Der Heiratsantrag - Almost a Bride
braune Lockenpracht anhob und sie fast andächtig in den Händen wog. »Kein Puder ... keinesfalls«, erklärte er.
Arabella hätte zu gern gewusst, ob sein schwerer französischer Akzent echt war oder ob er ihn angenommen hatte, um seiner Glaubwürdigkeit als Modefriseur Nachdruck zu verleihen. Wahrscheinlich echt, entschied sie. In London wimmelte es von Emigranten, die hier irgendwie ihr Leben fristen mussten.
»Zunächst muss ich ein wenig wegschneiden«, sagte Christophe und klapperte mit einer langen Schere. »Für denklassischen Stil muss das Haar gekürzt werden. Zu dem Stil, den Sie – sehr passend, wie ich zugeben muss – wählten, passt nur ein klassischer Schnitt.«
»Schneiden Sie, wenn Sie müssen«, wies Jack ihn an. »Aber ja nicht zu viel.«
»Ich lehne es ab, mein Haar schneiden zu lassen«, äußerte sich Arabella. »Außerdem kommt Becky sehr gut mit meiner Frisur zurecht.«
»In Kent schon«, konterte Jack. »Nicht aber in London.«
Als Arabella ergeben die Augen verdrehte, schlug Christophe vor: »Vielleicht könnte man die Zofe Eurer Gnaden im klassischen Stil unterweisen, wenn das Haar den richtigen Schnitt hat.«
»Aber gewiss doch«, erklärte Arabella. »Becky hat eine sichere Hand für Frisuren.« Sie verzichtete auf weitere Proteste und beobachtete im Spiegel, wie der Franzose ihr Haar anhob, drehte, schnitt und wie dunkle Strähnen um sie herum zu Boden fielen. Ihr kam es vor, als ob sehr viel mehr als nur ein wenig geschnitten wurde, doch Jack, der ebenso aufmerksam zusah, machte keine Anstalten, dem Gemetzel Einhalt zu gebieten. Als unter den emsigen Fingern und der klappernden Schere allmählich eine Form zu Tage trat, war sie eher fasziniert als beunruhigt.
»So.« Christoph trat triumphierend zurück. »Madames Zofe wird das kopieren können. Es ist très simple .« Löckchen ringelten sich über der Stirn und tief im Nacken, die ganze Fülle des Haares war zu einem hohen, mit einem Band zusammengefassten Chignon gebändigt. Die Frisur wirkte sehr elegant und machte einen kleinen, aparten Kopf.
»Dieser Schnitt lässt sich variieren«, sagte er. »Man kann die Locken über die Ohren ziehen und ... «
»Ja, sicher wird meine Zofe verschiedene Frisuren daraus machen können«, sagte Arabella hastig, als es aussah, alswollte er seine Kreation zerstören und von neuem beginnen. »Die Frisur ist wundervoll, M’sieur Christophe, aber für heute reicht sie mir.«
Er schien enttäuscht, trat aber mit einer Verbeugung beiseite. Madame Celeste hüstelte und murmelte: »Noch etwas, Euer Gnaden.«
Vermutlich spricht sie Jack an, dachte Arabella. Jack war jedenfalls dieser Meinung und war sofort ganz Ohr. »Ja?«
»Die Hofrobe, Euer Gnaden. Es wäre mir eine Ehre ... « Sie sah ihn mit gewinnendem Lächeln an.
»Ach ja, die Hofrobe.« Jack überlegte. »Ich denke, dass wir uns damit Zeit lassen können. Stellen Sie erst diese Garderobe fertig, dann sehen wir weiter.«
Die beiden Frauen, die unter den Bergen von Stoffen fast verschwanden, empfahlen sich mit einem Knicks. »Hofrobe?«, staunte Arabella. »Ich dachte, als eingefleischter Whig hättest du bei Hof keinen Zutritt?«
»Ach, warte nur ab. Königin Charlotte wird dich in ihrem Salon empfangen«, sagte Jack trocken. »Sie wird dir ihr Gütesiegel aufdrücken wollen ... oder das Gegenteil«, setzte er hinzu, ehe er sich der letzten Dame zuwandte, die inmitten von Hutschachteln dasaß. »Jetzt die Hüte«, verlangte er.
»Mir erscheint es als Verschwendung, eine so elegante Frisur unter einem Hut zu verstecken«, bemerkte Arabella, und strich ein wenig selbstgefällig über die Locken in ihrem Nacken.
»Ach, Euer Gnaden werden sehr gut damit aussehen«, erklärte die Modistin und öffnete die erste ihrer Schachteln. »Hier ... eine zauberhafte Kreation.« Sie hob mit schwärmerischem Blick ein aufgeputztes Wagenrad aus Seide und Spitze aus der Hutschachtel.
»Allmächtiger!«, rief Arabella aus. »Da ist ja ein ganzer Obstgarten darauf.« Sie berührte einen der wächsernen Äpfelmit einer Grimasse. »Es ist mir einerlei, was die Leute sagen und ob es der Gipfel an Mode ist, dieses überladene Gebilde trage ich nicht. Das ist ein Hut für Lavinia Alsop.«
Jack lachte unwillkürlich auf. Die Modistin schien verwirrt und legte den Hut wieder in seine Schachtel. »Vielleicht würde Euer Gnaden diesen hier vorziehen.« Sie präsentierte einen großen breitkrempigen Hut mit Straußenfedern und Blumen, den Arabella entsetzt
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