Der Hauch Des Bösen: Roman
mal, was Sie haben.«
Er zog seinen Handcomputer aus der Tasche, und sie betrachtete das Bild.
»Meine Güte.« Das Herz hüpfte ihr beinahe bis in den Hals. »Schicken Sie das Bild an die Zentrale. Ich will, dass es so schnell wie möglich in allen Streifenwagen und auf den Handys sämtlicher Beamten ist. Der Verdächtige ist ein gewisser Gerald Stevenson alias Steve Audrey. Er arbeitet als Barkeeper im Make The Scene . Los, Yancy, schicken Sie die Zeichnung auf der Stelle ab.«
Gleichzeitig riss sie bereits ihr Handy aus der Tasche und gab Baxters Nummer ein.
Sie hingen jetzt seit einer Stunde in der Kneipe rum und hatten nichts Verdächtiges bemerkt. Jede Menge herausgeputzter Kids stolzierten durch den Laden, nippten an alkoholfreien Getränken mit schwachsinnigen Namen, hieben auf die Computertasten ein oder sprangen ausgelassen auf der Tanzfläche herum.
Nicht dass er es nicht genossen hätte, die geschmeidigen jungen Mädchen in ihren kurzen Sommerröcken herumwirbeln zu sehen, aber die Musik war viel zu laut und viel zu hart.
Sie verursachte ihm leichtes Kopfweh, und - was noch schlimmer war - sie gab ihm das Gefühl, ein alter Sack zu sein.
Er wollte nur noch heim, die Füße auf den Couchtisch legen und mit einem Bierchen in der Hand irgendeinen Schwachsinn in der Glotze sehen.
Himmel, wann war er so geworden wie sein Vater?
Er brauchte dringend mal wieder eine Frau. Eine Frau, die keine Polizistin war, mit langen, schlanken Gliedern und einem weichen, wohlgeformten Leib. Inzwischen fraß der Job viel zu viel von seiner Freizeit - das war eben die Folge davon, dass er vom organisierten Verbrechen zum Morddezernat gegangen war. Jetzt hatte er nicht nur Dallas über sich, sondern war auch noch einem völlig grünen Jungen als Ausbilder zugeteilt.
Nicht, dass mit Trueheart nicht alles in Ordnung wäre, dachte er, während er den Jungen am anderen Ende des Lokals an einer Limo nippen und mit einem frischgesichtigen jungen Mädchen plaudern sah.
Bisher hatte er die Verantwortung des Ausbildens gescheut, aber, verdammt, es machte echt Spaß, denn der Knabe war nicht nur intelligent, sondern obendrein so eifrig wie ein junger Hund.
Es war ein herrliches Gefühl, wenn der Junge ihn um Rat bat, wenn er seinen Geschichten lauschte und ihm auch noch den größten Schwachsinn glaubte, den er zum Besten gab.
O nein, er konnte es nicht leugnen - inzwischen war er tatsächlich das genaue Ebenbild seines alten Herrn.
Zeit, für heute Schluss zu machen, heimzufahren und die Füße hochzulegen.
Er zahlte seine Rechnung und merkte, dass ein neuer Keeper hinter den Tresen trat. Er war anscheinend nicht der Einzige, der Feierabend machte, ging es ihm flüchtig durch den Kopf.
Er schlenderte ein letztes Mal lässig durch das Lokal,
betrachtete die Tanzenden, die Computerfreaks, das Personal, wartete, bis Trueheart endlich einmal in seine Richtung sah, und klopfte diskret auf seine Uhr.
Trueheart nickte und trug zum Zeichen, dass er ebenfalls nach Hause fahren würde, sein leeres Glas zurück zur Bar.
Wir arbeiten wirklich gut zusammen, überlegte Baxter, als er hinaus in die schwüle Gewitterhitze trat. Der Junge macht sich echt gut. Er spähte in den rabenschwarzen Himmel, schwang sich in seinen Wagen und hoffte, dass er in seiner Wohnung sitzen würde, wenn der Wolkenbruch begann.
Als sein Handy schrillte, hatte er bereits zehn Blocks geschafft.
»Ah, verdammt, Dallas«, murmelte er. »Kann ein Kerl nicht ab und zu mal seine Ruhe haben?« Knurrend nahm er den Anruf an. »Baxter. Was zum Teufel wollen Sie denn jetzt noch?«
»Wir haben den Verdächtigen identifiziert. Gerald Stevenson alias Steve Audrey, der nette Theker aus dem Internetlokal.«
Hastig sah er in den Spiegel, wechselte die Fahrspur und wurde dort von einem Maxibus und einer Reihe Taxis eingekeilt. »Ich bin zehn Blocks entfernt Richtung Norden unterwegs, versuche aber sofort kehrtzumachen. Der Verdächtige hat genau um einundzwanzig Uhr Schichtende gehabt. Trueheart ist noch dort.«
»Dann rufe ich ihn auf der Stelle an. Lassen Sie Ihr Handy eingeschaltet und fahren Sie umgehend zurück. Ich will nicht, dass der Junge die Festnahme allein durchführt. Ich bin ebenfalls auf dem Weg.«
Während Baxter darauf lauschte, wie Eve Truehearts Nummer wählte, schlängelte er sich mühsam durch die Autotraube, um zu wenden.
Er war geschmeichelt und gleichzeitig leicht nervös, weil er von dem Mädchen, das sich mit ihm unterhalten
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