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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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gedient?
    DER ERSTE
Beim Sechsten Schlesischen Infanterieregiment Prinz Joachim Albrecht, Erstes Bataillon, Dritte Kompanie.
    VOIGT
Na wartense mal ’n Moment. Geht ein paar Schritte in die Halle, ruft He! Dienstmann! Kommense mal her!
    DIENSTMANN
kommt gelaufen.
    VOIGT
Nehmense mein Paket da raus, tragenses zur Handgepäckaufbewahrung. Marsch! Ich komme nach. Er zieht sich Handschuhe an.
    DER DIENSTMANN
springt mit dem Paket.
    VOIGT
zum Bahnbeamten So. Jetzt könnense austreten. ’s nächste Mal nehmense sich ’n bißchen zusammen.
    DER ERSTE
Zu Befehl, Herr Hauptmann.
    VOIGT
legt den Finger an die Mütze, geht.
Dunkel.
    Achtzehnte Szene
    Personen: Bürgermeister Obermüller, Stadtsekretär Kutzmann, Stadtrat Rau, Stadtrat Comenius, Stadtschutzmann Kilian, Wäscherin Kähndorf, Landwirt Wendrowitz, Wilhelm Voigt, ein Gefreiter, zehn Mann
    Vorhalle mit Treppenhaus im Köpenicker Rathaus. Im Hintergrund weit offenes Flügeltor zur Straße. Es regnet draußen. Drinnen herrscht tiefster Friede.
    STADTSCHUTZMANN KILIAN
ein unförmig dicker Mensch, hockt in seinem kleinen offenen Wachraum rechts vom Haupteingang und liest Zeitung.
    STADTRAT RAU UND STADTRAT COMENIUS
kommen von der Seite. Beide sind damit beschäftigt, ihre Frühstücksbrote aus dem Papier zu schälen.
    COMENIUS
Machen wa rasch ne kleine Frühstückspause. Das dauert noch stundenlang. Bis die Neustraßenbenennungsvorlage drankommt, sind wir längst wieder droben.
    RAU
Sehr richtig, wir gehn in Ratskeller und trinken ne halbe Rotspon.
    COMENIUS
Ne ganze kann auch nichts schaden. Das eilt ja nicht. Der Bürgermeister is ja noch nich da.
    RAU
Das is auch nich sein Ressort. Das macht ja Rosencrantz. Wenn die Steuersache zur Abstimmung gelangt –
    COMENIUS
essend Kommt ja nichts raus bei. Kommt nichts raus bei der Sache. Kilian!
    KILIAN
Jawohl, Herr Stadtrat?
    COMENIUS
Wenn gefragt wird wegen Abstimmung, wir sitzen im Ratskeller, holense uns.
    KILIAN
Sehr wohl, Herr Stadtrat.
    COMENIUS UND RAU
ab durch eine Tür, über der ein Schild steht: »Zum Ratskeller«.
    WÄSCHERIN KÄHNDORF,
ein Mädchen in dünnem Mantel, mit nassen Haaren, kommt von außen.
    KILIAN
ziemlich grob Was wollen Sie denn schon wieder hier?
    WÄSCHERIN
Ich muß ja nu nochmal, wegen mein Paß, es geht ja nicht ohne.
    KILIAN
Hab ich Ihnen nich schon dreimal jesagt, daß hier kein Paßamt is?
    WÄSCHERIN
Ick brauch’n aber doch.
    KILIAN
Soviel Dummheit is ja militärwidrig! Pässe gibt’s auf’m Landratsamt, verstehense denn das nicht? Hier is ne städtische Behörde, hier is kein Paßamt bei!!
    WÄSCHERIN
Da mißt ick aber mit de Bahn fahren, und soviel Freizeit hab ick ja nich, un da hab ick jedacht –
    KILIAN
Jedacht!! Sie haben nich zu denken, merkense sich das! Wie oft soll ich mich denn noch mit Ihnen rumärgern!!
    WÄSCHERIN
Ick hab ja kein Heimatschein. Ick bin doch ausn Spreewald …
    KILIAN
Dann scherense sich in Spreewald! Raus hier!
    WÄSCHERIN
geht Nu weiß ick wirklich nich mehr, wat ick soll machen – Ab.
    KILIAN
Dumme Gans. Setzt sich wieder über seine Zeitung. Gleich darauf erscheinen …
    BÜRGERMEISTER OBERMÜLLER UND STADTSEKRETÄR KUTZMANN
im Portal. Sie klappen ihre Regenschirme zu und schütteln sie ab.
    OBERMÜLLER
mitten im Gespräch Lieber Kutzmann, ich stehe auf dem Standpunkt: keinem eine Extrawurst. Wieso soll grade für die Dampfwäschereibesitzer eine Bestimmung geschaffen werden, die für kleine Betriebe nicht gelten kann? Die Leute verdienen sowieso ne Menge Geld.
    KUTZMANN
Sehr richtig, Herr Bürgermeister, man muß nur bedenken, daß sie die Hauptsteuerzahler unsrer Stadtgemeinde repräsentieren. Diese Leute zahlen unsre Gehälter sozusagen. Lacht.
    KILIAN
ist beim Erscheinen der beiden aufgesprungen, nimmt ihnen nun diensteifrig die Regenschirme ab Die Schirme behalt ick hier unten, Herr Bürgermeister – sonst trippelt’s ins Vorzimmer, und denn gibt’s ’n kleenen Bach.
    OBERMÜLLER
Danke, Kilian. Aber erinnern Sie mich daran, wenn ich heimgehe.
    KILIAN
Herr Bürgermeister werden ihn nich vergessen, da sorgt Kilian für. Die Gummischuhe auch, wenn ick bitten darf. Det macht so Tappen auf de Treppe.
    OBERMÜLLER
Ja, ja, dank schön. Kilian zieht ihm die Schuhe aus Die Herren in der Sitzung?
    KILIAN
Jawohl, Herr Bürgermeister.
    OBERMÜLLER
Herr Kutzmann, Sie schaun mal rein, bitt schön. Das macht ja Rosencrantz. Vielleicht bringen Sie mir dann mal das Protokoll rüber.
    KUTZMANN
Selbstverständlich, gern.
    OBERMÜLLER
weitergehend mit

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