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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Jahr.“
    „Der springende Punkt…“, setzte Mrs. Frost an, aber dann ertönte die Türglocke. „Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick. Das müßten sie sein.“
    Als sich die Tür öffnete, trat Tony Blake von Blake-Moffet ein. Hinter ihm kam Fred Luddy, eine Aktenmappe unter dem Arm. „Guten Abend, Sue“, sagte Blake verbindlich. Er war ein stattlicher, gutgekleideter Mann Ende Fünfzig mit schneeweißem Haar und randloser Brille. „’n Abend, Myron. Es ist mir eine Ehre, Mrs. Hoyt. ‘n Abend, Allen. Schön, daß Sie wieder da sind.“
    Luddy sagte nichts. Sie nahmen alle Platz, saßen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber und tauschten Blicke voller Anspannung und Arroganz. Allen war sich überdeutlich seines zerknitterten Anzugs und ungebügelten Hemdes bewußt; im Augenblick sah er weniger wie ein überarbeiteter Geschäftsmann als wie ein College-Radikaler aus dem Zeitalter der Großen Verschwendung aus.
    „Weiter“, sagte Mrs. Frost. „Mr. Purcell, Sie waren nicht in Ihrer Agentur, wie uns Ihre Frau erzählte. Zuerst waren wir verwirrt, weil wir eigentlich gedacht hatten, daß es rückhaltloses Vertrauen zwischen uns gäbe. Es war uns irgendwie unverständlich, daß eine solche Situation, in der Sie auf geheimnisvolle Weise von der Bildfläche verschwinden und Ihre Frau uns mit vagen Ausflüchten und abschlägigen Antworten…“
    „Schauen Sie mal“, sagte Allen. „Sie sprechen nicht einfach mit einem Vielzeller oder einem Säugetier, sondern mit einem menschlichen Wesen, das darüber hinaus ein Bürger der MoRes-Gesellschaft ist. Entweder verhalten Sie sich mir gegenüber also mit der angemessenen Höflichkeit, oder ich werde jetzt gehen. Ich bin müde, und ich würde gerne eine Mütze voll Schlaf bekommen. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.“
    Barsch sagte Mrs. Hoyt: „Da hat er durchaus recht, Sue. Hör auf, den Boß zu spielen, und mach um Himmels willen was gegen diesen selbstgerechten Ausdruck auf deinem Gesicht. Überlaß den getrost Gott.“
    „Haben Sie vielleicht kein Vertrauen mehr in mich?“ antwortete Mrs. Frost, indem sie sich zur Komiteevorsitzenden umwandte. „Dann sollten wir zuerst diesen Punkt klären.“
    Hingeflegelt in seinem Sessel, kicherte Myron Mavis spöttisch. „Ja, so gefällt’s mir schon besser. Das solltest du wirklich erst mal klären, Sue.“
    Mrs. Frost wurde sichtlich nervös. „Wirklich, diese ganze Sache läuft irgendwie schief. Ob ich einen Kaffee machen soll?“ Sie erhob sich. „Und es ist auch noch ein bißchen Brandy da, falls keiner den Eindruck hat, daß es gegen die öffentlichen Interessen ist.“
    „Wir versinken“, sagte Marvin und grinste Allen zu. „Blubb, blubb. In den Wogen der Sünde.“
    Die Anspannung verebbte, und Blake und Luddy steckten die Köpfe zusammen, um sich murmelnd miteinander zu beraten. Luddy setzte eine Hornbrille auf, und zwei ernste Köpfe wurden über den Inhalt seiner Aktenmappe gebeugt. Mrs. Frost ging zur Heizplatte und setzte den Kaffeeautomaten auf. Mrs. Hoyt, die unbeweglich sitzen blieb, starrte auf einen Fleck auf dem Boden und sprach mit niemandem. Wie immer trug sie schwere Pelze, dunkle Strümpfe und flache Schuhe. Allen hatte eine Menge Respekt vor ihr; er kannte sie als geschickte Drahtzieherin hinter den Kulissen.
    „Sie sind mit Major Streiter verwandt“, sagte er. „So heißt es jedenfalls allgemein.“
    Mrs. Hoyt schenkte ihm die Gunst eines Blickes. „Ja, Mr. Purcell. Der Major war mein Ahnherr väterlicherseits.“
    „Schrecklich, das mit der Statue“, warf Blake ein. „Stellen Sie sich bloß einen solchen Ausbruch vor! Es spottet jeder Beschreibung.“
    Allen hatte die Statue völlig vergessen. Und den Kopf. Er lag immer noch im Schrank, außer Janet hatte deswegen etwas unternommen. Kein Wunder, daß sie flaschenweise Tabletten in sich hineingeschüttet hatte; der Kopf war da gewesen, bei ihr, die ganze Woche über.
    „Sie werden ihn fangen“, sagte Luddy. „Oder sie. Meine persönliche Meinung ist, daß eine organisierte Bande dahintersteckt.“
    „Es hat etwas fast Satanisches an sich“, sagte Sue Frost. „Den Kopf zu stehlen, und dann noch auf diese Weise, meine ich. Einfach ein paar Tage später zurückzukommen und ihn – direkt unter den Augen der Polizei! – zu stehlen und weißgottwohin mitzunehmen. Ich frage mich, ob er jemals wieder auftauchen wird.“ Sie verteilte Tassen und Untertassen.
    Als der Kaffee aufgetragen war, setzte die Diskussion dort

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