlicher Verkehr nicht länger möglich ist. Der Große Prinz sieht keine andere Möglichkeit, seinen Kummer und die ihm angetane Schmach zu verwinden, als mit einer Streitmacht gegen Phaolon zu ziehen …«
    Siona richtete sich auf, sichtlich bewegt von heftigen Emotionen, deren Gründe ich nicht kannte.

»Das also ist es«, murmelte sie. »Krieg …« Niamh, halb verborgen hinter meiner Schulter, seufzte leise, und ihre Finger griffen nach meinem Arm. »Krieg!« murmelte sie mit bebender Stimme.

19. Wie es das Schicksal will
    »Krieg!« Das gemurmelte Wort ging wie ein plötzlicher Windstoß durch die Reihen der Versammelten. Unruhe und Bewegung breiteten sich aus, als die Leute die Köpfe zusammensteckten.
    Siona hob ihre Hand und fixierte den Sprecher der Abgesandten mit finsteren Blicken.
    »Deinem Herrn ist bekannt, daß ich schwerwiegende und gute Gründe habe, die Leute von Phaolon zu hassen und zu verabscheuen, denn sie verstießen meinen Vater in die Wildnis. Und so gedenkt er nun meine Krieger für sich kämpfen und bluten und sterben zu lassen, um den Thron der Juwelenstadt zu gewinnen!«
    Sie befingerte ihren Mund, runzelte unschlüssig die Stirn. Niemand sprach. Niamh drängte sich zitternd an mich, wie um Schutz zu suchen, den zu gewähren ich außerstande war. Und ich wußte jetzt, warum sie ihre Identität von Anfang an so ängstlich verborgen hatte.
    Der Unterhändler sprach weiter.
    »Die tapferen Krieger des Waldes, die der kühnen und unerschrockenen Siona folgen, sind Meister der Wildnis und kennen jeden Pfad und Schlupfwinkel. Scharfäugige und kluge Kundschafter würden sie sein, sollte es zum Krieg zwischen den zwei Städten kommen. Ungesehen und ungehört bewegen sie sich nach Belieben durch die großen Bäume, niemand weiß, wann sie kommen und wann sie gehen …«
    »Richtig«, unterbrach Siona seine Lobrede. »Der Wert meiner Leute als Kriegskundschafter würde ein Vielfaches von der Summe dieser paar erbärmlichen Steine ausmachen, die vor meine Füße zu werfen dein Herr für angemessen hielt.«
    »Sobald Phaolon eingenommen sein wird, wird es genug Reichtümer für alle geben!« sagte der Dicke. »Dieser Schmuck ist nicht mehr als eine Vorleistung, eine Anzahlung; wir werden Euch noch viel mehr Schätze zu Füßen legen.«
    »Das erwarte ich in der Tat«, sagte Siona mit Entschiedenheit. »Und die Gesamtsumme muß zuvor ausgehandelt werden. Aber die Luftkavallerie von Phaolon hat einen guten Ruf, und die Ritter, die zu den Standarten ihrer Königin eilen werden, sind für ihre Tapferkeit bekannt. Außerdem hörte ich, daß ein sehr großer und berühmter Krieger zu ihnen gekommen sei, sie in der Kriegskunst zu unterweisen, ein gewisser Chong. Wie kann dein Herr Akhmim so zuversichtlich sein, daß er aus diesem Streit als Sieger hervorgehen wird?«
    Der Abgesandte schmunzelte unbekümmert.
    »Das Schicksal selbst hat ein Zeichen gegeben und unsere Sache unter ein gutes Omen gestellt«, sagte er. »Der edle Chong und die Prinzessin Niamh sind tot – abgestürzt von einem hohen Ast und in der Tiefe zerschellt –, und Phaolon befindet sich in einem Zustand der Verwirrung und Ungewißheit, ohne einen legitimen Thronerben, der die Herrschaft beanspruchen kann. Während die Weisen und die Vornehmen der Stadt sich sorgen und untereinander verhandeln und streiten, haben Angst und Zweifel das Volk entmutigt. Jetzt – jetzt! – ist die Zeit gekommen, zuzuschlagen und den Sieg davonzutragen!«
    Sionas Augen blitzten; sie sprang auf.
    »Was sagst du da? Die Prinzessin tot? Soll ich, nach so langem Warten, meiner Rache beraubt sein? Soll es mir nicht vergönnt sein, meines Vaters Ehre an der Tochter seines Verfolgers zu rächen? Niamh – tot?«
    Und da geschah es.
    Eine laute, bellende Stimme überschlug sich in einem triumphierenden Aufschrei.
    »Nicht doch, Herrin! So ist es nicht! Ganz und gar nicht! Denn Chong und die Prinzessin Niamh starben nicht, als sie in den Abgrund fielen! Nein – sie leben! Und das ist nicht alles – sie

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