Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
reichlich schwachsinnigen Eindruck, oder? Aber es gehört nun einmal zur Routineprozedur, daß eine Rechnung ausgestellt wird. Die hier war mit dem Vermerk ,für geleistete Dienste’ versehen, damit niemand sie identifizieren konnte. Ich werde veranlassen, daß die Rechnung für nichtig erklärt wird.“ Sie wirkte plötzlich scheu. „Ich würde dich gerne um etwas bitten. Wahrscheinlich lachst du mich aus.“
    „Nur raus damit.“
    „Warum gibst du mir keinen Abschiedskuß?“
    „Die Idee war mir noch gar nicht gekommen.“ Er rührte sich nicht.
    Gretchen zog ihre Handschuhe ab, legte sie zu ihrem Täschchen und hob ihre bloßen, schlanken Finger seinem Gesicht entgegen.
    „Es gibt da doch nicht wirklich jemanden namens Molly, oder? Du hast sie bloß erfunden, gib’s zu.“ Sie grub ihre Nägel in seinen Nacken, zog ihn zu sich herab. Als sie ihn küßte, war die schwache Süße von Pfefferminz in ihrem Atem, und ihre Lippen waren feucht. „Du bist so gut“, sagte sie, ihr Gesicht abwendend.
    Sie schrie.
    Auf dem Fußboden des Büros war ein metallenes, ohrwurmartiges Geschöpf, surrend und mit hoch aufgerichteten Rezeptor-Fühlern. Der Pimpf glitt näher heran, zog sich dann wieder zurück in einem jähen Stakkato von Bewegungen.
    Allen riß einen Briefbeschwerer vom Schreibtisch hoch und schleuderte ihn auf den Pimpf. Er verfehlte, und das Ding machte unbeeindruckt weiter. Jetzt versuchte es, wieder zurück zu dem Fenster zu gelangen, durch das es hereingekommen war. Als es die Wand hochglitt, hob Allen den Fuß und zertrat es; der Pimpf, kaum mehr als ein Wrack, fiel auf den Boden und kroch in einem Halbkreis herum. Allen ergriff eine Schreibmaschine und ließ sie auf den verstümmelten Pimpf fallen. Dann begann er, in den Trümmern nach dem Bandspeicher zu suchen.
    Während er noch suchte, sprang die Bürotür auf, und ein zweiter Pimpf sprintete herein. Hinter ihm kam Fred Luddy, eine Blitzlichtkamera in der Hand, mit der er pausenlos Bilder schoß. Bei ihm waren Blake-Moffet-Techniker, die Kabel und Kopfhörer und Kameras und Mikrophone und Batterien hinter sich herzogen. Nach den Blake-Moffet-Leuten kam eine Horde von kreischenden und aufgeregt hin und her rennenden T-M-Angestellten.
    „Wegen des Türschlosses kannst du uns ruhig belangen“, rief Luddy, der gerade über ein Mikrophonkabel stolperte. „Los, bergt schon das Band aus dem kaputten Pimpf…“
    Zwei Techniker sprangen an Gretchen vorbei und durchwühlten die Überreste des zerstörten Pimpfs. „Scheint intakt zu sein, Fred.“
    Während Luddy Bilder schoß, drehten sich die Bandspulen, und der überlebende Pimpf surrte frohlockend. Das Büro war gerammelt voll mit Menschen und technischen Apparaturen; Gretchen stand zusammengekauert in einer Ecke, und irgendwo fernab gellten die Alarmglocken der Einbruchssicherung.
    „Wir haben das Schloß ausgebohrt!“ rief Luddy, der jetzt Allen mit seiner Kamera auf den Pelz rückte. „Du hast nichts davon gehört, weil du gerade dabei warst, den Pimpf zu killen, den wir durch das Fenster hereingeschickt haben. Sechs Stockwerke hoch – was können diese Dinger klettern!“
    „Lauf“, sagte Allen zu Gretchen. Grob stieß er die Leute beiseite, die ihr im Weg standen. „Nichts wie runter und raus hier.“
    Sie löste sich gewaltsam aus ihrer Erstarrung und begann zu laufen, auf die offene Tür zu. Luddy sah das und kläffte erschrocken auf; er drückte einem seiner Lakaien seine Kamera in den Arm und setzte zur Verfolgung an. Als er gerade nach Gretchens Arm schnappen wollte, erreichte Allen ihn und verpaßte ihm einen Schwinger unters Kinn. Luddy brach zusammen, und Gretchen floh mit einem verzweifelten Jammern den Korridor hinunter.
    „Junge, Junge“, gluckste einer der Männer von Blake-Moffet, während er Luddy hochhalf. „Das sind vielleicht Bilder!“
    Inzwischen war die Zahl der Pimpfe auf drei angewachsen, und weitere waren unterwegs. Allen ließ sich auf die Verkleidung der Klimaanlage sinken und ruhte sich aus. Rings um ihn wogte immer noch das Chaos; die Blake-Moffet-Leute fotografierten nach wie vor wie wild, und seine eigenen Leute von T-M versuchten, die Ordnung wiederherzustellen.
    „Mr. Purcell“, schrillte eine seiner Sekretärinnen – möglicherweise Vivian – an seinem Ohr. „Was sollen wir machen? Die Polizei rufen?“
    „Schafft sie raus“, knurrte Allen. „Holt Leute aus anderen Abteilungen hoch und werft sie hinaus. Sie sind widerrechtlich hier

Weitere Kostenlose Bücher