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Der Heiratsspezialist

Der Heiratsspezialist

Titel: Der Heiratsspezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihr Eigentum!«
    »Doch.«
    »Wie bitte?« Bob starrte sie entgeistert an.
    »Sie hat dein Heiratsversprechen. Darauf pocht sie.«
    »Sie hat nichts!« schrie Bob. »Wir haben nie über Heirat ernsthaft gesprochen.«
    »Sie sieht es so, und sie wird dich zur Einhaltung des Versprechens zwingen! Sie läßt dir bestellen, du sollst sofort zu ihr kommen.«
    »Und du machst die Botin?! Sandra, was ist denn los mit dir?«
    »Ich sage und unternehme nichts mehr, bis du alles mit Jenny geklärt hast.« Sie hob die Schultern und wirkte sehr traurig. »Sie hat mich überzeugt.«
    »Jenny hat dich – du lieber Himmel!« Bob schlug die Hände zusammen. »Das gibt es doch nicht! Sandra, ich liebe dich, wie noch kein Mann eine Frau geliebt hat …«
    »Das hast du auch zu Jenny gesagt.«
    »Nie! Und wenn – da kannte ich dich noch nicht. Jetzt weiß ich es besser!«
    »Aber Jenny nicht. Erkläre es ihr – das ist deine Aufgabe! Jenny sagt, mit dem Heiratsversprechen könnte sie sogar Sheriff Brass auf dich hetzen.«
    Man weiß nie, wann ein Mensch an seiner Grenze angelangt ist. Jenseits dieser Grenzlinie muß man ihm Zugeständnisse machen, muß man versuchen, ihn zu verstehen, ganz gleich, was passiert ist … Ein solcher Mensch lebt nicht mehr in unserer geordneten Welt!
    Bob nickte. Er faßte Sandra unter, und als sie auswich, ergriff er ihre Hand und zerrte sie ins Freie. Sie stolperte mit ihm bis zum Parkplatz und betrachtete erstaunt den hochbeladenen Geländewagen, der vor dem Kühler sogar eine Seilwinde hatte, mit der er sich selbst aus festgefahrenen Situationen herausziehen konnte.
    »Einsteigen!« sagte Bob mit brüchiger Stimme.
    »Wieso denn?« Sandra entriß ihm ihre Hand. »Wo hast du den Wagen her?«
    »Von einem Freund. Nachschub für den Ice-Saloon. Wir fahren zu Jenny!«
    »Aber ich bleibe im Wagen sitzen!« Sie stieg ein und klemmte sich auf den unbequemen, mit Wachstuch überzogenen Sitz. »Ich habe Jenny nichts mehr zu sagen.«
    »Einverstanden! Ich rede mit ihr allein!«
    »Warum soll ich dann mitfahren? Ich möchte in ein Hotel. Sofort!« Ihre Stimme wurde fordernd. Armer Kerl, dachte sie dabei. Man muß ihn so quälen – aber diese Qual ist noch erträglicher als das Wissen, daß seine geliebte Jenny ihn mit Vetter Harry betrogen hat. Immer wieder. Bob, verzeih mir – auch wenn du nie erfahren wirst, welch ein Theater wir jetzt mit dir spielen … Es ist gemein, ich weiß, hundsgemein … Aber du sollst nicht auf die Dauer unter der grausamen Wahrheit leiden.
    »Ich will ins ›Stardust‹!« sagte sie hart.
    »Ausgerechnet ins ›Stardust‹!«
    »Ja. Ich will die Show sehen, ich will tanzen, ich will mich vergnügen, ich will Las Vegas von seiner schönsten Seite kennenlernen. Das steht mir jetzt zu, als abgeschobener Braut!«
    Bob nickte stumm, gab Gas und rumpelte mit dem schweren Geländewagen davon. Er donnerte durch Las Vegas, bog dann ab und fuhr nach Norden zu der Straße, die nach Indian Springs führt und von da in eine Wüsten- und Gebirgsgegend, wo jede Meile seitwärts in die Einsamkeit gleichbedeutend mit Verschollensein ist. Sandra, die erstaunt um sich blickte, als die letzten flachen Häuser von Las Vegas an ihnen vorbeizogen, tippte Bob auf den Arm.
    »Wir sind falsch!« sagte sie laut.
    »Meinst du?«
    »Hier kommen wir doch nicht zu deinem Ice-Saloon.«
    »Auf gar keinen Fall. Der liegt ganz woanders.«
    »Bob! Halt sofort an!«
    »Nein!«
    »Mein Gott, wo willst du denn hin?!«
    »In die Sheep-Ranges. Nördlich vom Sheep-Peak. Da findet uns niemand mehr! Da zerfließen selbst Hubschrauber in der Sonne …«
    »Bist du total verrückt geworden?«
    »Ja! Ich liebe dich!«
    »Kehr sofort um!«
    »Nein!«
    »Ich schreie!«
    »Bitte. Hier hört dich keiner mehr!«
    Es war wahr … Bob fuhr mit Höchstgeschwindigkeit hinein in die grenzenlose, wilde, erbarmungslose Wüste von Nevada. Die letzten Häuser lagen hinter ihnen – vor ihnen unergründliche Weite.
    Sandra klammerte sich am Armaturenbrett fest. Ihre Augen waren weit geöffnet. Jetzt war es Angst.
    »Bob!« sagte sie und atmete hastig. »Hör mir zu! Das alles war nur … nur … wie soll ich's dir erklären. Bitte, kehr um! Du kannst doch nicht nachts durch diese Wüste fahren …«
    »Und ob ich das kann!« Er drehte das Radio an. Flotte Swingmusik. »Der Morgenwind wird unsere Spuren verwehen. Wir fahren in ein Paradies, in dem uns niemand mehr stören kann! Und dort bleiben wir, bis die ganze Welt weiß: Bob Brook liebt

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