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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beiden Seiten des durch den Schaft des Großmastes durchbrochenen Speisesaals hatten Frau Beß und Patridge, der Eine rechts, die Andere links, ihre Matratzen-Lager, gleich hinter der Küche und hinter der Koje des Capitäns. Die Küche, in welcher der Koch gleich wohnte, lag also etwas weiter nach vorn; noch weiter das sogenannte Volkslogis mit den Hängematten für die sechs Matrosen. Nichts fehlte dem hübschen, von Ratsey in Cowes erbauten Yawl. Bei günstigem Wasser und guter Brise hätte derselbe bei allen Regattas des »
Royal Thames Yachting Club
« eine ehrenvolle Stelle behauptet.
     

    Halb ausgestreckt lag Miß Campbell… (S. 147.)
     
    Es gewährte Allen eine wirkliche Freude, als die »Clorinda« ihren Anker gelichtet und nun mit dem Großsegel, dem Gaffelsegel, dem Focksegel und dem Klüverjäger den Wind abfing. Sie neigte sich zierlich zur Seite, ohne daß ihr mit der Canada-Fichte gedieltes Deck nur von einem Tropfen Wasser benetzt worden wäre, so scharf durchschnitt der senkrecht construirte Vordersteven die leichten, gegen ihn anlaufenden Wellen.
    Die Entfernung, welche diese zwei kleinen Hebriden, Jona und Staffa, trennt, ist nur eine sehr kurze. Bei ganz günstiger Windrichtung hätten wohl zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten hingereicht, sie zu durchmessen, mindestens mit einer Yacht, welche, wie die »Clorinda«, ihre acht Seemeilen in der Stunde zurücklegen konnte. Heute hatte man aber den Wind, wenn auch nur in Form einer leichten Brise, fast genau von vorn; dabei war das Meer im Fallen, und so wurde es nöthig, die immerhin merkbare Strömung durch wiederholtes Laviren zu überwinden, ehe die »Clorinda« auf die Höhe von Staffa gelangen konnte.
    Miß Campbell legte darauf keinen besonderen Werth; ihr war es genug, daß die »Clorinda« mit ihnen dahinsegelte. Eine Stunde später verschwamm Jona im Morgennebel, und mit der Insel das Bild jenes Störenfrieds, den Helena am liebsten bis auf den Namen vergessen hätte.
    So sagte sie auch freimüthig zu ihren Onkels:
    »Nun, hab’ ich nicht Recht, Papa Sam?
    – Ganz recht, meine liebe Helena.
    – Und stimmt Mama nicht auch damit überein?
    – Vollkommen!
    – Nun also, fuhr sie fort, die Arme um beide Männer schlingend, so vereinigen wir uns Alle in der Erkenntniß, daß zwei herzliebe Onkels, welche mir einen solchen Ehemann aufhängen wollten, eine besonders glückliche Idee nicht gehabt haben!«
    Beide Männer verneigten sich zustimmend.
    Die überaus angenehme Seefahrt hatte nur den einen Fehler, zu kurz zu sein. Was hinderte aber, sie auszudehnen, den »Yawl« dem Grünen Strahl entgegensegeln zu lassen und diesen mitten im Atlantischen Ocean aufzusuchen? Doch nein! Laut Uebereinkunft begab man sich nach Staffa, John Olduck traf seine Maßregeln, dieses berühmteste Eiland der Kleinen Hebriden mit dem Wiederansteigen der Fluth zu erreichen.
    Gegen acht Uhr wurde im Speisesaale der »Clorinda« das erste, aus Thee, Butter und Sandwichs bestehende Frühstück aufgetragen.
    In rosigster Laune thaten alle Tischgenossen ihm volle Ehre an, und vergaßen dabei schon ganz die einladende Tafel der Herberge in Jona. Diese Undankbaren!
    Als Miß Campbell nach dem Deck zurückkam, hatte die Yacht die Fahrtrichtung gewechselt. Sie näherte sich jetzt dem schönen, auf den Rissen von Skerryvore errichteten Leuchthurm, dessen Feuer erster Ordnung hundertfünfzig Fuß über dem Meeresniveau glüht. Und doch »schnitt sie die Feder ab«, um die schottische Bezeichnung für die Schnelligkeit ihrer Fahrt zu gebrauchen.
    Halb ausgestreckt lag Miß Campbell auf dem Hintertheile der Yacht auf einem jener großen Kissen aus starker Leinwand, wie man solche auf allen englischen Lustyachten antrifft. Sie ergötzte sich über die schnelle Fortbewegung, ohne das Stoßen beim Fahren auf einem Landwagen oder das Zittern und Schütteln eines Eisenbahnzugs – diese Schnelligkeit eines Schlittschuhläufers, der über einen hartgefrorenen See dahinfliegt. Man konnte kaum etwas Graziöseres sehen als diese elegante, auf den leicht schäumenden Wogen mäßig geneigt liegende »Clorinda«, wie sie sich mit den Wellen hob und senkte. Wahrlich, sie schien mehr die Luft zu durchschneiden, gleich einem ungeheuren Vogel, den seine mächtigen Flügel tragen.
    Dieser im Norden und im Süden durch die Großen Hebriden gedeckte, im Osten durch eine Küste geschützte Meerestheil glich fast einem Binnensee, dessen Gewässer der Wind noch nicht hatte aufregen können.
    Die

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