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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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also das Pimpf-System zusammen“, sagte Allen bitter. „Ab jetzt gelten empirische Beweise nicht mehr. Wir sind wieder bei den Hexenverbrennungen angelangt. Komplett mit Hysterikern und Verleumdungen.“
    „Am Dienstag der fraglichen Woche“, fuhr Blake fort, „verließen Sie Ihre Agentur, um von einer öffentlichen Fernsprechzelle aus einen Anruf zu tätigen. Es war ein Anruf, den Sie in Ihrem Büro nicht tätigen konnten – aus Angst, belauscht zu werden.“
    „Sie meinen, ich hätte dieses Mädchen angerufen?“ Sie waren erfinderisch, das mußte man ihnen lassen. Und möglicherweise glaubten sie ihre Geschichte sogar selber. „Wie soll das Mädchen denn heißen?“
    „Grace Maldini“, sagte Blake. „Ungefähr vierundzwanzig Jahre alt, Größe ein Meter fünfundsechzig, Gewicht circa hundertfünfzehn Pfund. Dunkles Haar, dunkle Haut, vermutlich italienischer Abstammung.“
    Das war Gretchen. Natürlich! Jetzt war er wirklich perplex.
    „Am Donnerstagmorgen kamen Sie zwei Stunden zu spät zur Arbeit. Kurz nachdem Sie von zu Hause weggegangen waren, verloren wir Sie auf den Pendlerstraßen aus den Augen. Sie wählten mit voller Absicht die Strecke durch den dichtesten Verkehr.“
    „Mutmaßungen“, sagte Allen. Aber es entsprach der Wahrheit; schließlich war er auf dem Wege zur Zuflucht gewesen. Grace Maldini? Was, um alles in der Welt, bedeutete das?
    „Am Samstagmorgen der fraglichen Woche“, fuhr Blake fort, „taten Sie das gleiche. Sie schüttelten alle etwaigen Verfolger ab und trafen sich an einem unbekannten Ort mit dem Mädchen. An diesem Tag kehrten Sie nicht in Ihr Apartment zurück. Am Abend jenes Tages gestern vor einer Woche gingen Sie nämlich an Bord eines Inter-S-Schiffes, und zwar in Begleitung eines Mädchens, das sich als Miß Grace Maldini in die Passagierliste eintrug. Laut derselben Passagierliste reisten Sie unter dem Namen John Goates. Als das Schiff den Centaurus erreichte, wechselten Sie und das Mädchen auf ein zweites Schiff über, und wieder entzogen Sie sich der Überwachung. Während der ganzen folgenden Woche kehrten Sie nicht zur Erde zurück. Es handelt sich übrigens um eben jene Woche, in der Sie nach Auskunft Ihrer Frau damit beschäftigt waren, »Arbeiten in der Agentur zu Ende zu führen’.
    Heute abend nun, vor kaum einer halben Stunde, kamen Sie in derselben Kleidung, die Sie auch jetzt tragen, von Bord eines Inter-S-Schiffes, betraten eine Telefonzelle und machten sich anschließend auf den Weg hierher.“
    Jetzt schauten sie ihn alle an und warteten gespannt. Die Zusammenkunft hatte sich in eine bis zum äußersten getriebene Blockversammlung verwandelt. Alles war da: die leidenschaftliche Neugier, das Verlangen, jedes noch so schmutzige kleine Detail zu hören. Und, untrennbar damit verbunden, die ernste, feierliche MoRes der Pflicht.
    Wenigstens wußte er nun, wie er von der Erde zur Anderen Welt gelangt war. Malpartos therapeutische Drogen hatten dafür gesorgt, daß er fügsam blieb, während Gretchen sich Namen ausdachte und die nötigen Vorbereitungen traf. Vier Tage in ihrer Gesellschaft: der erste öffentliche Auftritt von John Coates.
    „Führen Sie uns das Mädchen vor“, sagte Allen.
    Schweigen.
    „Wo ist sie?“ Sie konnten nach Grace Maldini suchen, bis sie schwarz wurden. Und ohne sie blieb alles bloßes Gerede. „Zeigen Sie sie uns doch. Wo lebt sie? Wo ist sie eingemietet? Wo arbeitet sie? Und wo hält sie sich gerade jetzt im Augenblick auf?“
    Blake holte ein Foto hervor, und Allen unterzog es einer genauen Prüfung. Ein verschwommener Abzug: Er und Gretchen, wie sie Seite an Seite in schweren Sesseln saßen. Gretchen las gerade eine Zeitschrift, und er schlief. Zweifellos auf dem Schiff aufgenommen, von der gegenüberliegenden Seite des Aufenthaltsraumes aus.
    „Unglaublich“, spottete er. „Da bin ich, und neben mir sitzt doch tatsächlich eine Frau!“
    Myron Mavis nahm das Bild, studierte es und feixte. „Nicht einen Cent wert. Nicht mal das winzigste Fitzelchen eines rostigen mexikanischen Cents. Hier haben Sie es wieder.“
    Mrs. Hoyt sagte nachdenklich: „Myron hat recht. Das beweist gar nichts.“
    „Warum hast du den Namen Coats angenommen?“ meldete sich Luddy zu Wort. „Wenn du so unschuldig bist…“
    „Beweisen Sie auch das erst einmal“, sagte Mavis. „Die ganze Angelegenheit ist einfach lächerlich. Ich jedenfalls geh’ jetzt nach Hause; ich bin müde, und Purcell sieht auch müde aus. Morgen ist Montag,

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