Der Healing Code: Die 6-Minuten-Heilmethode (E-Book zu Print) (German Edition)
schützende Programmierungssystem kann einen gewaltigen Einfluss auf unser Leben haben. Warum? Weil es nicht auf rationalen Überlegungen beruht.
Unter Umgehung des gesunden Menschenverstandes
Wenn derartige Traumaerinnerungen wirksam werden, wird der gesunde Menschenverstand ausgebremst und die automatische Reaktion ausgelöst, die mit Schmerz und Stress einhergeht. Wenn derartige Erinnerungen reaktiviert werden, kommt unser bewusstes, rationales Denkvermögen gar nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt zum Zug. Wenn wir also 20, 40 oder 60 Jahre alt sind und diese Eis-am-Stiel-Erinnerung (an ein Ereignis, bei dem wir fünf Jahre alt waren) von irgendetwas reaktiviert wird, das sich heute ereignet, können wir mit der gegenwärtigen Situation nicht rational umgehen. Das passiert vielen Menschen Tag für Tag. Unsere Fähigkeit, etwas logisch zu durchdenken und dann das zu tun, was nötig ist, wird entweder völlig ausgeschaltet oder erheblich beeinträchtigt. Viele Menschen, die nicht das Leben leben, das sie sich wünschen, befinden sich in einem konstanten Zustand der Verwirrung, weil ihr gesunder Menschenverstand nicht mehr wie gewohnt arbeitet, nachdem alte Traumaerinnerungen durch die gegenwärtigen Umstände reaktiviert wurden. Diese Erinnerungen und dieses Glaubenssystem werden zu Programmen auf der Festplatte unseres menschlichen Computers. Denn wie gesagt: Schmerzlichen Erinnerungen wird vor allen anderen Erinnerungen Priorität eingeräumt, damit wir überleben und heranwachsen können.
Je größer der Schmerz war, als das auslösende Ereignis stattfand, desto mehr Adrenalin wird ausgeschüttet und desto entschlossener sind wir, Situationen im späteren Leben in einem ähnlichen Licht zu deuten. Mit anderen Worten: Je größer das Trauma, wenn es sich ereignet, desto wahrscheinlicher wird es später von einer umso größeren Anzahl an Assoziationen reaktiviert.
Ein Beispiel: Bei einem meiner Klienten wurde hartnäckig immer wieder eine alte Traumaerinnerung reaktiviert, und wir fanden heraus, dass bei dem ursprünglichen Trauma jemand zugegen gewesen war, der eine gelbe Krawatte trug. Er hatte nichts mit dem Trauma zu tun. Er trug nur eine gelbe Krawatte. Sooft mein Klient im späteren Leben – während das Trauma weiterhin wirksam war – die Farbe Gelb sah, geriet er in Panik, war ängstlich, depressiv, verwirrt und wollte sich verkriechen oder jemanden verprügeln. Stellen Sie sich vor, wie oft er wohl tagtäglich die Farbe Gelb sehen musste!
Verkehrsschilder oder Ampeln, Papier, Post-it-Zettel … überall Gelb. Kaum eine Stunde am Tag vergeht, ohne dass man diese Farbe irgendwo zu Gesicht bekommt. Das Trauma war so stark, dass die Psyche dieses Klienten beschlossen hatte, alles, was auch nur entfernt an das schmerzliche Ereignis erinnerte, müsse das Trauma reaktivieren, damit er stets in Alarmbereitschaft war. Denn wenn so etwas noch einmal passierte, konnte es gut sein, dass er es diesmal nicht überleben würde.
Hierbei handelt es sich um eine Überreaktion der Psyche. In diesem Fall macht das Antivirenprogramm die betroffene Person krank. Aber der Fall der «gelben Krawatte» ist ganz und gar nicht ungewöhnlich. Ich bin überzeugt, dass so etwas den meisten von uns ständig passiert und wir nicht einmal wissen, dass es passiert.
Verborgene Erinnerungen aufspüren – ganz ohne Schmerz
Wie aber können wir derartige Erinnerungen heilen? Der traditionelle Weg besteht darin, darüber zu sprechen. Aber ich glaube nicht, dass das funktioniert. Außerdem legen zahlreiche neuere Forschungsarbeiten aus der Medizin und der Psychologie nahe, dass das Sprechen über solche Erinnerungen sie nur sehr selten heilt und sie oft sogar noch schlimmer macht. Überdies sind viele Erinnerungen dem Bewusstsein gar nicht zugänglich.
Ob es sich nun um eine bewusste Erinnerung handelt oder nicht, die meisten Menschen lernen damit umzugehen. Ich hatte eine Klientin, die mich anrief und sagte: «Mein ganzes Leben bricht auseinander. Sie sind meine letzte Zuflucht. Ein Freund von mir wurde von ein paar körperlichen Leiden geheilt, nachdem er mit Ihnen gearbeitet hatte.» Sie fuhr unverblümt fort: «Ich glaube ja nicht, dass das funktionieren wird. Vor drei Jahren wurde ich vergewaltigt, und seitdem befinde ich mich in psychologischer Behandlung. Als es passierte, war ich gesund und glücklich. Heute nehme ich alle möglichen Medikamente, werde ständig krank, bin dabei, meinen Mann und meine Kinder zu
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