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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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Gewehr begleitet Herrn Stadtkämmerer in die Rendantur. Ich gebe Ihnen zehn Minuten. Reicht das?
    ROSENCRANTZ
Ich werde mich beeilen, Herr Hauptmann.
    VOIGT
Danke.
    ROSENCRANTZ
ab.
    DER GEFREITE
ist inzwischen wieder erschienen.
    VOIGT
Na, was ist mit dem Polizei-Inspektor?
    DER GEFREITE
Schläft, Herr Hauptmann.
    VOIGT
Wieso schläft er? Liegt er?
    DER GEFREITE
Sitzt, Herr Hauptmann, hinterm Amtstisch. Schnarcht mächtig.
    VOIGT
Dann wird er geweckt. Holense ihn sofort herbei.
    GEFREITER
ab.
    OBERMÜLLER
nun völlig konsterniert, mit zitternder Stimme Herr Hauptmann, Ihr Vorgehen wird nicht ohne parlamentarische Folgen bleiben. Ich bin Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei …
    VOIGT
Das interessiert mich nicht. Ich befolge nur meinen Befehl.
    OBERMÜLLER
Ich füge mich der Gewalt, Herr Hauptmann. Aber die Sache wird sich aufklären. Was hier vorgeht, geschieht auf Ihre Verantwortung!
    VOIGT
Sehr richtig. Auf meine Verantwortung. Na, endlich!!
    DER POLIZEI-INSPEKTOR
wird vom Gefreiten hereingebracht. Sein Uniformkragen steht noch offen Das geht doch nicht! Man kann mich doch nicht einfach mit dem Bajonett … Sieht Voigt an, verstummt.
    VOIGT
Sagen Sie mal, wie kommen Sie eigentlich dazu, im Dienst zu schlafen? Werden Sie dafür von der Stadt Köpenick bezahlt?
    INSPEKTOR
Nein, Herr Hauptmann.
    VOIGT
Das will ich auch meinen. Bringen Sie mal gefälligst Ihre Kleider in Ordnung.
    INSPEKTOR
faßt nach der falschen Stelle, dann hastig zum Halskragen Verzeihen, Herr Hauptmann.
    VOIGT
milder Na ja, Ordnung muß sein. – Was bringen denn Sie?
    EIN GRENADIER
in der Tür Meldung von der Portalwache, Herr Hauptmann: es sind nun schon mindestens tausend Leute draußen. Wache bittet um Verstärkung.
    VOIGT
Aha. Zum Inspektor Mal rasch runter auf die Straße. Sie vertreten ja hier die oberste Polizeigewalt. Sorgense mal für Ruhe und Ordnung gefälligst!
    INSPEKTOR
Jawohl, Herr Hauptmann! Schleunigst ab.
    VOIGT
zu Obermüller Haben Sie einen Wunsch? Soll ich Ihnen eine kleine Stärkung bringen lassen?
    OBERMÜLLER
Nein, danke, ich möchte nur – wenn ich bitten darf – meine Frau benachrichtigen.
    VOIGT
Haben Sie Dienstwohnung?
    OBERMÜLLER
Ja, gleich nebenan.
    VOIGT
zu Kilian Holense mal die Frau Bürgermeister rüber. Aber trabtrab, wir bleiben nicht mehr lange. Zu Obermüller Bis zu Ihrem Abtransport können Sie ungehindert mit Ihrer Gemahlin verkehren. Natürlich nicht ohne Bewachung.
    OBERMÜLLER
Besten Dank, Herr Hauptmann.
    EIN GRENADIER
im Eingang.
    VOIGT
Na, was denn schon wieder?
    GRENADIER
Meldung vom Hauptposten, Herr Hauptmann: die Stadträte haben sich im Vorraum versammelt, ihre Sitzung is rum, sie wollen raus.
    VOIGT
Wieviel Stadträte sind’s denn?
    GRENADIER
Achtzehn Stück, Herr Hauptmann!
    VOIGT
Durchlaß kann nicht gewährt werden. Wiederholen Sie meinen Befehl gefälligst!
    GRENADIER
Durchlaß kann nicht gewährt werden, Herr Hauptmann. Kehrt, ab.
    DER POLIZEI-INSPEKTOR
steht gleich hinter dem Grenadier, drängt sich in die Tür Verzeihen, Herr Hauptmann – ich kann ja auch nich durch – die lassen mich ja nich auf die Straße – wie soll ich denn da –
    VOIGT
ruft dem Grenadier nach Zurück! Nehmen Sie den Herrn Polizei-Inspektor mit, lassen Sie ihn auf die Straße.
    GRENADIER MIT INSPEKTOR
ab.
    KILIAN
in der Tür Die Frau Bürgermeister kommt sofort, war nur nich ganz angezogen.
    VOIGT
Gut – Sagense mal – wer hat denn die Paßabteilung unter sich?
    KILIAN
Verzeihen, Herr Hauptmann – wir haben hier leider keine Paßabteilung. Das ist nur in Kreisstädten, auf dem Landratsamt.
    VOIGT
starrt ihn einen Moment an Ach so. Ja natürlich. – Das hatte ich ganz vergessen. Na – darauf kommt’s nu auch nich mehr an. Stößt den Säbel auf die Erde.
    FRAU OBERMÜLLER
kommt hereingebraust Um Gottes willen, was ist denn passiert – mein armer Mann – ach, Herr Hauptmann – Sieht Voigt hilflos an.
    VOIGT
Hand an die Mütze, sehr höflich Gnädige Frau, ich bitte vielmals um Verzeihung, ich habe den höchst unangenehmen Auftrag, Ihren Herrn Gemahl nach Berlin auf die Neue Wache zu bringen. Alles Nähere wird Ihnen Ihr Herr Gemahl wohl selbst anvertrauen.
    OBERMÜLLER
Es ist mir vollkommen unverständlich –
    FRAU OBERMÜLLER
ohne auf ihn zu hören Ja, ich verstehe gar nicht – was soll er denn auf der Neuen Wache?!
    VOIGT
Das entzieht sich meiner Kenntnis, gnädige Frau. Es handelt sich um Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung, soviel ich weiß.
    OBERMÜLLER
Ich lehne jede

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