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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Theil von diesem Glanze absingen. Man hätte wahrlich sagen können, sie hätten die Sonne mit sich auf einem Wagensitze, und die vier Pferde des eleganten Gefährts wären die Hippogryphe des Wagens Apollos, des Tagesgottes.
     

    Olivier gab möglichst deutliche Zeichen… (S. 98.)
     
    Auf der Insel Seil befanden sich die schon vorher enthusiasmirten Beobachter gegenüber einem Horizonte, dessen scharfe Linien kein Hinderniß unterbrach. Sie nahmen auf der äußersten Spitze eines Vorgebirges Platz, welches zwei Einbuchtungen des Gestades trennte und eine Meile weit in’s Meer hinausragte. Hier konnte nach Westen und über ein Viertel des Horizonts nichts die Aussicht versperren.
    »Endlich werden wir ihn also schauen, diesen wunderlichen Strahl, der sich so gewaltig ziert, ehe er sich einmal blicken läßt, sagte Olivier Sinclair.
    – Ich glaube es, sagte Bruder Sam.
    – Ich bin dessen gewiß, setzte Bruder Sib hinzu.
    – Und ich, ich hoffe es,« meinte Miß Campbell, als sie das verlassene Meer und den fleckenlosen Himmel betrachtete.
    In der That deutete alles darauf hin, daß das Phänomen sich beim Untertauchen der Sonne im vollen Glanze zeigen werde.
    Schon war das Strahlengestirn, das in schräger Linie niedersank, nur noch wenige Grade oberhalb des Horizonts. Seine rothglühende Scheibe übergoß den Abendhimmel mit gleichmäßiger Farbe und warf einen langen glänzenden Streifen auf das wie in Schlummer versunkene Meer.
    Stumm in Erwartung der Erscheinung, etwas erregt von dem Ende eines schönen Tages, beobachteten Alle die Sonne, welche allmählich tiefer sank und einem ungeheuren Feuerballe ähnelte. Plötzlich entrang sich Miß Campbell ein unwillkürlicher Schrei; ihm folgte ein ängstlicher Ausruf, den weder die Brüder Melvill, noch Olivier Sinclair hatten unterdrücken können.
    Von dem Eilande Easdale, am Fuße der Insel Seil, stieß eben eine Schaluppe ab, und schlug einen Cours nach Westen ein. Ihr gleich einem Lichtschirm aufgespanntes Segel überragte die Linie des Horizonts. Würde es die Sonne gerade in dem Augenblicke verhüllen, wo diese in den Wogen erlosch?
    Das war nur eine Frage von Secunden. Zurückzueilen, sich nach einer oder der anderen Seite zu begeben, um sich gegenüber dem letzten Berührungspunkte zu befinden, dazu hatte man keine Zeit. Die Schmalheit des Vorberges gestattete es nicht, sich unter einem entsprechenden Winkel zu entfernen, um wieder in gleiche Richtung mit der Sonne zu kommen.
    Verzweifelt über diese Widerwärtigkeit, lief Miß Campbell auf dem Felsen hin und her. Olivier Sinclair gab der Schaluppe möglichst deutliche Zeichen und rief sie an, das Segel einzuziehen.
    Vergebliches Bemühen! Man sah ihn dort nicht, und konnte ihn unbedingt nicht hören. Die Schaluppe glitt unter leichtem Winde mit der Welle, die sie trug, immer weiter nach Westen.
    In dem Augenblicke, als der obere Rand der Sonnenscheibe verschwinden sollte, strich das Segel vor derselben vorüber und verdeckte sie mit seinem undurchsichtigen Trapez.
    Grausame Enttäuschung! Dieses Mal war der Grüne Strahl von der untersten Linie des dunstlosen Horizonts ausgegangen, hatte sich aber in dem Segel gefangen, ehe er den Vorberg erreichte, auf dem so viele Blicke ihn begierig erwarteten.
    Ganz verblüfft, und vielleicht erzürnter, als es der unglückliche Zufall verdiente, standen Miß Campbell, Olivier Sinclair und die Brüder Melvill wie versteinert auf ihrem Platze und vergaßen sogar fortzugehen, während sie nur die Schaluppe und Alle, die sie trug, verwünschten.
    Inzwischen stieß das Boot an einem kleinen Einschnitt der Insel Seil, am Fuße des Vorberges, an’s Land.
    Da sprang ein Passagier an’s Ufer, während die beiden Fischer, die ihn von der Insel Luing über das Meer hergebracht hatten, in dem Fahrzeuge zurückblieben; er lief um das Vorland herum und klomm die vordersten zugänglichen Felsen in die Höhe, offenbar in der Absicht, nach dem Vorberge zu gelangen.
    Unzweifelhaft hatte der Pechvogel die auf dem oberen Plateau stehenden Beobachter bemerkt und erkannt, denn er grüßte dieselben mit einer gewissen Vertraulichkeit.
    »Herr Ursiclos! rief Miß Campbell.
    – Er! Er ist es gewesen! antworteten die Brüder.
    – Wer mag dieser Herr sein?« fragte sich Olivier Sinclair.
    In der That, es war Aristobulos Ursiclos in höchst eigener Person, der eben von seinem mehrtägigen Ausflug nach der Insel Luing zurückkehrte.
    Wie er von Denen empfangen wurde, denen er die Erfüllung

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