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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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Verantwortung ab –
    FRAU OBERMÜLLER
Was?! Das ist ja entsetzlich! Da kann er ja bis heute abend gar nicht wieder zu Hause sein?
    VOIGT
mit leisem Lächeln Das glaube ich kaum, gnädige Frau.
    FRAU OBERMÜLLER
Aber wir haben doch heute abend Gesellschaft, wir haben doch schon alles vorbereitet –
    VOIGT
Wenn ich mir erlauben darf, gnädige Frau, würde ich Ihnen raten, die Gesellschaft abzusagen. Jetzt können sich die Herrschaften noch was andres vornehmen.
    FRAU OBERMÜLLER
Da müßte ich aber gleich telephonieren!
    VOIGT
Bitte sehr. Ihnen steht das Telephon zur Verfügung. Natürlich nur zum Privatgespräch.
    FRAU OBERMÜLLER
Ich danke Ihnen. Sie sind sehr liebenswürdig. Das ist ja zu schrecklich. Ist denn da gar nichts zu ändern?
    VOIGT
Leider nein, gnädige Frau. Sie wissen, wenn man als Offizier einen Befehl kriegt – es mag einem persönlich sehr wider den Strich gehen – aber dafür ist man Soldat. Verbeugt sich.
    FRAU OBERMÜLLER
Oh, vielen Dank. Zu ihrem Mann Du hast gehört, was der Herr Hauptmann gesagt hat. Da muß ich Junghansens anrufen!
    OBERMÜLLER
Mir ist es vollkommen unverständlich – ja, ruf nur an.
    FRAU OBERMÜLLER
am Telephon Was sag ich denn – ja, 518 – ich sage einfach – ja, ist dort Frau Junghans? Liebe Charlotte, ja, hier ist Mathilde, danke, gut, hören Sie, Charlotte, Sie müssen mir einen Gefallen tun, nein, nicht das Serviermädchen, wir können nämlich heute abend nicht, ja, ganz plötzlich, kann Ihnen in der Eile nicht erklären, wir müssen plötzlich nach Berlin, mein Mann und ich, weiß ich nicht, kann ein paar Tage dauern – ja, dienstlich, plötzlich, überraschend, bitte, rufen Sie doch für mich Frau Lütgebrüne an und Frau Koch und Frau Kutzmann, daß es nichts ist heute und daß ich bitte, zu – ja ja, dienstlich, vielleicht eine längere Reise, nein, danke, danke, nichts zu gratulieren, auf Wiedersehen, vielen vielen Dank – Legt den Hörer hin Sie meint, du sollst Landrat werden –!
    VOIGT
ist inzwischen mit großen Schritten auf und ab gegangen, nimmt noch während des Telephongesprächs Kilian beiseite Kommense mal mit. Geht mit ihm hinaus.Es bleiben außer Herrn und Frau Obermüller nur die beiden Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten.
    FRAU OBERMÜLLER
Ja, was ist denn, um Gottes willen. Du kannst doch nicht einfach so dasitzen!
    OBERMÜLLER
Was soll ich denn machen? Du siehst ja. Ich habe alles versucht. Ich lehne jede Verantwortung ab.
    FRAU OBERMÜLLER
Ja, weißt du denn gar nicht – das kann doch nicht stimmen, Oskar!
    OBERMÜLLER
Stimmen?! Das kann sich nur um eine infame Verleumdung handeln – vielleicht von seiten der Großdampfwäschereibesitzer – aber das kann ich mir auch gar nicht denken – !
    FRAU OBERMÜLLER
Hat dir denn der Hauptmann gar nichts gesagt?
    OBERMÜLLER
Wie kann er denn das! Der Mann tut nur seine Pflicht, hat einfach Befehl.
    FRAU OBERMÜLLER
zu dem Wachsoldaten Was is denn das für ein Herr Hauptmann? Is er von einem Stab? Oder Gerichtsoffizier?
    DER SOLDAT
mit stark westpreußisch-polnischem Akzent Wejß ich nich.
    FRAU OBERMÜLLER
Aber wenn Sie unter seinem Kommando stehen, dann müssen Sie doch wissen, wo er her ist!
    DER SOLDAT
Nejn, wejß nicht. Sind wirr gekommen von Schwimmschullenwache Pletzensee, hat uns Herr Hauptmann angehalten auf Straße, abkommandiert zu besondere Aktion in Köpenick. Sonst wejß nicht.
    FRAU OBERMÜLLER
zu Obermüller Ja, was hat er dir denn für Legitimation vorgezeigt?
    OBERMÜLLER
Legitimation? Ja, gar keine. Er ist doch Hauptmann –
    FRAU OBERMÜLLER
So, und du läßt dich hier einfach ohne Legitimation verhaften? Ohne Ausweis, ohne Haftbefehl? Und wenn’s nun ’n Irrtum is? Wenn er vielleicht ganz jemand anderen verhaften soll?
    OBERMÜLLER
Das ist ja ausgeschlossen. Der Mann weiß genau, was er will.
    FRAU OBERMÜLLER
Aber du nicht! Leider nicht!! Telephonier doch rasch mal zum Kreisamt Teltow, oder zum Landrat –
    OBERMÜLLER
Ja, das könnte ich wirklich, das heißt, falls man dort überhaupt im Bilde ist –
    FRAU OBERMÜLLER
Überleg nicht lang, telephonier! Nimmt den Hörer.
    SOLDAT
senkt das Bajonett aufs Telephon Nejn, das kann ich nicht lejden.
    FRAU OBERMÜLLER
Was können Sie nicht? Haben Sie nicht gehört, daß der Herr Hauptmann gesagt hat, ich kann telephonieren?
    SOLDAT
Is gewesen vorbej. Das kann ich nicht lejden.
    OBERMÜLLER
Da hast du’s.
    FRAU OBERMÜLLER
legt den Hörer hin Tun Sie doch das Bajonett weg, das ist ja schrecklich, ich

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