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Der Heiler

Der Heiler

Titel: Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antti Tuomainen
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von Ahti bekommen hatte. Bis dorthin waren es weniger als zwei Meter.
    Ich stellte mich erneut auf die Füße, und klug geworden durch den ersten Versuch, stützte ich mich an der Wand ab. Ich schaffte es bis zum Ziel, griff zu, ging wieder zurück und setzte mich hin. Die Waffe lag schwer in meiner Hand, als der Rucksack zu Boden fiel.
    Hinter dem Vorhang verstummte das Gespräch.
    Ich hielt die Pistole auf dem Schoß, als der Vorhang zur Seite gezogen wurde. Hamid, ich erkannte ihn, obwohl er den roten Lichtschein jetzt im Rücken hatte, so dass sein Gesicht dunkel blieb und um seinen Kopf ein Strahlenkranz entstand, der die Konturen verwischte.
    Â»Keine Angst«, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf, öffnete den Mund und bewegte meine Zunge, aber ich brachte keinen Ton heraus.
    Â»Wasser«, hörte ich Hamid rufen.
    Kurz darauf wurde der Vorhang gänzlich beiseitegezogen. Eine Frau kam herein, in einer Hand trug sie eine Wasserkanne und in der anderen ein Glas. Sie füllte das Glas und reichte es mir, nachdem sie die Kanne auf dem Fußboden abgestellt hatte.
    Ich trank, als täte ich es zum ersten Mal. Die Hälfte des Wassers lief mir auf die Brust, die andere Hälfte hustete ich wieder heraus. Das Schlucken erforderte Übung. Beim zweiten Glas klappte es besser, und die Frau ­musste nicht mehr zurückspringen, um einem Wasserstrahl auszuweichen.
    Sie war etwa dreißig Jahre alt, hatte braune Augen, und ihre Haut war vom selben zarten Hellbraun wie die Hamids. Ihre langen dunklen Haare hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen, so dass die großen silbernen Ohrringe ungehindert klimpern konnten. Über den dunklen Jeans und dem gelben Sweatshirt trug sie eine strahlend weiße Schürze. Sie reichte mir meinen Rucksack.
    Â»Meine Cousine«, sagte Hamid und nickte in ihre Richtung. Er kam näher und zeigte mit dem Finger auf mein Ohr. »Sie wusste, was zu tun ist.«
    Ich berührte den Papier- und Pflasterstöpsel, der bewirkte, dass ich ständig ein Rascheln und Rauschen hörte. Das Ohr tat aber nicht weh, wofür ich sehr dankbar war. Ich sagte es Hamid.
    Â»Ganz genau«, er lächelte. »Die haben dich nämlich fast fertiggemacht.«
    Auch die Frau lächelte.
    Ich versuchte es ebenfalls. »Danke«, sagte ich zu ihr. Erst auf Finnisch, dann auf Englisch.
    Â»Ich spreche Finnisch«, sagte sie. »Nichts zu danken.«
    Â»Tapani«, sagte ich und reichte ihr die Hand.
    Â»Nina.«
    Ihre Hand lag warm und schmal in der meinen, und ich hielt sie länger fest als nötig. Die zarte Berührung erinnerte mich an den Traum von meiner Frau, deren Hand ebenso glatt und zart war wie Ninas. Tausend Erinnerungen brachen über mich herein, Situationen, in denen ich Johanna berührte. Auf der nächtlichen Straße beim Heimweg aus dem Kino, bei langweiligen Essen heimlich unter dem Tisch oder an einem frühen Sommermorgen, wenn ich sie zur Arbeit brachte.
    Nina bemerkte es.
    Â»Sorry«, sagte ich.
    Hamid mischte sich ein: »Du steckst in irgendwelchen Schwierigkeiten.«
    Das war ziemlich nah an der Wahrheit, ich nickte.
    Â»Kannst du davon erzählen?«
    Â»Warum nicht, wenn du mir sagst, wo ich hier bin.«
    Â»In Kallio«, sagte Hamid.
    Ich erzählte ihm, dass meine Frau verschwunden war und dass ich mich wieder auf die Suche machen müsste. Die Waffe gehörte mir, und ich wollte ihn dafür bezahlen, dass er sie mir zurückgegeben hatte. Während ich sprach, blickte er mich unverwandt an.
    Nina stand vom Stuhl auf, ging in den Gaststättenraum hinüber und kam mit ihrer Handtasche zurück. Sie entnahm ihr eine Packung Schmerztabletten und reichte sie mir.
    Â»Danke«, sagte ich, drückte mir zwei Tabletten heraus und schluckte sie zusammen mit Wasser.
    Nun ging Hamid seinerseits in die Gaststätte, klapperte dort eine Weile herum und brachte dann eine Tasse und einen Teller.
    Â»Tee. Und viel Zucker«, sagte er.
    Der Tee war dunkel wie Kaffee, ziemlich heiß und so süß, dass es in den Zähnen zog. Ich leerte die ganze Tasse mit wenigen Schlucken, spürte die warme Flüssigkeit im Hals und kurz darauf im Magen.
    Als ich mir sicher war, dass der Tee dort bleiben würde, wo er hingehörte, stand ich auf und wankte einen Augenblick. Dann machte ich ein paar wackelige Schritte zur Tür und kam nach nebenan. Die Gaststätte war klein. Eine offene Küche

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