Der Heiratsspezialist
so heulen die Weiber los! Wenn du jetzt herauskommst, Bob, hast du alle Sympathie! In drei Wochen kennt dich niemand mehr. Du kennst das doch, Bob! Okay, du hast erreicht, was du wolltest; man wird dich heiraten lassen und Sandra auch das Visum geben. Sie wird noch eine Reihe Ehrenposten bekommen. Ihr seid auf der Gewinnerseite – jedenfalls heute noch! Bob, sei nicht stur wie ein Büffel – zeig dich! Bob, hörst du mich?!«
Natürlich hörte Bob ihn. Schon das Knattern des Hubschraubers hatte ihn alarmiert. Sandra kochte gerade am Höhleneingang – in der ›Küche‹ – den Morgentee und briet auf der anderen Gasflamme eine Pfanne voll Speck mit Rührei. Sie hatte nur einen Slip an, sah zauberhaft aus, und Bob saß auf einer Kiste, beobachtete sie, wie sie vor dem Gasherd kniete und die Morgensonne ihr rotgoldenes Haar aufflammen ließ, und sagte sich, daß es kein schöneres Mädchen geben könne als Sandra. Außerdem war es jetzt Zeit, Onkel Steve Abbitte zu leisten und alle Flüche zurückzunehmen. Ohne Onkel Steves perfides Erbe hätte er Sandra nie kennengelernt, das war unbestreitbar. Alles, was aus Bob, dem biederen Organisten und Chorleiter aus Atlanta, geworden war, war dem Zwang entsprungen, den Eissalon zu retten, koste es, was es wolle.
Mitten in diese versöhnlichen Überlegungen hinein knatterte Brass' Hubschrauber. Mit einem Satz war Bob am Höhleneingang, riß Sandra zurück, blies das Gasfeuer aus, zog die Pfanne mit brutzelnden Eiern und Speck und den Teewasserkessel tiefer in den schützenden Schatten und legte den Arm um Sandra.
»Ein Hubschrauber, stimmt's?« fragte sie.
»Ja.«
»Jetzt haben sie uns …«
»Noch nicht. Von oben sieht das Tal so wüst aus, daß uns hier keiner vermutet.«
Das Dröhnen kam näher, und plötzlich fuhren die beiden zusammen, als habe ihr schützender Berg gebebt. Über ihnen donnerte eine Stimme, die so klang, als verkünde sie den Beginn des Jüngsten Tages.
»Bob, komm heraus! Du verdammter Idiot, laß dich blicken!«
»Das ist Allen!« sagte Bob freudig.
»Ich bin es. Allen!«
»Na, wer sagt's denn?!«
Eng umschlungen hörten sie Brass' Predigt an und warteten, bis sich der Hubschrauber wieder entfernte, zum nächsten Tal, wo Brass von neuem seine Stimme aus dem Himmel donnern ließ, sie war natürlich leiser, aber man konnte sie gut hören.
»Er weiß nicht, wo wir sind!« sagte Bob zufrieden. »Er nimmt es nur an. Allen war immer ein kluges Köpfchen. Kann kombinieren und logisch denken. Also kreist er dort herum, wo er was vermutet.« Bob gab Sandra einen Kuß. »Die Eier werden zu trocken! Wir müssen sie aus der heißen Pfanne nehmen …«
Er verteilte das Rührei auf zwei Plastikteller und schob die beiden Campingsessel heran. Sandra war näher zum Höhlenausgang gegangen und lauschte auf Brass' entfernte Predigt.
»Gib zu, daß Brass recht hat!« sagte sie und nahm den Plastikteller. »Du bist ein sturer Bursche!«
»Nicht sturer als die Behörden! Das regt Allen ja so auf. Da ist plötzlich einer, der sich vor einem Beamten nicht wie ein hypnotisiertes Kaninchen benimmt, sondern knurrt wie ein getretener Hund. Und was macht man mit solchen Hunden? Man hält ihnen einen Wurstzipfel hin, lockt sie mit süßer Stimme: ›Ei, wo ist es denn, mein Hündchen? So brav ist es! Ja, nun komm mal her, nun komm, ist ja ein braver Hund, ein ganz liebes Schnutziputzi, ei, wie lieb er ist …‹ Und die meisten dummen Hunde senken den Kopf und kriechen schwanzwedelnd heran. Aber nicht mit mir, Sandra, nicht mit mir! Abgesehen davon, daß ich nicht wedele, ist dieser Allen Brass nicht nur mein Freund, sondern auch ein ganz durchtriebener Bursche! Er will mich zur Kapitulation zwingen, indem er mir Honig ums Maul schmiert.«
»Und wenn doch alles stimmt, Bob?«
»Nie und nimmer!«
»Könnte es nicht doch möglich sein?«
»Theoretisch ja! In Amerika ist nichts unmöglich! Daran muß man sich gewöhnen.«
»Na also …«
»Aber nicht in diesem Fall, Sandra! Es handelt sich vielmehr um einen plumpen Versuch, mich durch Neugier ins Netz zu treiben.«
Bob schwieg. Brass' Stimme dröhnte noch immer. Er brüllte gerade: »Du Superrindvieh! Merkst du denn nicht, daß wir alle dir nur helfen wollen?! Komm hervor, Bob!«
»So nicht, Allen!« Bob hielt Sandra fest, die plötzlich aufgesprungen war. »Sandra, wenn du jetzt alles kaputt machst …«
»Ich will nur wieder das Teewasser aufsetzen. Bob, du tust mir weh …«
Er hielt ihren Arm umklammert
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