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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nur Sandra! Nur sie! Immer nur sie! Bis in alle Ewigkeit!«
    Sie nickte, legte plötzlich den Kopf gegen seine Schulter und starrte hinaus in die nächtliche, vom fahlen Licht des zunehmenden Mondes bleich erhellte Wüste. Noch fuhren sie auf der Straße, aber bald würden sie abbiegen in die Einsamkeit und mit ihrem Geländewagen spurlos in den Sheep-Ranges untergehen.
    »Bob, es ist ja alles ganz anders«, sagte sie leise und streichelte sein hart gewordenes Gesicht.
    »Das ist mir jetzt gleichgültig!« sagte er. »Ich war immer eine Maus, jetzt will ich ein Löwe sein. Und mein Brüllen sollen alle hören. Alle! Endlich bin ich frei!«
    Von Freiheit konnte gar keine Rede sein, jedenfalls nicht wie Bob Brook sie verstand. Jenny wartete zwei Stunden, in einem Kleid, das Felssteine in Butterklumpen hätte verwandeln können, während Vetter Harry im Hinterzimmer unruhig hin und her stiefelte, denn schließlich stand das große Aufwaschen mit Tränen, Geständnissen und Konsequenzen unmittelbar bevor. Dann rief sie besorgt Sheriff Brass an, der schon darauf gefaßt war, mit seinem Jeep lospreschen zu müssen, um in einem demolierten Ice-Saloon Ordnung zu schaffen.
    »Er ist noch nicht da!« sagte Jenny kleinlaut. »Dabei hat mir Sandra versprochen, ihn sofort loszuschicken. Er hat im ›Black Forest‹ auf sie gewartet.«
    »Vielleicht hat Sandra sich's anders überlegt?« Brass seufzte. Mit weiblichen Intrigen umzugehen, ist ein undankbarer Job. Man gerät zu schnell zwischen zwei Feuer und wird dann plötzlich zum Sündenbock, ohne zu wissen, warum. »Sie liebt doch Bob!«
    »Und wie! Soll sie auch …«
    »Jenny, hast du Fieber?« fragte Brass besorgt.
    »Nein, aber ich bekomme welches, wenn Bob nicht bald auftaucht! Auf Sandra kann ich mich verlassen, die ist in Ordnung. Wir verstehen uns blendend …«
    »Wer ist am Telefon?« fragte Brass entgeistert.
    »Ich! Jenny! Allen, bist du betrunken?«
    »Jenny Marlow? Unmöglich! So redet doch Jenny nicht …«
    »Sandra und ich haben uns geeinigt. Sie bekommt Bob, ich behalte Harry.«
    »Also doch!« Brass spuckte gegen die Sprechmuschel. »Pfui, Jenny! Das ist geschmacklos! Was ist denn an Harry so Besonderes dran?!«
    »Das kannst du am allerwenigsten beurteilen. Soll ich beim ›Black Forest‹ einmal anfragen, ob Bob dort noch sitzt?«
    »Ich übernehme das. Rückruf erfolgt sofort.«
    Es war ein Versprechen, das Brass nicht einhalten konnte. Im ›Black Forest‹ geriet Brass an einen Kellner, der berichtete, daß ein Mann, auf den Bobs Beschreibung paßte, eine junge Frau mit rotblonden Haaren gewaltsam in einen Geländewagen gezerrt habe und davongebraust sei. Vorher habe es so ausgesehen, als ob die beiden sich einig gewesen wären, aber plötzlich habe der Mann durchgedreht! Der beste Beweis dafür sei, daß er zehn für eine Zeche von 2,45 Dollar hingelegt habe und auf den Rest verzichtete. »Er zischte mit der Miß ab wie 'ne Rakete!« sagte der Kellner.
    Sheriff Brass stierte an die Wand, wo eine mit Fähnchen gespickte Karte von Las Vegas hing, auf der alle Örtlichkeiten markiert waren, an denen nachts ein Polizeieinsatz erforderlich werden konnte. Brass war ein gründlicher Beamter und freute sich darüber, daß Las Vegas trotz der täglichen Millionenumsätze eine Stadt war, die in der Kriminalstatistik ganz unten rangierte; trotz der Mafia, die alles kontrollierte, und trotz des Auftretens aller Gangster von Rang und Namen, die wie brave Familienväter in den Shows saßen, an den Bars diskutierten, in den vornehmen Kasinos mit bescheidenen Einsätzen spielten oder sogar bei Wohltätigkeitsveranstaltungen für Krebshilfe und Waisenkinder unter dem Blitzlichtfeuer der Pressefotografen grandiose Spenden verteilten. Von den ganz Großen, die hier residierten und die auch Allen Brass kannten und ihm Grüße bestellen ließen, drohte in Las Vegas keine Gefahr, im Gegenteil, sie waren Garanten der Ruhe, denn sie erholten sich in ihren Hotelsuiten von New York, Chikago, San Francisco oder New Orleans und wollten dabei absoluten Frieden haben. Brass atmete immer auf, wenn ihm gemeldet wurde: »Joe Lacacci ist wieder hier!« oder: »Morgen trifft Anastasia Lampedusa im Hilton ein!« Dann wußte er, daß in Las Vegas ein frischer Wind wehte, der alle Störenfriede für eine Zeitlang außer Gefecht setzte.
    Der Alltag der Polizei änderte sich dadurch allerdings nicht. Ihn bestimmten betrunkene Schläger, kleine Diebe, Zechpreller oder solche klugen Verbraucher,

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