Der grüne Tod
Freunde.«
Lord Caavax sah über sie hinweg, als würden sie gar nicht existieren. »Nur eine weitere Nebenlinie oder Subspezies Ihrer bedauerlicherweise äußerst vermehrungsfreudigen Art.« Sein Ton war kühl, korrekt und ohne jede offene Feindseligkeit. »Wir haben schon eine ganze Weile versucht, Sie einzuholen.« Er wandte sich ein wenig zur Seite und deutete hinter sich, wo drei seiner Leute soeben damit beschäftigt waren, Coerlis’ Wertpapiere zu durchstöbern. Einige andere untersuchten den von dem Pilzgeflecht überkrusteten Kadaver der unglücklichen Ingenieurin, sorgfältig darauf bedacht, es nicht zu berühren.
»Offensichtlich sind wir nicht die Einzigen gewesen, die hinter ihnen her waren. Haben Sie viele Feinde?«
»In letzter Zeit scheint es fast so«, erwiderte Flinx bereitwillig.
Der AAnn lächelte nicht, tat als Mann von Adel jedoch sein Bestes, damit sein Gefangener sich in seiner Gesellschaft nicht unwohl fühlte. »Ich bin nicht Ihr Feind.«
Flinx indes lächelte – dankbar und davon überzeugt, dass der AAnn den menschlichen Gesichtsausdruck zu deuten verstand. Gleichzeitig konnte er die Abneigung und die Abscheu spüren, die die Emotionen des fremden Wesens beherrschten. Von allen Vertretern der menschlichen Spezies stand Lord Caavax ausgerechnet dem einen und einzigen gegenüber, vor dem er seine wahren Gefühle nicht zu verbergen vermochte.
Flinx versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Wollen Sie mir etwa erzählen, Sie seien mein Freund?«
»Lassen Sie es mich so ausdrücken: Es würde mich außerordentlich betrüben, wenn ich gezwungen wäre, Sie zu töten. Sie werden diese Gunst durchaus zu schätzen wissen, wie ich wohl annehmen darf?«
»Sie sehen mich aufrichtig gerührt«, entgegnete Flinx trocken. Er deutete auf Coerlis. »Was ich mich allerdings frage, ist, warum Ihnen offenbar daran gelegen war, dass auch niemand anders mich umbringt?«
»Nach allen Regeln einer vernunftgemäßen Etikette sollten Sie eigentlich vor Dankbarkeit vor mir auf die Knie fallen, doch da Sie ein Mensch sind, kann ich wohl kaum erwarten, dass Sie sich in zivilisierter Weise verhalten. Unter Wesen Ihres Schlages ist tief empfundene Dankbarkeit ein wohlfeiles Gut, das man tauscht und verschachert wie Salz.«
»Sie werden entschuldigen müssen.« Flinx behielt sein steifes Lächeln bei. »Ich würde mich ja hinknien, aber ich habe Rückenprobleme. Also wollten Sie nicht, dass ich getötet werde?«
»Im Gegenteil, wir sind äußerst bestrebt, Sie bei bester Gesundheit zu erhalten.« Blendend weiße Zähne blitzten auf.
»Und was ist mit meinen Freunden?« Mit einer knappen Kopfbewegung wies er in Teals Richtung.
Lord Caavax reagierte mit einer Geste der Gleichgültigkeit zweiten Ranges, abgeschwächt durch Neugierde dritten Grades. »Ssissist. Über ihre Zukunft muss erst noch entschieden werden. Wenn Ihnen etwas an ihnen liegt, folgt daraus, dass auch für uns ihre Bedeutung innerhalb gewisser Grenzen steigt.«
Flinx verschränkte die Arme. »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was Sie hier eigentlich tun? Und warum dieses Interesse an mir?« Angestrengt versuchte er, die Emotionen des Adligen genauer zu erfassen.
Der AAnn dachte eine Weile nach, bevor er antwortete. »Ich habe keinen ausdrücklichen Befehl, Ihnen diese Informationen vorzuenthalten, Philip Lynx. Vor einigen Jahren wurden von einem anderen Mitglied des Edlen Hauses etliche Reisen zu einer verbotenen Welt innerhalb der unrechtmäßig festgesetzten Grenzen des Commonwealth unternommen. Ein entfernter, eingeheirateter Verwandter von mir, wenn Sie es genau wissen wollen. Er war Teilhaber eines inzwischen aufgelösten Bergbauunternehmens. Sie sind, wie ich annehme, mit den besonderen Eigenschaften von Janusjuwelen vertraut?«
Ein alarmierter Flinx erinnerte sich augenblicklich.
Der Aristokrat setzte seine Ausführungen fort. »In etwas jüngerer Zeit fanden einige interessante Entwicklungen auf einer Commonwealth-Welt namens Long Tunnel statt. Der Akte nach, die von uns extra für Sie, pssissin, angelegt wurde, haben Sie beide Welten vor kurzem mit Ihrer Anwesenheit beehrt.«
»Ihre Agenten sind ziemlich gut«, gab Flinx unumwunden zu.
»Das müssen sie auch sein, angesichts des Umstands, dass das Commonwealth so viel größer und mächtiger als das Imperium ist. Noch.« Seine gelben Augen funkelten.
Jetzt kommt’s, dachte Flinx und legte sich im Geiste schon einmal ein paar glaubwürdige Erklärungen, Ausreden und
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