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Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sein“, sagte er. „Sue hatte die Art von Aspirationen für mich, wie sie eigentlich nur eine Mutter entwickeln kann.“
    Die Leiter hinauf, Generation um Generation. Die Pläne und Intrigen alter Frauen, die heimlichen Ambitionen und Aktivitäten von Eltern, die ihre Kinder wieder eine Sprosse höher liften. Erschöpfung, Schweiß, das Grab.
    „Wir können davon ausgehen, daß Blake-Moffet sie ins Bild gesetzt hat“, sagte er. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dir jetzt zu erzählen, was gestern abend in ihrem Apartment passiert ist.“
    Er erzählte es Janet, und sie sagte nichts dazu. Das Apartment war nicht hell genug, daß er ihr Gesicht hätte sehen können, und er fragte sich, ob ihr angesichts dieser Misere vor Entsetzen die Sinne geschwunden waren. Oder ob gleich ein urtümlicher Sturm über ihn hereinbrechen würde. Aber als er sie schließlich anstupste, sagte sie bloß: „Ich hatte befürchtet, daß es etwas in der Art sein würde.“
    „Warum, denn, H…e noch mal, warum?“
    „Nur so ein Gefühl. Vielleicht bin ich hellseherisch begabt.“ Er hatte ihr von Doktor Malpartos Psi-Tests erzählt. „Und es war dasselbe Mädchen?“
    „Das Mädchen, das mich veranlaßt hat, zum Psychologischen Dienst zu gehen; das Mädchen, das bei meiner Entführung geholfen hat; das Mädchen, das ihren Busen gegen mein Gesicht drückte und sagte, ich sei der Vater ihres Kindes. Ein sehr hübsches, schwarzhaariges Mädchen mit einem großen, schönen Haus. Aber ich bin wiedergekommen. Aber der Teil der Geschichte scheint ja allen Leuten egal zu sein.“
    „Mir nicht“, sagte Janet. „Glaubst du, daß es sich um ein abgekartetes Spiel gehandelt hat und sie an dem Komplott beteiligt war?“
    „Das ist mir auch schon in den Sinn gekommen. Aber sie hatte nichts mit der Sache zu tun. Dabei gab es nichts zu gewinnen, außer für Blake-Moffet. Und die Zuflucht ist kein Teil von Blake-Moffet. Gretchen war einfach bloß unvernünftig und gedankenlos und voller weiblicher Energie. Junge Liebe, nennt man das wohl. Und daß sie vorbeigekommen ist, zeugt außerdem von ihrem Idealismus. Ihr Bruder ist ganz genau so: idealistisch und um das Wohl seiner Patienten besorgt.“
    „Es ist irgendwie so verrückt“, wandte Janet ein. „Alles, was sie tat, war, in dein Büro zu spazieren, und alles, was du tatest, war, sie zu küssen, als sie wieder ging. Und schon bist du völlig ruiniert.“
    „Das Wort dafür ist ,schändliches Treiben“‘, sagte Allen. „Wir werden es schon noch zu hören kriegen, am Mittwoch, so gegen neun Uhr. Ich frage mich, was Mr. Wales zu meiner Verteidigung vorbringen kann. Das dürfte eine ganz schöne Herausforderung für ihn sein.“
    Aber die Blockversammlung war nicht wirklich wichtig. Der unbekannte Faktor war Sue Frost, und ihre Reaktion mochte einige Tage auf sich warten lassen. Schließlich mußte sie sich erst mit Ida Pease Hoyt absprechen: Die Reaktion benötigte den Stempel unbedingter Endgültigkeit.
    „Sagtest du nicht was davon, daß du auf dem Nachhauseweg einen Literbecher Eiscreme mitbringen würdest?“ fragte Janet matt.
    „Kam mir irgendwie albern vor“, sagte Allen. „In Anbetracht der Umstände, meine ich.“

 
19
     
    Am Mittwoch morgen war der Raum im ersten Stock der Wohneinheit zum Bersten gefüllt. Die Tratsch-Stafette hatte die Neuigkeit schon im ganzen Block verbreitet, vor allem durch die Ehefrauen. Schaler Zigarettenqualm hing in der Luft, und das Lufterneuerungssystem machte keine großen Fortschritte. An der Rückseite des Raumes erhob sich die Bühne, auf der die Blockwarte saßen. Und alle waren sie anwesend…
    Janet, die ein frischgebügeltes Kleid trug, trat unmittelbar vor ihm ein. Sie ging schnurstracks zu einem freien Tisch und plazierte sich vor dem Mikrophon. Aufgrund eines ungeschriebenen Gesetzes war der Tisch absichtlich nicht besetzt worden; in Zeiten einer echten Krise erwartete man von der Ehefrau, daß sie ihrem Manne beistand. Sie dieses Rechtes zu berauben, wäre ein Affront gegenüber MoRes gewesen.
    Letztesmal war kein Tisch freigehalten worden. Aber letztesmal war auch keine echte Krise gewesen.
    „Diesmal wird’s ernst“, sagte Allen zu seiner Frau, während er sich hinter ihr aufstellte. „Und langwierig; und rachsüchtig; und ein Fiasko für mich. Also halte dich so gut wie möglich zurück. Versuch nicht, mich zu retten, weil ich sowieso nicht mehr zu retten bin. Wie wir gestern abend gesagt haben.“
    Sie nickte mit leerem

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