Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
bist also doch eine blöde Kuh, Jenny.«
    »Ich weiß.« Sie lächelte gequält. Jetzt rollten die Tränen doch ungehindert über ihre Wangen. »Aber wochenlang allein … dafür bin ich einfach nicht geschaffen.«
    Die Stimmung im Sheriff-Office war wie mit Sprengstoff geladen. Von den Hotelportiers liefen die Meldungen ein: Kein Bob Brook. Keine Frau mit rotblonden Haaren, die Deutsche war. Nur im riesigen ›Flamingo‹-Hilton von Las Vegas war eine deutsche Dame mit rotblonden Haaren abgestiegen. Sie hieß Bertha Hilchenbach und war 63 Jahre alt. Aus Olpe im Sauerland.
    »Die Falsche!« bellte Brass ins Telefon.
    Brass ließ noch einmal die Flasche kreisen, obgleich Pfarrer McDolland bereits rote Ohren hatte und jeder wußte, daß Juliane Hatzle nichts mehr haßte als angetrunkene Männer, die im Bett fürchterlich schnarchten und sonst nichts.
    Es wurde schon dunkel, als Brass wieder zum klingelnden Telefon griff und zusammenzuckte, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen.
    »Bob!« brüllte er. »Bob! Wo bist du?!« Auch McDolland und de Trajano zuckten zusammen und beugten sich vor. Brass schaltete die Mithöranlage ein. Bobs gequälte Stimme war so nah, als säße er ihnen gegenüber.
    »Ich bin in Las Vegas«, sagte er. »Seit Nachmittag …«
    »Das wissen wir. Ein Kellner im Airport hat dich erkannt und es gemeldet. Wir suchen dich überall!«
    »Das habe ich befürchtet. Wo ich hier bin, bin ich sicher. Habt ihr noch keinen Krankenhausbericht bekommen?«
    »Mein Gott!« McDollands Stimme dröhnte wie von der Kanzel. »Was ist mit dir passiert, Bob? Ich komme sofort und leiste dir Beistand im Namen des Herrn!«
    »Es ist wegen Jenny …«
    »Jenny!« Brass erbleichte. »Was ist mit Jenny?«
    »Habt ihr wieder von ihr gehört? In den letzten beiden Stunden?«
    »Bob!« Brass schluckte mehrmals. »Hast – hast du Jenny etwas angetan? Sag es mir, ehe ich amtlich werde! Sag es mir als Freund! Was hast du mit Jenny angestellt?!«
    »Nichts, du Idiot! Aber Sandra …«
    »Wer ist Sandra?«
    »Meine zukünftige, richtige und einzige Frau!«
    »Er ist nervenkrank!« flüsterte de Trajano. »Wirklich, der Arme verliert seinen Verstand.«
    »Sandra ist bei Jenny?« rief Brass und begann, wie immer, wenn ihn die Erregung übermannte, heftig zu schwitzen.
    »Sie verhandelt mit ihr über mich. Sie wollte es so. Sie meinte, sie schafft das ohne Skandal. Wenn es wirklich jemand schafft, dann Sandra. Sie ist eine märchenhafte Frau. Sie kann man nicht beschreiben.«
    »Sportlich, schlank, rotblond, hübsch …«
    »Das ist ja nur äußerlich, Allen! Aber sie hat ein Herz wie der Gral auf dem Monsalvatsch.«
    »Wie was?« stammelte Brass, der nun auch glaubte, Bob sei irr.
    »Parsifal!« erklärte McDolland. »Der Kelch, aus dem Christus beim Abendmahl Wein trank …«
    »Ich fahre sofort zu Jenny!« rief Brass. »Wenn es ein Drama gegeben hat, liegt deine Sandra jetzt im Sterben! Bob, komm aus deinem Bau! Wir wollen dir doch alle nur helfen! Wir werden mit Sandra – falls es noch möglich ist – sprechen und sie nach Deutschland zurückbringen lassen …«
    »Und das nennt ihr Hilfe!« schrie Bob. »Ich liebe sie! Ich liebe sie! Wir werden heiraten und dann Amerika beweisen, was Liebe ist! Ich werde gegen die Gesetze anrennen, bis sie zerbrechen!«
    »Der moderne Don Quichotte!« sagte de Trajano traurig. »Er braucht wirklich dringend absolute Ruhe!«
    »Bob!« sagte Brass eindringlich. »Veranlasse mich nicht dazu, dein Bild in die Zeitungen zu bringen. Wenn diese Sandra ein Opfer von Jenny geworden ist, suche ich auch dich! Mein Wort darauf! Ernesto wird vom Distriktanwalt sofort die Haftbefehle besorgen und vom Richter unterschreiben lassen! Wo bist du?!«
    »Ihr seid Freunde!« sagte Bob bitter. »Mich verhaften. So einfach macht ihr euch das! Ruft bei Jenny an! Ich melde mich in zehn Minuten wieder.«
    Es machte klick, und Brass warf den Hörer auf.
    »Die Tragödie hat begonnen!« sagte McDolland feierlich. »Auf den ersten Akt haben wir keinen Einfluß mehr.«
    »Aber auf das Happy-End!« schrie Brass.
    »Eine Tragödie hat kein Happy-End. Da liegen die Leichen nur so herum!« erklärte de Trajano. »Ruf Jenny endlich an!«
    Bei Bobs Ice-Saloon meldete sich Harry, der Vetter. Er schien bester Laune und pfiff ins Telefon, ehe er sich ansagte: »Hier Las Vegas' bestes Eis, hallihallo! So eine Eistorte haben Sie noch nie gegessen!«
    »Wo ist Jenny, Harry?« knurrte Brass. »Hier ist der Sheriff! Was ist

Weitere Kostenlose Bücher