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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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gestatten, Ihnen bei Ihrem guten Werk behilflich zu sein! Nein, sagen Sie nichts! Ich will keine Zusicherung. Keinerlei Versprechungen, daß Sie meine Hilfe annehmen wollen! Aber hier er zieht ein Scheckbuch heraus und zeichnet einen Scheck, den er ihr auf den Wagen legt fertige ich Ihnen einen Blankoscheck aus, den Sie nach Belieben in jeder Höhe ausfüllen können, und dann gehe ich, still und bescheiden, ohne Gegenforderung, auf den Fußzehen, voll Verehrung, selbstlos. Ab.
    DIE SHIN untersucht den Scheck: Sie sind gerettet! Solche wie Sie haben Glück! Sie finden immer einen Dummen. Jetzt aber zugegriffen! Schreiben Sie 1000 Silberdollar hinein, und ich laufe damit zur Bank, bevor er wieder zur Besinnung kommt.
    SHEN TE Stellen Sie den Wäschekorb auf den Wagen. Die Wäscherechnung kann ich auch ohne den Scheck bezahlen.
    DIE SHIN Was? Sie wollen den Scheck nicht annehmen? Das ist ein Verbrechen! Ist es nur, weil Sie meinen, daß Sie ihn dann heiraten müssen? Das wäre hellichter Wahnsinn. So einer will doch an der Nase herumgeführt werden! Das bereitet so einem geradezu Wollust. Wollen Sie etwa immer noch an Ihrem Flieger festhalten, von dem die ganze Gelbe Gasse und auch das Viertel hier herum weiß, wie schlecht er gegen Sie gewesen ist?
    SHEN TE Es kommt alles von der Not. Zum Publikum:
    Ich habe ihn nachts die Backen aufblasen sehn im Schlaf: sie waren böse.
    Und in der Frühe hielt ich seinen Rock gegen das Licht, da sah ich die Wand durch.
    Wenn ich sein schlaues Lachen sah, bekam ich Furcht, aber
    Wenn ich seine löchrigen Schuhe sah, liebte ich ihn sehr.
    DIE SHIN Sie verteidigen ihn also noch? So etwas Verrücktes habe ich nie gesehen. Zornig. Ich werde aufatmen, wenn wir Sie aus dem Viertel haben.
    SHEN TE schwankt beim Abnehmen der Wäsche: Mir schwindelt ein wenig.
    DIE SHIN nimmt ihr die Wäsche ab: Wird Ihnen öfter schwindlig, wenn Sie sich strecken oder bücken? Wenn da nur nicht was Kleines unterwegs ist! Lacht. Der hat Sie schön hereingelegt! Wenn das passiert sein sollte, ist es mit dem großen Scheck Essig! Für solche Gelegenheit war der nicht gedacht. Sie geht mit einem Korb nach hinten.
    Shen Te schaut ihr bewegungslos nach. Dann betrachtet sie ihren Leib, betastet ihn, und eine große Freude zeigt sich auf ihrem Gesicht.
    SHEN TE leise: O Freude! Ein kleiner Mensch entsteht in meinem Leibe. Man sieht noch nichts. Er ist aber schon da. Die Welt erwartet ihn im geheimen. In den Städten heißt es schon: Jetzt kommt einer, mit dem man rechnen muß. Sie stellt ihren kleinen Sohn dem Publikum vor.
    Ein Flieger!
    Begrüßt einen neuen Eroberer
    Der unbekannten Gebirge und unerreichbaren Gegenden! Einen
    Der die Post von Mensch zu Mensch
    Über die unwegsamen Wüsten bringt!
    Sie beginnt auf und ab zu gehen und ihren kleinen Sohn an der Hand zu nehmen. Komm, Sohn, betrachte dir die Welt. Hier, das ist ein Baum. Verbeuge dich, begrüße ihn. Sie macht die Verbeugung vor. So, jetzt kennt ihr euch. Horch, dort kommt der Wasserverkäufer. Ein Freund, gib ihm die Hand. Sei unbesorgt. »Bitte, ein Glas frisches Wasser für meinen Sohn. Es ist warm.« Sie gibt ihm das Glas. Ach, der Polizist! Da machen wir einen Bogen. Vielleicht holen wir uns ein paar Kirschen dort, im Garten des reichen Herrn Feh Pung. Da heißt es, nicht gesehen werden. Komm, Vaterloser! Auch du willst Kirschen! Sachte, sachte, Sohn! Sie gehen vorsichtig, sich umblickend. Nein, hier herum, da verbirgt uns das Gesträuch. Nein, so gleich los drauf zu, das kannst du nicht machen, in diesem Fall. Er scheint sie wegzuziehen, sie widerstrebt. Wir müssen vernünftig sein. Plötzlich gibt sie nach. Schön, wenn du nur gradezu drauflosgehen willst … Sie hebt ihn hoch. Kannst du die Kirschen erreichen? Schieb in den Mund, dort sind sie gut aufgehoben. Sie verspeist selber eine, die er ihr in den Mund steckt. Schmeckt fein. Zum Teufel, der Polizist. Jetzt heißt es, laufen. Sie fliehen. Da ist die Straße. Ruhig jetzt, langsam gegangen, damit wir nicht auffallen. Als ob nicht das Geringste geschehn wäre … Sie singt, mit dem Kind spazierend.
    Eine Pflaume ohne Grund
    Überfiel 'nen Vagabund
    Doch der Mann war äußerst quick
    Biß die Pflaume ins Genick.
    Hereingekommen ist Wang, der Wasserverkäufer, ein Kind an der Hand führend. Er sieht Shen Te erstaunt zu.
    SHEN TE auf ein Husten Wangs: Ach, Wang! Guten Tag.
    WANG Shen Te, ich habe gehört, daß es dir nicht gut geht, daß du sogar deinen Laden verkaufen mußt, um Schulden zu

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