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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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bezahlen. Aber da ist dieses Kind, das kein Obdach hat. Es lief auf dem Schlachthof herum. Anscheinend gehört es dem Schreiner Lin To, der vor einigen Wochen seine Werkstatt verloren hat und seitdem trinkt. Seine Kinder treiben sich hungernd herum. Was soll man mit ihnen machen?
    SHEN TE nimmt ihm das Kind ab: Komm, kleiner Mann! Zum Publikum:
    He, ihr! Da bittet einer um Obdach.
    Einer von morgen bittet euch um ein Heute!
    Sein Freund, der Eroberer, den ihr kennt
    Ist der Fürsprecher.
    Zu Wang: Er kann gut in den Baracken des Herrn Shu Fu wohnen, wohin vielleicht auch ich gehe. Ich soll selber ein Kind bekommen. Aber sag es nicht weiter, sonst erfährt es Yang Sun, und er kann uns nicht brauchen. Such Herrn Lin To in der unteren Stadt und sag ihm, er soll hierherkommen.
    WANG Vielen Dank, Shen Te. Ich wußte, du wirst etwas finden. Zum Kind: Siehst du, ein guter Mensch weiß immer einen Ausweg. Schnell laufe ich und hole deinen Vater. Er will gehen.
    SHEN TE O Wang, jetzt fällt mir wieder ein: Was ist mit deiner Hand? Ich wollte doch den Eid für dich leisten, aber mein Vetter …
    WANG Kümmere dich nicht um die Hand. Schau, ich habe schon gelernt, ohne meine rechte Hand auszukommen. Ich brauche sie fast nicht mehr. Er zeigt ihr, wie er auch ohne die rechte Hand sein Gerät handhaben kann. Schau, wie ich es mache.
    SHEN TE Aber sie darf nicht steif werden! Nimm den Wagen da, verkauf alles und geh mit dem Geld zum Arzt. Ich schäme mich, daß ich bei dir so versagt habe. Und was mußt du denken, daß ich vom Barbier die Baracken angenommen habe!
    WANG Dort können die Obdachlosen jetzt wohnen, du selber, das ist doch wichtiger als meine Hand. Ich gehe jetzt, den Schreiner holen. Ab.
    SHEN TE ruft ihm nach: Versprich mir, daß du mit mir zum Arzt gehen wirst!
    Die Shin ist zurückgekommen und hat ihr immerfort gewinkt.
    SHEN TE Was ist es?
    DIE SHIN Sind Sie verrückt, auch noch den Wagen mit dem Letzten, was Sie haben, wegzuschenken? Was geht Sie seine Hand an? Wenn es der Barbier erfährt, jagt er Sie noch aus dem einzigen Obdach, das Sie kriegen können. Mir haben Sie die Wäsche noch nicht bezahlt!
    SHEN TE Warum sind Sie so böse?
    Den Mitmenschen zu treten
    Ist es nicht anstrengend? Die Stirnader
    Schwillt Ihnen an, vor Mühe, gierig zu sein.
    Natürlich ausgestreckt
    Gibt eine Hand und empfängt mit gleicher Leichtigkeit. Nur
    Gierig zupackend muß sie sich anstrengen. Ach
    Welche Verführung, zu schenken! Wie angenehm
    Ist es doch, freundlich zu sein! Ein gutes Wort
    Entschlüpft wie ein wohliger Seufzer.
    Die Shin geht zornig weg.
    SHEN TE zum Kind: Setz dich hierher und wart, bis dein Vater kommt.
    Das Kind setzt sich auf den Boden.
    Auf den Hof kommt das ältliche Paar, das Shen Te am Tag der Eröffnung ihres Ladens besuchte. Mann und Frau schleppen große Säcke.
    DIE FRAU Bist du allein, Shen Te?
    Da Shen Te nickt, ruft sie ihren Neffen herein, der ebenfalls einen Sack trägt.
    DIE FRAU Wo ist dein Vetter?
    SHEN TE Er ist weggefahren.
    DIE FRAU Und kommt er wieder?
    SHEN TE Nein. Ich gebe den Laden auf.
    DIE FRAU Das wissen wir. Deshalb sind wir gekommen. Wir haben hier ein paar Säcke mit Rohtabak, den uns jemand geschuldet hat, und möchten dich bitten, sie mit deinen Habseligkeiten zusammen in dein neues Heim zu transportieren. Wir haben noch keinen Ort, wohin wir sie bringen könnten, und fallen auf der Straße zu sehr auf mit ihnen. Ich sehe nicht, wie du uns diese kleine Gefälligkeit abschlagen könntest, nachdem wir in deinem Laden so ins Unglück gebracht worden sind.
    SHEN TE Ich will euch die Gefälligkeit gern tun.
    DER MANN Und wenn du von irgend jemand gefragt werden solltest, wem die Säcke gehören, dann kannst du sagen, sie gehörten dir.
    SHEN TE Wer sollte mich denn fragen?
    DIE FRAU sie scharf anblickend: Die Polizei zum Beispiel. Sie ist voreingenommen gegen uns und will uns ruinieren. Wohin sollen wir die Säcke stellen?
    SHEN TE Ich weiß nicht, gerade jetzt möchte ich nicht etwas tun, was mich ins Gefängnis bringen könnte.
    DIE FRAU Das sieht dir allerdings gleich. Wir sollen auch noch die paar elenden Säcke mit Tabak verlieren, die alles sind, was wir von unserem Hab und Gut gerettet haben!
    Shen Te schweigt störrisch.
    DER MANN Bedenk, daß dieser Tabak für uns den Grundstock zu einer kleinen Fabrikation abgeben könnte. Da könnten wir hochkommen.
    SHEN TE Gut, ich will die Säcke für euch aufheben. Wir stellen sie vorläufig in das Gelaß.
    Sie geht mit ihnen

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