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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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und ihr wißt, was das für uns alle heißt.“
    Mrs. Frost erhob sich, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte zu Allen: „Wir stimmen wohl alle darin überein, daß es nicht im entferntesten möglich ist, dieses Material einen Beweis zu nennen. Aber beunruhigend ist es. Offenbar haben Sie diese Anrufe tatsächlich getätigt; Sie sind irgendwo vom Pfad des Alltäglichen abgewichen; und sie waren die vergangene Woche über verschwunden. Was Sie mir sagen, werde ich Ihnen glauben. Und Mrs. Hoyt auch.“
    Mrs. Hoyt neigte zustimmend den Kopf.
    „Haben Sie Ihre Frau verlassen?“ fragte Mrs. Frost. „Nur diese eine einfache Frage. Ja oder nein?“
    „Nein“, sagte er, und das war wirklich und wahrhaftig wahr. Nicht die Spur einer Lüge war dabei. Er blickte ihr offen in die Augen. „Kein Ehebruch, keine Affäre, keine heimliche Liebe. Ich bin nach Hokkaido geflogen und habe mir dort Material besorgt. Und ich habe einen Mann angerufen. Einen Freund.“ Irgendeinen Freund. „Ich habe eben jenen Freund besucht. Diese letzte Woche war eine unglückselige Verkettung von Ereignissen, über die ich keine Kontrolle hatte und die aus meinem Rückzug aus der Agentur und der Annahme des Direktorenpostens erwachsen sind. Meine Beweggründe und Handlungen haben nie gegen öffentliche Interessen verstoßen, und mein Gewissen ist völlig rein.“
    Mrs. Hoyt sagte: „Laßt den Jungen gehen. Damit er ein Bad nehmen und etwas Schlaf kriegen kann.“
    Mit ausgestreckter Hand trat Sue Frost auf Allen zu. „Tut mir leid. Wirklich. Sie wissen das.“
    Sie tauschten einen Händedruck, und Allen sagte: „Morgen früh um acht?“
    „Schön.“ Sie lächelte mit entwaffnender Einfalt. „Aber wir mußten es einfach überprüfen. Eine derart schwerwiegende Anschuldigung – Sie verstehen schon.“
    Sicher verstand er. Und indem er sich zu Blake und Luddy umwandte, die gerade ihre Unterlagen in die dazugehörige Aktenmappe stopften, sagte er: „Paket Nummer 355-B. Treusorgender Ehemann als Opfer alter Tratschweiber in seiner Wohneinheit, die einen Kessel mit Schmutz zusammenkochen und ihn am Ende selbst ins Gesicht gekippt kriegen.“
    Hastig und mit gesenktem Blick murmelte Blake Gute-Nacht-Wünsche und räumte das Feld. Luddy folgte ihm im Kielwasser.
    Jetzt fragte Allen sich nur noch, wie lange ihn die falsche Fährte wohl vor Schlimmerem bewahren würde.

 
16
     
    Sein neues Büro bei Telemedia blitzte bei seiner Ankunft vor Sauberkeit. Man hatte nicht nur das Büro neu streichen lassen, sondern sogar schon seinen Schreibtisch als ein Symbol der Kontinuität aus seiner Agentur herübergeschafft. Um zehn Uhr am Montagmorgen hatte Allen bereits ein Gefühl für die Dinge entwickelt. Er hatte in dem großen Drehstuhl gesessen, den Bleistiftanspitzer benutzt und vor der Einweg-Panoramascheibe gestanden, durch die er seinen Mitarbeiterstab beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Während er noch dabei war, sich häuslich niederzulassen, erschien Myron Mavis, um ihm Glück zu wünschen. Er sah aus, als sei er die ganze Nacht über nicht ins Bett gekommen.
    „Nicht schlecht, Ihr Domizil“, sagte Mavis. „Da kriegt man ‘ne Menge Sonnenschein und gute Luft. Sehr gesund; schauen Sie nur mich an.“
    „Ich hoffe, Sie haben noch nicht vor, Ihre Hufe an den Leimkocher zu verkaufen“, sagte Allen mit einem Gefühl der Demut.
    „Vorläufig noch nicht. Kommen Sie.“ Mavis führte ihn aus dem Büro. „Ich werde Ihnen den Stab vorstellen.“
    Sie zwängten sich an Bergen von ,Blumensträußen entlang des Korridors vorbei. Der Gestank der Krypto-Flora sprang sie an, und Allen blieb stehen, um einige der Glückwunschkarten zu lesen. „Wie in einem Treibhaus“, sagte er. „Hier ist eine von Mrs. Hoyt.“
    Er entdeckte Sträuße von Sue Frost, von Harry Priar und auch von Janet. Daneben lagen protzige Sträuße von den vier Agenturgiganten – inklusive Blake-Moffet. Alle trugen Karten mit förmlichen Grüßen. Ihre Repräsentanten würden schon bald bei ihm vorsprechen. Und dort waren Sträuße ohne Absenderangabe und ohne Karten. Er fragte sich, wer sie geschickt haben mochte. Leute aus der Wohneinheit; vielleicht der kleine Mr. Wales, der sich anläßlich der Blockversammlung für ihn eingesetzt hatte. Andere kamen von ihm namentlich unbekannten Personen, die ihm Glück wünschten. Und dort in der Ecke lag ein winzig kleiner, schäbig wirkender Strauß. Er hob ihn auf; irgendein schmuddeliges blaues Gewächs.
    „Die

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