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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Blick.
    „Wenn sie anfangen, ihre Zähne in mich zu schlagen“, fuhr er sanft fort, als summe er eine Melodie, „spring nicht auf und ziehe sie alle auf dich. Das hier ist ausgetüftelt bis zum Geht-nicht-mehr. Wo ist zum Beispiel der kleine Mr. Wales?“
    Der Mann, der Allen Purcell so rückhaltlos vertraute, war nicht anwesend. Und schon wurden die Türen geschlossen; er würde also auch nicht mehr kommen.
    „Möglicherweise haben sie eine Lücke in seinem Mietkontrakt gefunden“, sagte Allen. Vorne erhob sich jetzt Mrs. Birmingham und nahm die Verhandlungsunterlagen entgegen. „Oder es hat sich herausgestellt, daß er der Besitzer einer Kette von H… nhäusern ist, die von Newer York bis zum Orion reicht.“
    Janet starrte unverwandt nach vorne, mit einer Härte, die er nie zuvor an ihr beobachtet hatte. Sie schien um sich herum ein Exoskelett geschaffen zu haben, einen Kokon, durch den nichts hinein- und nichts hinauskam. Er fragte sich, ob sie sich für eine große Eruption aufsparen mochte. Vielleicht würde sich das herausstellen, sobald die Damen ihre Entscheidung verlasen.
    „Dumpf hier drinnen“, sagte Allen, als der Raum in Schweigen verfiel. Einige wenige Personen blickten flüchtig zu ihm hinüber, schauten dann weg. Da es mit ihm bergab ging, war es wohl keine gute Idee, sich mit ihm in Verbindung bringen zu lassen.
    Im Hintergrund waren die Pimpfe gerade dabei, ihre Bänder abzuliefern. Sieben Bänder insgesamt. Sechs, mutmaßte er, für ihn. Und eines für alle anderen.
    „Wir werden uns zunächst mit dem Fall von Mr. A. P. befassen“, verkündete Mrs. Birmingham.
    „Fein“, sagte Allen erleichtert. Wieder wandten sich ihm Köpfe zu, schwenkten dann mechanisch wieder zurück. Ein Murmeln erhob sich und verschmolz mit dem Dunst des Zigarettenrauchs.
    Auf sardonische Weise war er amüsiert. Die Reihen der steifen, selbstgerechten Gesichter… das hier war eine Kirche, und dort saßen die wohlanständigen Mitglieder der Gemeinde in frommer Zusammenkunft. Mit langen Schritten bahnte er sich seinen Weg zum Arme-Sünder-Podest, die Hände in den Taschen. Dort, mitten im Zuschauerraum, saß Janet mit hölzernem Gesicht an ihrem Tisch, so starr und gerade wie ein geschnitzter Stock. Er nickte ihr zu, und die Verhandlung begann.
     
    „Es ist bezeugt“, sagte Mrs. Birmingham mit ihrer lärmenden, gebieterischen Stimme, „daß Mr. A. P. sich willentlich und wissentlich am Nachmittag des 22. Oktober 2114 während der täglichen Arbeitsstunden an seinem Arbeitsplatz in ein schändliches Treiben mit einer jungen Frau einließ. Ferner ist bezeugt, daß Mr. A. P. willentlich und wissentlich ein offizielles Überwachungs- und Aufzeichnungsgerät zerstörte, um der Entdeckung seiner Taten zu entgehen. Aus dem gleichen Grunde schlug er einem MoRes-Bürger ins Gesicht, beschädigte privates Eigentum und versuchte auf jede nur erdenkliche Weise, seine Handlungen zu verbergen.“
    Eine Folge von Klicklauten purzelte aus dem Lautsprecher, als die Stimme sich vorwärmte. Das elektronische Netzwerk war in Betrieb. Der Lautsprecher brummte, summte und sprach dann:
    „Definition. Konkretisieren Sie. Schändliches Treiben.“
    Mrs. Birmingham rückte ihre Brille zurecht und las weiter. „Mr. A. P. empfing die junge Frau – nicht seine ihm rechtmäßig angetraute Ehefrau, wohlgemerkt – in seinem Büro des komitee-eigenen Telemedia-Trusts. Dort schloß er sich mit ihr ein und unternahm alle Vorsichtsmaßnahmen, um sicherzustellen, daß er nicht entdeckt würde. Und im Augenblick der Entdeckung war er im Akt des Petting begriffen, wobei er die junge Frau umarmte und im Bereich von Schulter und Kopf sexuell liebkoste. Zudem hatte er seinen Körper derartig plaziert, daß er in unmittelbarem Kontakt mit dem ihrigen war.“
    „Handelt es sich hier um den gleichen Mr. A. P. der in der vorletzten Woche vor uns treten mußte?“ fragte die Stimme.
    „Ja“, sagte Mrs. Birmingham ohne Zögern.
    „Und in der vorigen Woche war er nicht bei der Versammlung anwesend?“ Dann erklärte die Stimme: „Mr. A. P. wird nicht für seine Abwesenheit in der vorigen Woche zur Rechenschaft gezogen, und sein Fehltritt in der Woche davor ist bereits von diesem Gremium verhandelt worden.“
    Die Stimmung des Gremiums war jetzt geteilt. Wie stets waren viele der Anwesenden neugierig; einige waren gelangweilt und nicht sonderlich beteiligt. Einige wenige schienen ungewöhnlich interessiert, und jene waren es auch, auf die Allen

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