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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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diensthabenden Kommissar zu sprechen, er habe eine wichtige Anzeige zu machen. Ich laß ’n reinkommen, frag ihn, was er will, da macht der Mann eine höchst merkwürdige Erklärung. Ich habe sie genau protokolliert. Liest vor Er sei der vorbestrafte Wilhelm Voigt und brauche unbedingt einen Paß. Wenn ich ihm verspreche, daß er später einen Paß bekommt – er sagte ausdrücklich »später« –, dann könne er mir den Hauptmann von Köpenick zur Stelle schaffen. Na, ich hab mir gedacht, versprechen kann man alles, zunächst den Mann mal zum Reden bringen.
    INSPEKTOR
unterbricht ihn Das hätten Sie nicht tun dürfen! Einfach verhaften! Wenn er was Zweckdienliches weiß, dann is es ja seine Pflicht, es anzugeben! Dafür hat er nichts zu verlangen.
    PASSKOMMISSAR
Ja, und dann kriegense Ihr Lebtag nichts aus ihm heraus. Das kennt man doch!
    KOMMISSAR
Das ist überhaupt unser Ressort, was hat ’n das mit Paßgeschichten zu tun!
    PASSKOMMISSAR
Bitte, ich hab mich nicht in Ihr Ressort gedrängt, Sie hätten ihn ja längst verhaften können, der Mann läuft seit vierzehn Tagen frei in Berlin herum!
    INSPEKTOR
Zur Sache! Zur Sache!
    PASSKOMMISSAR
Na ja, ich hab ihm halt ’n Paß versprochen, ich dachte, wenn ihm keiner zusteht, dann war das eben ungültig. Da sagt er: »So, den Paß werd ick denn später erheben, nu nehmse mir mal fest, ick bin et selber.« Hat er wörtlich gesagt.
    INSPEKTOR
Blödsinn, Interessantmacherei. Der will ’n paar Tage unter Dach, bei dem kalten Wetter.
    PASSKOMMISSAR
Dacht ich auch. Sie wollen der Hauptmann von Köpenick sein? sag ich zu ihm. Und wo is denn die berühmte Uniform? – Die liegt im Schlesischen Bahnhof, Handjepäckaufbewahrung, sagt er und gibt mir ’n Schein mit der Nummer. In ne große Pappschachtel wär se. Na, ich hab mal gleich hingeschickt. Setzt sich, lächelt ironisch Nun, was halten die Herrn von der Sache?
    INSPEKTOR
zu Voigt, der unbeachtet zwischen den Schutzleuten am Eingang steht, streng und barsch Können Sie beweisen, daß Sie der Hauptmann von Köpenick sind?
    VOIGT
Nee, det kann ick nich. Det mißten ja Sie kennen. Ick bin ja keen jelernter Kriminal.
    KOMMISSAR
Haltense ’n Schnabel!
    PASSKOMMISSAR
lacht.
    INSPEKTOR
Frechheit so was. Der reine Bluff. Sie werden ja sehn, was da am Schlesischen Bahnhof – Das Telephon schrillt. Er nimmt den Hörer ab Hier Zimmer I B. Was?! Das ist ja – sofort, sofort herbringen, per Auto!! Legt den Hörer hin Sie haben die Uniform – –!
    ALLE DREI
sehen sich an, schweigen.
    PASSKOMMISSAR
Na, das is wohl immer noch kein Beweis?
    KOMMISSAR
Also wir müssen ihn sofort –
    INSPEKTOR
Psst! Ich übernehme selbst das Verhör. Zum Paßkommissar Ich danke Ihnen, Herr Kollege. Würden Sie die Güte haben, den Chef zu benachrichtigen?
    PASSKOMMISSAR
Gerne, ich werd mal raufgehn und werd ihn schonend vorbereiten. Geht.
    KOMMISSAR
Aber tunse ja nich so, als ob das Ihr Verdienst wäre, is doch der reine Zufall.
    PASSKOMMISSAR
Selbstverständlich, Herr Kollege. Ich gratuliere Ihnen zu diesem ungewöhnlichen Zufall. Ab.
    INSPEKTOR
ist inzwischen auf Voigt zugegangen, hat den Polizisten ein Zeichen zum Verschwinden gegeben Nun, mein lieber Freund, kommense mal ’n bißchen näher, setzense sich mal, sprechense sich mal in Ruhe aus, Sie haben uns doch gewiß recht viel zu erzählen – rauchen Sie?
    VOIGT
erstaunt Nee, danke.
    INSPEKTOR
ruft einem der Polizisten nach Holense mal rasch ne halbe Flasche Portwein aus der ›Letzten Instanz‹. Lassense’s für mich aufschreiben. Schaut rasch in das Protokoll des Paßkommissars Wilhelm Voigt. – Also Ihre Selbststellung, Herr Voigt, macht Ihnen alle Ehre, das will ich zunächst mal feststellen. Das Gewissen und die Reue haben Sie zu diesem Schritt getrieben, nicht?
    VOIGT
Det nu grade nich. Et is nur wegen ’m Paß. In Köpenick war ja keener. Und einmal muß ick zu kommen, det muß ick.
    INSPEKTOR
Und Sie glaubten wirklich, daß man Ihnen hier einen Paß gibt und Sie dann laufen läßt?
    VOIGT
Nee, nee, ick weiß schon Bescheid, mir werdense doch nich laufen lassen. Aber denn, wenn ick wieder raus bin, denn könnense mir den Paß nich mehr verweigern. Versprochen is er. Det is nu ne öffentliche Anjelegenheit.
    INSPEKTOR
jovial Da schau her. Sie sind ja ein ganz Schlauer. Leise zum Kommissar Mitstenographieren! Zu Voigt Also das müssen Sie mir nun mal erklären – mit dem Paß.
    VOIGT
Da is gar nichts zu erklären bei. Ick brauche ’n endlich, damit ick mal zun

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