Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
gigantische Folterkammer, wobei jeder auf den anderen starrt, in der Hoffnung, daß er nicht ohne Fehl sei, auf daß er ihm im Namen der Moral an die Kehle fahren dürfe. Hexenjagden und die Willkürjustiz der Sternkammern. Drohend erhobene Zeigefinger und Zensur, Mr. Puritaner, der sittenstreng Bücher indiziert. Kinder, die nur ja nichts Böses hören dürfen. MoRes ist von kranken Geistern erfunden worden, und sie schafft ihrerseits neue kranke Geister.“
    „Alles gut und schön“, sagte Allen, der ihr aufmerksam zugehört hatte. „Aber ich bin nicht bereit, nur so herumzuliegen und Mädchen beim Sonnenbaden zuzuschauen. Wie ein Handelsreisender auf Urlaub.“
    „Das ist alles, was du in der Zuflucht siehst?“
    „Das ist alles, was ich in der Anderen Welt sehe. Und der Psychologische Dienst ist eine Maschine, um Leute dorthin zu verfrachten.“
    „Er tut mehr als das. Er bietet ihnen einen Ort, zu dem sie entkommen können. Wenn ihr Groll und ihre Angst sie zu zerstören beginnen…“ Sie gestikulierte. „Dann gehen sie hinüber.“
    „Dann werfen sie keine Schaufensterscheiben ein. Oder schänden Statuen. Ich persönlich schände lieber Statuen.“
    „Sie sind aber einmal zu uns gekommen.“
    „So wie ich es sehe“, sagte Allen, „agiert die Zuflucht als Teil des Systems. MoRes ist die eine Hälfte, und ihr seid die Abteilung für Limonade und Spiele. Zusammen bildet ihr eine Gesellschaft; ihr bestätigt und stützt einander. Ich kann nicht in beiden Teilen zugleich sein, aber von den zweien ziehe ich den hier vor.“
    „Warum?“
    „Wenigstens wird hier etwas getan. Die Menschen schaffen. Ihr fordert sie auf, sich einen Lenz zu machen und zum Angeln zu gehen.“
    „Also wirst du nicht mit mir zurückkommen“, sagte sie vernünftig. „Ich hatte eigentlich auch nicht wirklich daran geglaubt.“
    „Weswegen bist du dann hier aufgetaucht?“
    „Um dir alles zu erklären. Damit du verstehst, wie dieser ganze verdammte Blödsinn passiert ist und welche Rolle ich dabei gespielt habe. Wie ich da hineingezogen worden bin. Und damit du dich endlich selbst besser verstehen konntest. Ich wollte, daß du dir deiner Gefühle bewußt wurdest… der Feindseligkeit, die du gegenüber MoRes empfindest. Der tiefen Empörung, die ihre Grausamkeiten in dir auslösen. Du bewegst dich ohnehin auf eine neue Ganzheit zu, aber ich wollte helfen. Vielleicht bietet dir das einen kleinen Ausgleich für das, was wir dir genommen haben. Du hattest uns um Hilfe gebeten. Es tut mir leid.“
    „Daß es dir leid tut, ist eine gute Idee“, sagte er. „Ein Schritt in die richtige Richtung.“
    Gretchen stand auf und legte ihre Hand auf den Türgriff. „Ich werde auch den nächsten Schritt tun. Lebe wohl!“
    „Komm schon, setz dich wieder hin.“ Er nötigte sie zurück zum Sessel, aber sie befreite ihren Arm aus seinem Griff. „Was jetzt?“ verlangte er zu wissen. „Weitere Vorträge?“
    „Nein.“ Sie sah ihm ins Gesicht. „Ich gebe auf. Ich werde dir keinen weiteren Ärger mehr bereiten. Geh nur zurück zu deiner kleinen sich sorgenden Frau; das ist es, wo du hingehörst.“
    „Sie ist jünger als du“, sagte Allen. „Und auch zierlicher.“
    „Wie wunderbar“, sagte Gretchen leichthin. „Aber… versteht sie, was mit dir los ist? Dieser Kern, den du hast, der dich anders macht und verhindert, daß du dich in das System einfügst? Kann sie dir helfen, ihn so weiterzuentwickeln, wie du ihn weiterentwickeln solltest? Das ist nämlich wichtig, wichtiger als alles andre. Selbst diese heroische Position, dieser neue Job, ist letztlich nicht – “
    „Immer noch die Dame von der Wohlfahrt“, sagte er. Er hörte ihr nur mit einem Teil seines Bewußtseins zu; er wartete verzweifelt auf Harry Priar.
    „Du glaubst doch das, was ich sage, oder nicht? Das über dich; über das, was in dir ist.“
    „Okay“, sagte er. „Ich bin zutiefst überwältigt von deiner Geschichte.“
    „Aber es ist wahr. Ich – mache mir wirklich etwas aus dir, Allen. Du bist sehr wie Donnas Vater. Dem System nur Lippendienste leisten, es dann verlassen und schließlich wieder zurückkehren. Die gleichen Zweifel, das gleiche Mißtrauen. Jetzt ist er endgültig wieder hier. Ich habe ihm Lebewohl gesagt. Und jetzt sage ich dir genauso Lebewohl.“
    „Eine letzte Sache“, sagte Allen. „Nur der Vollständigkeit halber. Glaubt ihr allen Ernstes, daß ich die Rechnung bezahlen werde?“
    „Auf den ersten Blick macht das wohl einen

Weitere Kostenlose Bücher